[590] Tiedge, Christoph August, geb. 14. December 1752 zu Gardelegen in der Altmark, studirte seit 1772 in Halle die Rechte, wurde 1776 Hofmeister zu Elrich in der Grafschaft Hohenstein, wo er mit Göcking, Gleim, Klamer Schmidt u. Elise von der Recke bekannt wurde; er folgte 1784 Gleims Einladung nach Halberstadt, ward 1792 Privatsecretär bei dem Domherrn von Stedern, unterrichtete nach dem Tode desselben 1793 dessen beide Töchte, u. zog mit der Familie nach Neinstädt bei Quedlinburg u. 1797 nach Magdeburg. 1799 machte T., welcher durch Gleims Vermittelung am Domstift in Halberstadt eine kleine Vicariatspräbende erhalten hatte, mit Elise von der Recke 18051808 eine Reise durch das nordöstliche Deutschland u. durch die Schweiz u. Italien, brachte mit ihr den Winter gewöhnlich in Berlin u. seit 1819 in Dresden, die Sommermonate in Teplitz u. Karlsbad zu. 1833 st. Frau von der Recke, doch hatte sie durch ein Vermächtniß für eine sorgenlose Lage T-s gesorgt; er selbst st. 8. März 1841 in Dresden. Er schr.: Poetische Episteln, 1801; Urania (ein didaktisches Gedicht), Halle 1801, 18. Aufl. (Miniaturausg.) Lpz. 1862; Frauenspiegel, Halle 1807; Elegien u. vermischte Gedichte, ebd. 1803; Das Echo od. Alexis u. Ida (ein Cyklus von Liedern u. Frauenspiegeln, 1812, von Himmel componirt); Robert u. Änuchen od. der singende Baum, ebd 1815; Denkmale der Zeit, ebd. 1814; Der Markt des Lebens, 1833; Lebensschilderungen der Herzogin von Kurland, Lpz. 1823. Gesammelte Werke, herausgeg. von A. G. Eberhard, Halle 1823; n. A. ebd. 1835, 10 Bde.; Poetischer Nachlaß, herausgeg. von A. Falkenstein, Lpz. 1842, 2 Thle. Vgl. Blicke in T-s u. Elisa's Leben, Berl. 1844. Zu Ehren T-s erhielt auch eine der Schillerstiftung (s.u. Schiller S. 187) ähnliche Stiftung, welche die Unterstützung u. Belohnung verdienter deutscher Dichter bezweckt, den Namen Tiedgestiftung; ihr floß ein Theil des Ertrags der Schillerlotterie zu. Die Vereinigung beider Stiftungen unter dem Namen Schiller-Tiedgestiftung ist bereits angebahnt.