1. Beter is dôt geslapen, denn dôt gelopen.
Lat.: Stertendo praestat quam cursu fata subire. (Tunn., 192.)
2. Beyzeiten schlaffen gehen, früe auffstehen vnd jung freyen soll niemand gerewen. – Henisch, 1207, 32; Mathesy, 203b.
3. De da will slâpen, de mut ôk wat schâpen. (Holst.) – Schütze, IV, 23; Diermissen, 277.
Wer gut schlafen will, muss rüstig schaffen, arbeiten.
4. De der slöpt, de bitt (beisst) nüms (niemand). (Ostfries.) – Bueren, 124; Frommann, III, 430, 289; Eichwald, 1743.
5. De lang slöppt, de Gott ernährt, de fro upsteit, de vêl vertêrt. – Bueren, 146; Eichwald, 1744; Frommann, IV, 141, 300; Schlingmann, 1234; Hauskalender, I.
6. De lâng slöppt un denn flink löppt, kümmt ôk to Städ1. (Mecklenburg.) – Günther. II, 199, 34; Firmenich, I, 70, 2.
1) In der Altmark: ...und drall löppt, kümmt doch to Maot. (Danneil, 275.) – Wer seine Kräfte zusammennimmt, kann manches Versäumte durch grössere Thätigkeit wieder einholen.
7. De lang slöpt un flîtig löpt, den segnet Gott in Slâp; de frö upsteit un nig vêl deit, dat is vergebliche Arbeit. (Holst.) – Schütze, III, 9.
8. Denck nicht, dass schlaff der gantze hauff, der lig und mit der nasen schnauff.
Lat.: Naso stertentes, interdum sunt uigilantes. (Loci comm., 71.)
9. Der kann sanft schlafen, der keine Sorge hat.
Bei Tunnicius (211): He mach sachde slapen, de neine sorge heft. (Dormit in utramvis aurem quem cura relinquit.)
10. Der schläft auf sanftem Kissen, der rein ist im Gewissen. – Parömiakon, 2201.
11. Der schläft nicht fest, der an die Füsse friert.
12. Der schläft sicher, wer nichts zu verlieren hat.
Frz.: Celui qui n'a rien à perdre, peut dormir en sureté. (Kritzinger, 525b.)
13. Der schlefft wol (sanfft), der nit empfindt (fühlet, weiss), das er hart (unsanft, übel) ligt. – Franck, I, 66a; Lehmann, II, 66, 167; Petri, II, 106; Henisch, 1679, 1; Simrock, 9041; Witzfunken, IVb, 111; Körte, 5328; Körte2, 6669.
Böhm.: Sladké vyspání – pĕst pod hlavu a pasem ee přikrýti. (Čelakovsky, 283.)
Lat.: Bene dormit qui non sentit quam male dormiat. (Franck, I, 61a.)
Poln.: Słodkie wyspanie pięść pod głowę a pasem się odsziawzy. (Čelakovsky, 283.)
14. Du gewinst dein Ding schlaffend. – Sutor, 277.
15. Ein gut Schlaffen ist so gut wie ein gut Essen. – Henisch, 948, 47; Petri, II, 838; Körte, 5327; Simrock, 9039; Braun, I, 3881; Masson, 303.
16. Ein jeder schläft bei seiner Frau auf seine Weise. – Pistor., X, 92; Simrock, 9046.
17. Einer schlefft vnd sein Netz fahet. – Petri, II, 181; Sprichwörterschatz, 125.
18. Es ist übel zu schlaffen, wenn man sich selber wiegen muss. – Winckler, V, 32.
19. Es kommt nichts im Schlaf. – Simrock, 9040.
20. Es mag sanfft schlaffen, der kein sorg hat. – Petri, II, 241.
21. Es muss mancher hungrig schlafen gehen, wenn er auch einen Backofen im Hause hat.
In Aegypten sagt man von einer Person, die Mangel leidet, obgleich sie dem Ueberfluss am nächsten ist: Sie ging hungrig schlafen, und ihr Mann ist ein Bäcker. (Burckhardt, 148.)
