Zahnküste

[504] Zahnküste (Zahndistrict, Elfenbein-, Elephanten-, Quaquaküste), Theil von Oberguinea, westlich vom Cap Palmas begrenzt, mit unbestimmten Grenzen nach Osten, wo bald der Fluß Issini od. Sueiro (da Costa), bald das Cap Apollonia, bald das Cap Tres Puntas zur Grenze angenommen wird. Im ersteren Umfange (bis zum Sueiro) enthält es die Küsten der Bösen u. Guten Leute (erstere gewöhnlich Drewins, letztere auch Quaquas od. Küste der fünf u. sechs Streifen, wegen der streifigen Zeuge, welche sie verfertigen, genannt), im letzten (bis zum Cap Tres Puntas) noch einen Theil des Reichs Ashantee. Der Küstensaum ist höchst einförmig, in dem westlichen Theile 2–300 Fuß hohe Sandsteinklippen, im östlichen Theile niedrig u. sehr fruchtbar. Nach dem Innern erhebt sich das Land zu hohen Bergen u. Gipfeln, soll überall reich bewaldet u. bewässert sein. Unter den zahlreichen Flüssen sind der Cavally, der St. Andreas, Lahn, Groß-Bassam u. Issini die bedeutendsten, zum Theil mächtige Ströme, von denen die beiden letztern nahe der Küste große Lagunen bilden. Die im Ganzen sehr dichte Bevölkerung wird auf etwa 1 Mill. geschätzt u. bewohnt längs der Küste mehre volkreiche Städte, sowie im Innern im Greboland viele Dörfer, sie ist meist industriös, wohlhabend u. sehr friedlich (daher Gute Leute, Bonos gentes), was besonders bei den Anwohnern des untern Lahn der Fall ist, deren Intelligenz u. civilisirtes Äußere Aufmerksamkeit erregt u. welche zugleich eine besser organisirte Regierung besitzt, als irgend ein anderes Volk dieser Gegenden. Abweichend davon gelten die Drewins (Schlechte Leute, Malas gentes) am St. Andreas, älteren Berichterstattern als wild, hinterlistig u. blutdürstig, während neuere Reisende ein mit regem Unternehmungsgeist begabtes, kräftiges u. interessantes Volk in ihnen gefunden haben wollen. Die Producte sind im Allgemeinen die von Ober-Guinea. Die Bevölkerung erzeugt viel Palmöl u. Reis; exportirt wird Gold, Palmöl, Camholz, Lebensmittel aller Art u. viel Elfenbein (daher der Name des Küstenstrichs). Von den europäischen Mächten haben nur Franzosen u. Niederländer Besitzungen hier, jene das Fort Nemours bei Groß-Bassam, diese ein Fort bei Axim.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 504.
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