1. Af der Hochzet wêch Brît, nô der Hochzet Koamer uch Nît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 263.
2. Auff Hochzeiten soll man frölich sein, wenn man zu grabe geht, so ists wainens- vnd trawrenszeit. – Henisch, 1723, 15.
3. Die erste Hochzeit ist ein lieblich Ding, sie geht durch die Brautschaft; die zweite ist ein bittersüss Ding, sie geht durch die Witwenschaft; die dritte ist ein Ding, vor dem behüte Gott jedes Menschenkind.
4. Die Hochzeit findet Kleider, die Arbeit Groschen. (Lit.)
5. Ed öss kaan Hochzeid essu klaan, cd michd sich nôg aan'. (Trier.) – Laven, 180, 37.
Es ist keine Hochzeit so klein, es macht sich noch ein'. In Köln: Kein Huhzick es esu klein, sei brengt er noch ein. (Weyden, II, 6.)
6. Eine Hochzeit macht die ander. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 33; Simrock, 4801.
7. Eine Hochzeit wird nicht leicht vollbracht, eine andere wird dabei erdacht. – Simrock, 4800; Seybold, 397; Braun, I, 1410.
Dän.: Det er et skarns bryllup, hvor der er kun en brud. – Et bryllup giør det andet. (Prov. dan., 93.)
8. Es ist eine Hochzeit, da man nirgend einen Rauch gesehen.
9. Es ist eine Hochzeit nie so kli, es gibt auch ein Bräutli dabi. (Schweiz.)
10. Es ist keine Hochzeit ausgericht't, wo nicht eine zweite ward ausgedicht't. – Frischbier2, 1636.
11. Es ist nicht alle Tage Hochzeit.
It.: Ogni giorno non si fa nozze. (Pazzaglia, 246, 1.)
12. Es ist nit iederman auff die hochzeit geladen. – Franck, II, 40a; Simrock, 4805; Reinsberg IV, 19.
13. Es ist noch keine so köstliche Hochzeit gewesen, dass nicht einer über schlechte Bewirthung geklagt hätte. – Winckler, XV, 40.
14. Es ist noch nie eine Hochzeit gewesen, wo sich der Teufel nicht zum Brautdiener erlesen.
15. Es kommt mancher zur Hochzeit, der am wenigsten daran denkt. – Parömiakon, 992.
16. Es wirdt kein Hochzeit je vollbracht, es ward ein newe darbei gemacht. – Petri, II, 303; Henisch, 1482, 50; Sutor, 462; Körte, 2887.
Lat.: Nuptiae nuptiarum sunt occasiones. (Sutor, 462; Binder II, 2323; Philippi, II, 57; Seybold, 397.)
[695] 17. Frühe Hochzeit hat niemand gereut. – Eiselein, 314.
18. Frühe Hochzeit, lange Liebe. – Eiselein, 314; Simrock, 4802; Körte, 2885; Braun, I, 1411.
19. Glänzende Hochzeit, schlechte Ehe.
In Nordamerika liebt man Hochzeiten, wie solche in Deutschland, ja ganz Europa üblich sind, nicht. Durch das obige Sprichwort wird das sehr verbreitete Vorurtheil, das man gegen glänzende Hochzeiten hat, ausgesprochen. Brilliant nuptials, wretched marriage, heisst es; und wiewol der Amerikaner nicht abergläubisch ist, so sucht man doch das Omen zu vermeiden. Wenn überhaupt eine Hochzeitfeier stattfindet, so pflegen nur Aeltern und Geschwister daran theilzunehmen. (Ueber amerikanische Hochzeiten vgl. Frauen im Amerika von Dr. Kolatschek, Wien 1864.)
20. Heimliche Hochzeit, öffentliche Schande.
Dän.: Giør du dit giftermaal hemmaelig, da bliver det ulyst offentlig. (Prov. dan., 231.)
21. Hochtîd gân, Vadder stân1 un Fenster geven2 het mennig Bûr von de Plâts3 afdreven. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 693; Bueren, 573; Hauskalender, II.
1) Gevatter stehen.
2) Bezieht sich auf den norddeutschen Brauch des Fensterschenkens und des darauf folgenden Fensterbiers (Finsterbêr). Es ist dies ein Festgelag beim Schenken der Fenster in ein neugebautes oder ausgebessertes Haus. (Frommann, VI, 286, 693.)