22. Es schlaffen nit all, die da schnarchen. – Franck, II, 921.
Bei Tunnicius (917): Se slapen nicht al de snorken [197] unde de ogen tô hebben. (Non stertens omnis dormit neque lumina claudens.)
Dän.: De søve ikke alle der snive og snarke. (Bohn I, 357.)
Poln.: Nie každy śpi, co chrapi. (Lompa, 23.)
23. Es schlaffen nit all, die die augen zu hond. – Franck, I, 78a; Petri, II, 523; Lehmann, II, 138, 97; Coler, 589a; Schottel, 1120b; Sailer, 270; Oec. rur., 576; Winckler, XX, 87; Frischbier2, 3315; Braun, I, 3878.
Böhm.: Nespí každý, kdo přivřené oči má. (Čelakovsky, 43.)
Dän.: Man soffner ey alt det man skryder. (Prov. dan., 517.)
It.: Non tutti dormono quelli ch' hanno serrato gl' occhi. (Pazzaglia, 104, 2; Bohn I, 115.)
Kroat.: Nespi vsaki, koi oči zaperte derži. (Čelakovsky, 43.)
Lat.: Non omnes stertentes dormiunt. (Binder II, 2199.)
24. Es schläfft einer sänffter in gutem Gewissen, als in gantzer Haut. – Lehmann, 311, 4.
Dän.: Swar er den søffn, som med synden synden soffwis. (Prov. dan., 522.)
25. Es schläft einer nicht so lange als der andere.
Die Dänen geben an, wie lange der eine oder der andere nach seinem Berufe schlafe: En student ma sove sex timer, en vandrings mandsyv, en arbeyder otte, en lad nitten. (Prov. dan., 521.)
26. Es schläft mancher mit offenem Auge wie der Hase.
Glaube also nicht, dass er wirklich schläft.
27. Es schläft nicht jeder, der im Bette liegt. (Surinam.)
28. Es schläft sich keiner zu einem grossen Manne.
Lat.: Ut famam acquiras, festinus desere lectum. (Gaal, 550.)
29. Es schlefft einer desto sanffter, wenn hundert Gulden für dem Bethe stehn. – Petri, II, 296; Henisch, 343, 17.
30. Es seynd noch nit alle schlaffen gangen. – Sutor, 974.
31. Früe schlaffen gehen vnd früe auffstehen erspart viel Apotekens. – Mathesy, 210b.
32. Früe schlaffen gehen vnd früe auffstehen ist vor viel Kranckheiten ein bewerthe Artzney. – Lehmann, 51, 46; Henisch, 1265, 4; Petri, II, 319.
33. Früh schlafen gehen und früh aufstehen schliesst viel Krankheiten die Thür zu. – Simrock, 9085.
Dän.: Stat aarle op, det giver dig en sund krop. (Prov. dan., 552.)
Engl.: Early to bed and early to rise make a man healthy, wealthy and wise.
Frz.: Lever à cinq, diner à neuf, souper à cinq, coucher à neuf font vivre d'ans nonante-neuf.
Schwed.: Tidigt i säng och bittida uppgør en man sund, rik och wis. (Marin, 26.)
34. Gänk schlôfen en Schtanjd nô den Küken und schtänd af müt dem Dâch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 420.
35. Gut schlafen ist so gut wie gut essen.
36. Ich schlafe nicht besser, sagte der Bauer (die alte Frau), als in der Predigt.
37. Je länger man schläft, je weniger man lebt.
It.: Chi voglia più chè gl' altri, anche più vive. (Pazzaglia, 414, 4.)
Poln.: Długi sen krótkie życie. (Lompa, 9.)
