1. Aderlassen, Abführen und Beichten Leib und See' erleichten.
2. Aderlassen ist gut, so oft es von nöthen thut; wer's nicht bedarf, dem ist lassen das Beste. – Fischart, Prakt.
Das Aderlassen war im 17. Jahrhundert wie Essen, Trinken und Schlafen ein Lebensbedürfniss. Die Blutentziehungen erfolgten massenweise und waren in ein System gebracht. Ein kölner Arzt (Avicenna N. Crusius) hatte in seinem »Regimen sanitatis« für alle Monate im Jahre eine feste Regel dafür gegeben. So heisst es: »Im Jenner ist gut Häuser bauen, Hochzeit machen, aber niemals Aderlassen. Im Hornung ist gut Hölzer spalten, warm sich halten und am besten – Aderlassen. Im Märzen ist gut Bäume schneiden und am Daumen Aderlassen« u.s.w. durch alle Monate. G. Hesekiel hat in einer Erzählung aus dem Dreissigjährigen Kriege diese Regeln vollständig verwoben. (Vgl. J. Rodenberg, Deutsches Magazin, 1861, II, 16).
3. Man kann wol andern zu Liebe Aderlassen, aber nicht – glauben.
4. Soll das Aderlassen bekommen wohl, so sei den ersten mässig, den zweiten frässig, den dritten toll und voll. – Bremser, 30.
5. Aderlassen ist gut, wenn es noth thut; wer's aber nicht bedarff, dem ist lassen das best. – Henisch, 23, 59; Petri, II, 3.
6. Beim Aderlassen ist – Lassen das Beste.
Denn die Böhmen sagen: Zur Ader lassen, heisst den Nagel in den Sarg schlagen: Krev pustiti, hřebík v rakev vraziti. (Čelakovský, 149.)
7. Es ist gut Aderlassen, wenn's dem Bader an Geld fehlt.
Dän.: Det er altid god aareladen, naar barskoren fattes penge. (Prov. dan., 4.)
8. Man kann wol Aderlassen, man darf aber die Pulsader nicht fassen.
Dän.: Skulde den grove ader slaaes, vilde blodet snart löbe ham tit dödr. (Prov. dan., 6.)
9. Man soll so zur Ader lassen, dass keine Ohnmacht erfolgt.
Dän.: Man skal saa aarlade undendanerne, at de ey fald i afmagt. (Prov. dan., 4.)
10. Wer aderlassen will, muss auch verbinden können.
Dän.: Hvo som vil aderlade, moa og kunnt forbinde. (Prov. dan., 6.)