3) Stelle, Landgut. – Stürenburg (307) hat statt: Fenster geven, Kinddop gäven.
22. Hochzeit, Begräbniss und Kindtaufen machen, dass ich muss zum Thor 'naus laufen.
Aus dem Handelsbuch eines breslauer Kaufmanns. (Schlesische Provinzialblätter, 1862, S. 567.)
23. Hochzeit gehen, Kinder heben ist ein Ehr', macht aber einem den Seckel leer. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 58; Sailer, 72.
Die Annahme dieser theuern Ehre wird von Bekanntschafts-, Verwandtschafts- und andern Rücksichten geboten. Die Holländer sagen: Bei Hochzeiten und Kindbetten unterhält man die Freundschaft. Die Franzosen und Italiener: Bei Hochzeiten und Begräbnissen erkennt man Freunde und Vorwandte. (Reinsberg VII, 23.)
24. Hochzeit haben ist besser als Todten begraben. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 59; Simrock, 4808.
25. Hochzeit ist eine kurtze frewd vnd lange vnlust. – Petri, II, 384.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Mancher geht zur Hochzeit und weiss nicht, was ihm die Zeit aufhebt. (Cahier, 2475.) Die Tamulen sagen: Auf die Hochzeit folgt ein Halbjahr Hunger. Die Hochzeit wird nämlich bei den Tamulen überaus prächtig hergerichtet; da man aber mit blinder Lust in unreifem Alter und ohne Mittel den Hausstand zu beginnen pflegt, so muss man, bei einem üblichen Zinsfusse von 12 Procent, mit Schulden anfangen, die nach der Hochzeit grosse Entbehrungen auflegen. (Vgl. Steger, Ergänzungs-Conversationslexikon, XII, S. 724.)
26. Hochzeit machen ist wing (wenig), aber haushalten ist ein theuer Ding.
Dän.: At holde bryllup er let, at holde huus siden er ei saa let. (Prov. dan., 93.)
27. Hochzeit macht eine Woche glücklich.
Böhm.: Dobrá svatba týden trvá. (Čelakovsky, 382.)
28. Hochzeit macht Hochzeit.
29. Hochzeit macht man nicht von Pflöcken und Ehre nicht von Zaunstecken. (Estn.)
30. Hochzeit und Begräbniss sind oft nicht weit auseinander.
Böhm.: Kde svatby, tu i pohřby. (Čelakovsky, 312.)
31. In Hochzeiten vnd Kindbethen erhelt man freundschafft. – Petri, II, 405; Henisch, 341, 35.
32. Keine Hochzeit ohne Brautwerber.
Die Polen fügen hinzu: Kein Leichenschmaus ohne Bettler (oder Grossväter). Der erste Theil dieses Sprichworts bedarf keiner Erklärung, der andere bezieht sich auf das wohlorganisirte Institut der Bettelei in Polen. Die Grossväter sind Bettler, die sich an Feiertagen oder andern feierlichen Gelegenheiten, wie Hochzeiten, Wallfahrten u. dgl. in ganzen Schwärmen zu versammeln pflegen. Sie stellen sich dann in langen, dichten Reihen vor der Kirche auf und fangen nicht selten Schlägereien an, wobei sie sich ihrer Krücken und Stöcke als Waffen bedienen. Es gibt darunter förmliche Bettlerfamilien, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vermehren und ihre gesunden Kinder zu ihrem Stande erziehen. Des Weitern verweise ich auf die culturhistorisch werthvolle Behandlung dieses Sprichworts bei Wurzbach I, 60.
Poln.: Nu kaźdym weselu swat, na kaźdej stypie dziad. (Wurzbach I, 60.)
[696] 33. Keine Hochzeit ohne Gesang, kein Begräbniss ohne Klang. – Winckler, XII, 76.
It.: Ne nozze senza canto, nè mortorio senza pianto. (Pazzaglia, 246, 2.)
34. Man muss der Hochzeit ihr Recht lassen.
Luther (Kirchenpostille, 2. p. Trin.): »Wo es züchtig zugehet, lasse ich der Hochzeit ihr Recht und Brauch und Tanz immerhin.«
35. Man soll nicht ungeladen zur Hochzeit gehen.
Frz.: L'en ne doit point aller aux noces qui n'y est convoyé. (Leroux, II, 254.)
36. Min Söän1, wenn du 'n Höägen2 lank geist, ätt langsoam, du lööwst3 nich, watt du denn rin schlagen kannst. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 30.