38. Je lenger geschlaffen, je weniger geschaffen. – Petri, II, 844.
39. Je mehr man schläfft, je mehr man schlaffen will. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 29.
Holl.: Alle ding is maar eene gewoonte, hoe meer men slaapt, hoe meer men slapen wil. (Harrebomée, I, 134.)
40. Lang schlaffen thut Laster schaffen. – Petri, II, 431.
41. Man darf nig slopen, wenn dat Glück vör der Dühr ess. (Lippe.)
42. Man kann nicht für andere schlafen, aber für sie arbeiten.
It.: S'io dormo, dormo a mi, s'io lavoro, non so a che. (Bohn I, 126.)
43. Man kann nicht zugleich schlafen und Schildwach stehen.
It.: Non si puol dormire, e far la guardia. (Pazzaglia, 104, 3.)
44. Man schläfft sich nit gelert. – Franck, II, 155b; Gruter, I, 58; Eiselein, 550; Simrock, 3358; Körte, 4036; Braun, I, 2504.
Lat.: Multi scire volunt, sed vere discere nolunt. (Sutor, 732.)
[198] 45. Man schläft nicht gut mit hungrigem Magen.
46. Man schläft nicht, um zu ruhn; man schläft, um zu thun.
Schlaf ist nicht des Schlafes Zweck, sondern nur ein Mittel, die verlorenen Kräfte zu ersetzen. Die Finnen sagen gar treffend: Der Schlaf endigt nicht mit schlafen und die Arbeit nicht mit arbeiten. (Bertram, 49.)
47. Man schläft sich nicht gescheidt. – Petri, II, 464; Sailer, 185.
It.: Molto sonno, poco ingegno. (Pazzaglia, 357, 1.)
48. Mancher kan nicht schlaffen, er trinck jhm den erst ein Küssen. – Petri, II, 451.
49. Ruhig schläft, wer nichts zu verlieren hat. – Lohrengel, I, 574.
50. Schlaf lang, iss früh, macht feiste Backen, bringt lange Schnur vnd kurze hacken. – Waldis, IV, 51, 17; Petri, II, 528.
51. Schlaf wohl, sagte der Einäugige, als ihm ein Splitter ins gesunde Auge fuhr. – Burckhardt, 38.
Von denen, die meinen, es müsse jeder so anschauen und denken als sie, die daher die Welt blos nach ihrer Empfindung beurtheilen. Jener Einäugige meinte nämlich, es sei Nacht geworden und alle sollten mit ihm schlafen.
52. Schlafen bringt kein Brot ins Haus.
Poln.: Kto długo léga, tego chléb odbiega. (Lompa, 16.)
53. Schlafen reichet nicht.
Macht nicht reich.
Lat.: Qui dormiunt libenter sine lucro et cum malo quiescunt. (Grubb, 95.)
54. Schlafen stillt den Hunger nicht.
It.: Chi si cava il sonno; non si cava la fame.
55. Schlafend und im Krug (Wirthshaus) führt man keinen Pflug.
Die Finnen: Schlafend bearbeitet man nicht sein Land, sitzend nicht die Felder des Vaters. (Bertram, 44.)
56. Schlaff vnd lauff. – Franck, I, 50a; Körte, 5325.
57. Schlaffen die Pauern, so wachen die Gänss. – Lehmann, 585, 2.
58. Schleffstu, dein Schad wacht. – Petri, II, 529.
59. Schlâp, seit Lambeätes, do schlog he en Lûs duet. (Gladbach.) – Firmenich, III, 517, 61.
60. Schlape gahne öss wol gedahn, frö opstahne geit mi nuscht an. – Frischbier2, 3316.
61. Schlâpe gahne, woll gedahne, morge mott wie fröh opstahne. – Neue Preuss. Provinzialbl., XI, 444.
62. Schlöpst du to'n ierschten moal bî mi, un wist 'ne Jumfernschaft häw'n, söä de Dêr'n. – Schlingmann, 283.
63. Sie schlaffen nicht alle, die da schnarchen (oder: mit der Naasen schnauffen). – Tappius, 135a; Eyering, I, 698; Lehmann, II, 569, 77; Petri, II, 523; Simrock, 9045.
