Stancārus

[680] Stancārus, Franciscus, geb. 1501 in Mantua, erhielt eine theologische Bildung, schloß sich den Anhängern der Reformation in Oberitalien an u. verließ, wegen der über dieselben verhängten Verfolgungen, sein Vaterland; 1543 war er in Chiavenna, 1546 in Basel, hierauf in Villach u. 1550 Lehrer der Hebräischen Sprache in Krakau u. wurde 1551 Professor der Hebräischen Sprache u. Theologie in Königsberg. In den Osiandrischen Streitigkeiten trat er auf die Partei der Gegner Osianders u. behauptete, daß sich das Mittleramt Jesu blos auf seine menschliche Natur beziehe. Weil er deshalb den Hof gegen sich hatte, ging er 1552 als Professor nach Frankfurt a. d. O., aber auch hier mit Musculus in Streit gerathen, bald von da nach Polen zurück. Da auch hier seine Ansicht Anstoß erregte, wendete er sich 1554 nach Ungarn u. Siebenbürgen, wo er sich zur Partei der Reformirten hielt. 1558 kehrte er nach Polen zurück, that hier viel zur Ausbreitung der Reformation, mußte aber auf mehren Synoden seine Ansicht verdammt sehen. Er st. 1574 in Stobnitz; alle kirchlichen Parteien verwarfen seine Ansichten, sogar Osianders Gegner. Er schr.: Canones reformationis ecclesiarum polonicarum, 1552; De trinitate et mediatore Jesu Chr. (gegen Bullinger), 1562; vgl. Wigand, De Stancarismo et Osiandrismo, 1585.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 680.
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