Serdjūkow

[883] Serdjūkow, ein russischer Müller, lebte unter Peter dem Großen in der Gegend von Wyschnij-Wolotschok in dem Gouvernement Twer, wo die Twerza, ein Nebenfluß der Wolga, sich bis auf deutsche Meilen der in den Ilmensee gehenden Msta nähert, aus welchem See der Wolchowstrom in den Ladogasee fließt, dessen Ausfluß in den Finnischen Golf der Ostsee die breite u. schiffbare Newa bildet. Diese große, für Rußland so wichtige Wasserstraße, welche fast sämmtliche centralen Provinzen des Reiches mit einander in Verkehr bringt, wurde schon damals, nur durch einen Tragplatz zwischen der Twerza u. Msta unterbrochen, von Fahrzeugen u. Flößen benutzt, hatte aber den Übelstand, daß die Twerza während der Sommerzeit meist so seicht war, daß selbst kleine Kähne nur bis auf 2–3 deutsche Meilen von Wyschnij-Wolotschok gelangen konnten. Daher machte S. zwischen 1705–10 den ersten Versuch durch künstliche Dämmrungen eine temporäre Stauung des Twerza- u. Mstaniveaus herzustellen u. durchgrub an ein paar Stellen das Terrain, um die Kähne über die Tiefen zu schaffen. Später erweiterte u. vervollkommnete S. seine Anlagen so, daß ihm der [883] Czar 1719 zum Ersatz für die darangewandten u. auf 40,000 Rubel veranschlagten Kosten, gewisse Vergünstigungen u. das Recht verlieh von allen diese Wasserstraße einschlagenden Fahrzeugen eine bestimmte Abgabe zu erheben. Später wurde S., dessen Familie noch heut in mehren Zweigen in Rußland lebt, in den Adelstand erhoben u. gelangte in den Besitz eines großen Vermögens. Nach S-s um die Mitte des 18. Jahrh. erfolgtem Tode verblieb das System noch viele Jahre ein Eigenthum seiner Kinder u. Großkinder, bis 1774 die Kaiserin Katharina II. den Erben ihr Privilegium u. ihre Rechte abkaufte u. das Wyschnij-Wolotschoksche Kanalsystem (s.d.) dergestalt erweiterte, daß dadurch eine Verbindung der Ostsee, des nördlichen Eismeeres u. des Weißen, des Schwarzen u. Asowschen, sowie des Kaspischen Meeres bewirkt wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 883-884.
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