Holl.: Si en slapen niet al die snuven. (Tunn., 22, 8.)
Lat.: Nare resonantes interdum sunt vigilantes. (Fallersleben, 790.)
64. Sie sind noch nicht alle schlaffen, die heynt eine bose nacht sollen haben. – Agricola I, 471; Lehmann, II, 569, 79; Chaos, 1050; Schottel, 1137b; Egenolff, 206a; Sailer, 209; Simrock, 9043; Körte, 4412; Suringar, CXXXI, 8, 10, 18, 21 u. 30.
Holl.: Zij slapen allen nog niet, die eenen boozen nacht zullen hebben. (Harrebomée, II, 116a.)
Lat.: A solis occasu, non ab ortu describe diem. (Philippi, I, 44.)
65. Viel schlafen macht, dass man des Amts nicht acht.
Lat.: Dormit secure, cui non est functio curae. (Binder I, 368; II, 848; Seybold, 136.)
66. War lange slöpt un drall löpt, däm sägent God den Slâp. – Schambach, II, 545.
Wenn jemand lange schläft, aber dann auch rasch und tüchtig arbeitet, so kann er auch wol zu Wohlstand kommen.
67. Wär slöpt, dei bit un brekt nich. – Schambach, II, 571.
Wer schläft, der beisst und bricht, d.h. verzehrt nichts. Eine scherzhafte Rechtfertigung des Langschlafens. (S. ⇒ Beissen 29.)
68. Wei lange slöpet, den Gott ernährt, wei freuh upstett, sin Gut vertehrt. (Waldeck.) – Curtze, [199] 342, 350; für Lippe: Firmenich, I, 269; für Iserlohn: Woeste, 78, 317; für Driburg: Firmenich, I, 362, 20.
Die Dänen versichern aber, dass der, welcher zu lange im Bett liegt, wenn er aufsteht, nichts findet: Hvo lenge soffner paa sin bed, hand fonger lidet faar sin neb. (Prov. dan., 517.)
69. Wenn andere schlaffen, muss das Oberhaupt wachen.
Lat.: O principes tenebrarum dormire luce, potare nocte. (Chaos, 971.)
70. Wenn man schlaffen gehet, soll man die sorgen in die schuh stecken. – Lehmann, 720, 32.
71. Wer allein schläft, bleibt lange kalt; zwei wärmen sich einander bald. – Schulze, 119; Simrock, 134.
72. Wer allzeit schlafft biss in tag, Ehr vnd gut selten gewinnen mag.
Lat.: Qui cupit in lecto lucem uidere diei, honor et diuitiae raro dabuntur ei. (Loci comm., 149.)
73. Wer fest schläft, der wacht von einem Flohstich nicht auf.
Frz.: Qui dort bien puces ne craint.
Lat.: Profunde dormienti pulices innocui. (Bovill, II, 212.)
74. Wer gut schläft auf harter Bank, ist weich genug gebettet.
Lat.: Bene dormit, qui non sentit quam male dormiat. (Philippi, I, 57; Fischer, 27, 8.)
75. Wer gut schläft, den stört ein Flohstich nicht.
Frz.: Qui bien dort ne sent pas les puces. (Kritzinger, 246a.)
It.: Chi ben dorme, non sente le pulci. (Bohn I, 78.)
76. Wer gut schläft, liegt auch auf Steinen weich.
Holl.: Die gerust slaapt, ligt zacht op steenen. (Harrebomée, II, 302a.)
77. Wer gut schläft, sündigt nicht. – Parömiakon, 2280.
78. Wer gut slapen will, mut sick gut betten. (Rendsburg.)
Die Spanier empfehlen dem, der gut schlafen will, sich das Bett eines Bankrotten zu kaufen. (Bohn II, 19.)