1) Sohn.
2) Hochzeit.
3) Glaubst.
37. Nach der Hochzeit erkennt (sieht) man des Weibes Bossheit oder frombkeit. – Petri, II, 486.
Aber leider für den ersten Fall zu spät.
38. Nach der hochzeit erkent man des weibs bossheyt (Schalkheit). – Franck, II, 71a; Gruter, I, 60; Sutor, 458; Eiselein, 682; Simrock, 4804.
»Dann zeucht die Braut mit ihrem Kleid, die Larve von der Hässlichkeit, legt Grazien und holden Sinn mit ihrem Hochzeitkranze hin.« (Butler.) Die Aegypter drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Wenn die Hochzeit mit ihrer Suppe (mit dem Schmause) beschlossen ist, legt jeder seine Lumpen an. (Burckhardt, 487.) Der wahre Charakter wird wieder angenommen, wenn die Verstellung nicht mehr nöthig oder nicht mehr vortheilhaft ist. Daher, weil auch die ärmsten Leute zu einer Hochzeit schöne Kleider anziehen, selbst wenn sie sich dieselben dazu borgen sollten.
Lat.: Sapere post factum. (Sutor, 458.) – Simul cum amictu corporis pudor ponitur. (Eiselein, 632.)
39. Nach der Hochzeit hebbet de Männer öre Frûen sau leif, als dat Wâter in der Kîpen. (Hannover.) – Schambach, I, 30, 4.
Eine Klage der Frauen über die Männer.
40. Schrei net vür de Hochzig Juch! (Henneberg.)
41. Vil hochzeit haben nit ehr. – Franck, I, 69b; Simrock, 4803; Körte, 2886; Braun, I, 1412.
42. Vor der Hochzeit fegt das Mädchen selber die Balkone und nach derselben ruht der Staub, sie isst als Frau Makrone. (Bergamo.)
43. Vor der Hochzeit gibt's Küsse, nach der Hochzeit Schmisse. (Elbing.) – Frischbier2, 1638.
44. Vor der Hochzeit soll jeder drei Jahre närrisch sein. (Poln.)
Das Recept wäre sehr gut, wenn die Befolgung desselben vor dem Närrischsein nach der Hochzeit schützte.
45. Wenn die Hochzeit aus, gehen die Gäste nach Haus.
Die Russen fügen hinzu: Und die Vermählten ins Bett. (Altmann VI, 472.)
46. Wenn die Hochzeit ein Jahr vorbei, dann kennt man der Ehe Litanei.
Dän.: Om aaret efter kand man først sige, hvad det er at være gift. (Prov. dan., 3.)
47. Wer mit der Hochzeit eilt, gewinnt Zeit zur Reue.
Dän.: De som haste med giftermaal, have siden tiid nok at fortryde det. (Prov. dan., 231.)
48. Wer zur Hochzeit geht uneingeladen, geht roth (schamroth) davon zu seinem Schaden.
49. Wie die Hochzeit, so der Kuchen.
50. Z' Hochsig goh und z' Gevatter stoh is en Ehr', aber es macht den Geldsack leer. (Schweiz.)
51. Zu Hochzeiten und Taufessen muss man nicht uneingeladen gehen.
Engl.: Go neither to a wedding nor a christening without invitation. (Bohn II, 361.)
52. Zur Hochzeit soll man die Freud auf Leiterwagen zusammenführen, weil bald koan Bachkarl1 davon übrigbleibt. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
1) Die strohgeflochtenen Schüsseln, in welche die noch ungebackenen aber geformten Laibe gebracht werden.
*53. Auf dieser Hochzeit hat man mit Klössen geladen und mit Bratwurst geschossen. (Meiningen.)
Es war alles vollauf da.
*54. Auf einer fremden Hochzeit tanzen.
[697] *55. Bei seiner Hochzeit hat Armuth die Lauten geschlagen und Elend dazu gepfiffen.
*56. Das ist eine schöne Hochzeit (Chasne). – Tendlau, 598.
Zur Bezeichnung jedes tollen Lärms. Da der alte Jude das Wirthshaus nicht besuchte, so war eine Hochzeit fast die einzige Gelegenheit, einmal »über die Schnur zu hauen«.
*57. Der schreit vör der Hochzeit Juch! (Henneberg.)