Böhm.: Kdo chce spécti sladce, nech vĕcĕri krátce. (Čelakovsky, 296.)
79. Wer immer hart schläft, liegt auch auf Steinen weich. – Rabener, Satiren, IV.
80. Wer lang' schläft, der schläft sich warm; wer früh aufsteht, der frisst sich arm. (Dönhofstädt.)
81. Wer lang schläpt un driest löpt, kümmt ok tau Stär. (Mecklenburg.) – Raabe, 103.
82. Wer lang slöpt un drell (fix) löpt, kümmt ôk noch met. (Stendal.) – Firmenich, III, 132, 7.
83. Wer lange schläpt, de gau löpt. (Holst.) – Schütze, IV, 10.
Wer lange geschlafen hat, muss desto schneller sein, das Versäumte nachzuholen.
84. Wer länger schlaft als sieben Stund, verschlaft sein Gut mitsammt sein G'sund. (Oberösterreich.)
Frz.: Celui qui dort bien tard son bien le sent. (Kritzinger, 246a.)
85. Wer länger schläft wie sieben Stund', verschläft sein Leben wie ein Hund. – Eiselein, 567; Simrock, 9036; Körte, 5324; Braun, I, 3873.
In der Schweiz: Wer länger schloft as sibe Stund, verschloft si Läbe wie 'ne Hund. (Sutermeister, 124.) »Zum Schlaffen sind dir sieben Stund erlaubt, drey bet von Hertzensgrund, zwo iss, zwey Stündlein ausspatzür und zehen Stund mit Fleiss studir.«
It.: La sozieta del sonno rende la mente stupido e pigra.
Lat.: Septem horas dormi, tres ora, accumbe duobus, expatiare duas, da studiisque decem. (Seybold, 551.) – Septem horas dormire, satis est juvenique senique. (Binder II, 3084; Eiselein, 567.)
86. Wer länger schlöpt ass sêwen Stund', is woll fuler ass'n Scheperhund. – Schlingmann, 1235.
87. Wer nicht kann schlafen, der geht in die Kirche. – Petri, II, 741.
Wie Gellius erzählt, wählte der römische Kaiser Augustus, der an Schlaflosigkeit litt, ein anderes Mittel, er liess das Bett eines sehr verschuldeten Soldaten kaufen, weil er meinte, es müsse irgendein Zauber diesen trotz aller Sorgen haben schlafen lassen.
Dän.: Hvo ikke kand sove, gaa i kirke. (Prov. dan., 50.)
Frz.: A chapte le lict dung grand debteur, car a dormir il porte bonheur.
Lat.: Eme lectum viri obaerati. (Bovill, I, 208.)
88. Wer nicht schlafen kann, der sagt, sein Bett ist schlecht gemacht.
Dieselbe Erfahrung haben auch die Chinesen gemacht. (Cibot, 158.)
89. Wer nicht schlafen kann, klagt über das Bett.
Das behaupten auch die Türken. (Cahier, 2050.)
[200] 90. Wer sanft will schlafen und früh aufstehn, der soll nicht spät zum (Abend-)Essen gehn.
Lat.: Ventriculo gravis est nocturno tempore coena. (Gaal, 393.)
91. Wer schlafend singt, steht nicht auf um zu weinen.
Dasselbe behaupten auch die Chinesen (Cibot, 160), aber es geschieht doch oft genug, dass heitern Träumen ein trüber Tag folgt.
92. Wer schläft bis in den Tag, wol wenig studiren mag.
Lat.: Somnus matutinus studiosorum pestis. (Seybold, 576.)
93. Wer schläft, dem ist es gleich, ob er auf Rasen oder Federn liegt.
Aehnlich russisch Altmann VI, 405.
94. Wer schläft, den hungert nicht.
Engl.: Sleeping is as good as eating.
Frz.: Qui dort, dine. (Lendroy, 624; Kritzinger, 246a; Cahier, 576.)
It.: Chi dorme non sente la fame.
Schwed.: Den som sofwer känner ingen hunger. (Marin, 9.)
95. Wer schläft, der beisst nicht. – Petri, II, 766; Henisch, 267, 19.
96. Wer schläft, der schläft sich zum Besten; wer arbeitet, weiss nicht, wem es zu Gute kommen wird.
97. Wer schläft, fängt keine Fische. – Schweiz, I, 234, 2.
In der italienischen Schweiz lautet das Sprichwort: Chi dormi al ciapa miga pes.
Frz.: Trop dormir, fait mal vêtir.
It.: Chi dorme, non piglia pesci. (Bohn I, 79; Pazzaglia, 104, 1.) – Chi vuol fare, non dorma.
Lat.: Dormientibus bona non deferuntur. ( Gaal, 1370.)
98. Wer schläft in des Teufels Schos, der steht blind auf.
99. Wer schläft, stolpert nicht.
100. Wer schläft, sündigt nicht. – Simrock, 9042; Parömiakon, 2280; Braun, I, 3883.
Vorausgesetzt, dass er nicht da schläft, wo, und zu einer Zeit, wann er wachen soll, z.B. auf einem Wachtposten.
Lat.: Qui dormit, non peccat. (Gaal, 1368.)
101. Wer schläft, sündigt nicht, sagte der faule Knecht, und legte sich, da ihm die Sonne ins Gesicht schien, auf die andere Seite.
102. Wer schläft, sündigt nicht, sagte der Wächter, und legte sich in Pfarrers Bansen.
103. Wer schlöppt, de deit kên Sün (Sünde). (Rendsburg.)
104. Wer selbst schläft, kann andere nicht aufwecken.
Ausgenommen, er schnarche sehr stark.
105. Wer trunken schläft und wer Todes verfuhr, das unterscheidet der Odem nur.
106. Wer viel schläft, den schläfert viel. – Petri, II, 773; Simrock, 9038; Körte, 5323; Braun, I, 3872.
Pfarrius hat dies Sprichwort einem Gedicht als Ueberschrift gegeben. (Düsseldorf, II.)
107. Wer viel schläft, träumt viel; wer viel spricht, lügt viel.
It.: Gran dormir non è senza segni, gran parlar non è senza menzogne. (Gaal, 1119.)
108. Wer viel schläft, lernt wenig.
Frz.: Qui beaucoup dort, peu apprend. (Kritzinger, 246a.)
Span.: Quien mucho duerme, poco aprende. (Cahier, 3398; Bohn I, 250.)
109. Wer viel schläft, ist nicht ohne Träume, und wer viel verspricht, nicht ohne Lügen.
110. Wer wil schlaffen auff gantzer Heut, der meid hädrisch vnd zenckisch Leut. – Eyering, III, 441.
111. Wer will gut schlafen, muss des Denkens sich entschlagen. (S. ⇒ Schlafheim.)
Poln.: Chcesz dobrze spać: więc myśli z swojéj wyżeń. (Lipiński, 23.)
112. Wer will schlafen ohne Sorgen, der hüte sich vorm Borgen.
113. Wer will schlafen ohne Sorgen, der mach' sein Bett am Morgen.
Holl.: Die wil slapen zacht, make zijn bedje tegen den nacht. (Harrebomée, II, 114.)
114. Wer wohl schläft, dem ist überall leicht gebettet. – Gaal, 1367.
It.: A sonno panca. (Gaal, 1367.)
[201] 115. Wer wohl schläft, pisst, kopt und furzt, bedarf weder Arzt noch Wurz. – Fischart, Prakt.
Frz.: Qui bien dort, bien pisse et bien colle n'a besoin de Maitre Nicolle. (Kritzinger, 246a.)
116. Wer zu lange schläft, wacht zu spät auf. – Smirock, 9037; Körte, 5236.
117. Wir schlaffen odder wachen, so schlefft doch der hausszins nit. (S. Rente ⇒ 2 u. ⇒ 3.) - (Franck, II, 111b); Tappius, 178b; Petri, II, 798; Lehmann, II, 856, 427; Chaos, 689; Sutor, 28.