Er schreit vor der Hochzeit »Juchhe«; er nimmt die Hoffnung für die Wirklichkeit.
*58. Dî äs ängden (immer) af der Hochzeit. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 63.
*59. Die Hochzeit andingen. (Oberösterreich.)
Am vorletzten Sonntag vor dem Hochzeitstage wird »angedingt«, d.h. es wird mit dem Wirthe, bei dem die Hochzeit gehalten werden soll, über das Mahlgeld verhandelt, die Zahl der Gäste ihm endgültig mitgetheilt. (Baumgarten.)
*60. Die Hochzeit hat ein Loch. (Frankenwald.)
D.h. sie ist zu Ende.
*61. Einem Hochzeit machen.
Ihn durchprügeln. »Erwischt ein kolben gross und schwer, thet jm damit ein hochzeit machen.« (Waldis, III, 65, 24.)
*62. Er dingt die Hochzeit an, eh' er ein Weib nimmt. – Körte, 2888a.
*63. Er hat seine Hochzeit verloren.
Wenn jemand getäuscht, Müh' und Geld verliert. Von jemanden, der, als er alles zur Hochzeit zurechtgemacht hatte, nicht dazukam.
*64. Er hat zu früh Hochzeit gemacht.
*65. Er macht Hochzeit mit einer Seilerstochter in einem Hause mit vier Säulen. – Parömiakon, 2544.
Stirbt am Galgen. (S. ⇒ Feldbischof, ⇒ Hochzeitstanz und ⇒ Seilerstochter.)
*66. Es ist eine Hochzeit, bei der man nirgends Rauch gesehen. – Körte, 2888; Braun, I, 1413.
*67. Es ist eine üble Hochzeit.
*68. Es ist Hochzeit und Beschneidung zugleich. – Blum, 441.
Um eine Ueberfülle von Freude zu bezeichnen.
*69. Ich werde auf deiner Hochzeit tanzen. – Frischbier, 1637.
Als Entschuldigung gebraucht, wenn man einen andern auf den Fuss tritt.
*70. Ich will ihm auf die Hochzeit kommen.
»Wenn ich jm auff die Hochzeit komb, wil ich des alten Narrn nicht fehlen.« (H. Sachs, Fabeln und gut Schwenck, XXXII, 1.) – »Ir Dölpe, jr habt mirn Feyhel (Veilchen) genommen; ich wil auch auff die Hochzeit kommen.« (H. Sachs, LI, 2.)
*71. In die Hochzeit tragen. (Oberösterreich.)
Die Braut wird vor der Hochzeit von den Verwandten besucht, die ihr allerlei Geschenke mitbringen, was man durch die obige Redensart bezeichnet. (Baumgarten.)
*72. 'Ne Hochtit oppen Stall sloan. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 190.
Sie nicht besuchen.
*73. Welsche Hochzeit und stumme Sünd'. – Eiselein, 625.
74. Die Hochzeiten werden in der Stille gefeiert, der Lärm fängt in der Ehe an.
75. Helt man lange Hochzeit, so seufft man lang. – Sarcerius, 465.
76. Späte Hochzeiten, frühe Waisen.
77. Wer zur Hochzeit geht, muss seine Suppe theuer bezahlen.
*78. Die Hochzeit ist zu spät gewesen.
Wenn ein Mädchen als Jungfrau getraut, aber zu zeitig Mutter geworden ist.
Dän.: Aske-brud bliver aldrig kirke-brud. (Prov. dan., 40.)
*79. Es ist eine Hochzeit ohne Musik.
Jüd.-deutsch: A Chassene (Hochzeit) uhn Klesmer (Musikanten).
*80. Vor der Hochzeit zu Gevatter bitten.
Brockhaus-1911: Hochzeit · Diamantene Hochzeit · Aldobrandinische Hochzeit
DamenConvLex-1834: Hochzeit, Hochzeitsgebräuche
Herder-1854: Hochzeit · Aldobrandinische Hochzeit
Meyers-1905: Hochzeit [2] · Hochzeit [1] · Hochzeit, heilige · Silberne Hochzeit · Kapitolinische Hochzeit · Diamantene Hochzeit · Aldobrandīnische Hochzeit · Eiserne Hochzeit · Hochzeit zu Kana · Goldene Hochzeit
Pierer-1857: Hochzeit [2] · Silberne Hochzeit · Hochzeit [1] · Aldobrandinische Hochzeit · Goldene Hochzeit
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