Holl.: Huishuur slaapt niet. – Of wij slapen of waken, altijd loopen de renten. – Rent en huur slaapt geen uur. (Harrebomée, II, 354a.)
Lat.: Citius usura currit, quam Heraclites. – Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. (Sutor, 28 u. 584.)
118. Zu viel schlafen macht böse Kleider.
Frz.: Trop dormir cause mal vêtir. (Kritzinger, 246a.)
*119. Bis dahin werden noch viel schlafen gehen.
Frz.: Tel a beaux yeux à la téte, qui n'en verra pas la fête. (Kritzinger, 672a.)
*120. Der schläfft stêihnedi (stehend) wêi a Papp'nhamers gaul1. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 3.
1) Das Pferd eines Pappenheimer, d.h. eines Arbeiters, der bei Nacht die heimlichen Gemächer ausräumt. (Schmeller, I, 290.) Nach Siebenkees (Materialien, II, 680) kommt diese Bezeichnung schon im 14. Jahrhundert vor.
*121. Der schläft bis ans Kreuz1 hinaus. (Rottenburg.)
1) Ein vom Orte entfernt stehender Feldkrug bei Wurmlingen. – D.h. zehr lange.
*122. Dü slêpst bi a Wogh. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 306.
Du schläfst bei der Wand, d.h. hast nichts zu sagen.
*123. Er gehet schlafen.
Es ist aus mit ihm.
*124. Er schläfft den hasen schlaff. – Franck, II, 92b; Tappius, 135a.
Dän.: Han sover hare-søvne. (Prov. dan., 273.)
*125. Er schläfft für hunger. – Franck, II, 92b.
*126. Er schläfft mit offnen augen wie ein hase. – Franck, II, 73a u. 92b; Eyering, II, 272; Eiselein, 282; Frischbier2, 3314.
Um vorsichtigen, wachsamen Schlaf anzudeuten, sagen die Holländer: Slapen als de kraanvogels. (Harrebomée, I, 447a.)
Dän.: Han sover med aabne øgen som haren. (Prov. dan., 273.)
Lat.: Lepus dormiens. (Hanzely, 223; Philippi, I, 223.) – Somnians vigilat. (Philippi, II, 195.)
*127. Er schläft am Tage, um in der Nacht zu wachen.
Von Dieben.
*128. Er schläft auf beiden Ohren.
Sehr fest. Um auszudrücken, dass jemand sehr fest schlafe, heisst es in Warschau jüdisch- deutsch: Er schluft wie a Gehargeber. Ein Erschlagener, vom hebräischen hurog = erschlagen.
Lat.: Dormire in utramvis aurem. – Dormire in utrumvis oculum. (Faselius, 67.)
*129. Er schläft bis die Kuh drei Batzen gilt.
*130. Er schläft, dass ein Auge das andere nicht sieht. – Frischbier2, 3312.
*131. Er schläft dem Tag die Augen aus. (Südböhmen.)
Frz.: Dormir la grasse matinée. (Kritzinger, 246a.)
*132. Er schläft den ewigen Schlaf. – Braun, I, 3874.
*133. Er schläft den Schlaf des Gerechten.
*134. Er schläft ein Loch in den Tag hinein.
Holl.: Hij slaapt een gat in den dag. (Harrebomée, I, 205a.)
*135. Er schläft für sich und träumt für andere. – Ausland, 1871, 404b.
*136. Er schläft in den Kleidern.
Frz.: Il a couché dans son fourreau comme l'épée du Roi. (Lendroy, 511.)
*137. Er schläft nicht für alle.
Die Redensart ward gebraucht, wenn man einem Freunde oder einer Respectsperson etwas vorzugsweise gestattete, was man einem andern verweigert hätte. Ueber die Entstehung derselben gibt es zwar abweichende Erklärungen, die beste gibt aber wol Plutarch. Aus diesem Schriftsteller entlehnt findet man die ergötzliche Geschichte in der Zeitung für die elegante Welt, 1823, Nr. 238. In Kürze so viel: Ein Römer wollte ein Staatsamt bekleiden. Er lud den mächtigen Minister Mäcenas, der viel über den Kaiser vermochte, zu Gaste, der sich sehr für dessen Gemahlin interessirte. Beim Nachtisch schlief er zum Schein ein, [202] um die Unterhaltung des Gastes mit der schönen Wirthin in einem Seitenzimmer nicht zu stören. Als aber ein Bedienter, welcher den Herrn für wirklich schlafend hielt, eine Flasche Wein wegnehmen wollte, donnerte ihm sein Herr entgegen: »In felix au nes me toli Maecenati dormire: Halt ein! Mein Schlaf gilt niemand von euch allen, ich schlafe blos Mäcenas zu Gefallen.«
Lat.: Infelix an nescis me soli Maecenati dormire. (Cicero.) (Binder II, 2200; Erasm., 865.)
*138. Er schläft nicht so viel wie eine Nachtigall.
Schläft sehr mässig, weil die Nachtigallen in den Frühlingsmonaten beinahe die ganze Nacht hindurch schlagen.
*139. Er schläft so fest wie ein Murmelthier.
Holl.: Het is een leelijk mormeldier. – Hij is zoo vast in slaap als een mormeldier. (Harrebomée, II, 104b.)
*140. Er schläft so lange, um eine Mahlzeit zu ersparen.
*141. Er schläft, und seine Zinsen gehen. – Blass, 10.
*142. Er schläft unter zwei Fellen.
Der Kaffer schläft auf Binsenmatten und deckt sich mit seinem Mantel aus Fellen zu. Daher diese Redensart zur Bezeichnung, dass der Kaffer sich verheirathet habe.
*143. Er schläft wie Adam im Paradies.
Holl.: Hij slaapt als Adam in het paradijs. (Harrebomée, II, 172a.)
*144. Er schläft wie auf einer Flaumfeder.
Um zu sagen, ich habe schlecht geschlafen, sagt man: Ich habe geschlafen wie auf einer Flaumfeder. »Die Churländische Bawren pflücken ire Gäns ausserhalb des Hauses in der freyen Lufft, lassen die Federn in der Lufft wegfliehen und schlaffen auf den Bäncken oder Erden wie das Vieh, oder schlechtem Stroh oder Hew. Die Liefländische Bawren halten auch nichts von Federn und machens grad so. Man referirt eine Historie von einem Alberto magno, der es versuchen wollen, ob auch weich auff den Federn zu schlaffen sey und hat auff einer banck nur eine Feder unter sich gelegt und alss er dess Morgens auffgestanden, haben ihm die Lenden und der Kopff wehe gethan.«
*145. Er schläft wie auf Rosen.
Die Sybariten pflegten auf Betten mit Rosenblättern gefüllt zu schlafen. Kleopatra liess bei einem Gastmahl den Fussboden eine Elle hoch mit Rosen bedecken. (Vgl. Geschichte der Rose im Morgenblatt, 1855.)
*146. Er schläft wie ein Dachs. – Frischbier2, 3313.
*147. Er schläft wie ein Herr (bis gegen Mittag) und frühstückt (isst) wie ein Bettler.
Böhm.: Panské spaní, žebračí snídaní. (Čelakovsky, 135.)
*148. Er schläft wie ein hungriger Fuchs.
Besonders von Armen, weil die Noth schlau macht und vieler Ränke Erfinderin ist. Der Fuchs, wenn er hungert, stellt sich nur so, als ob er schliefe, um seine Beute desto sicherer zu erhaschen.
*149. Er schläft wie ein Kanonikus. – Klosterspiegel, 81, 23.
*150. Er schläft wie ein Sack. – Klix, 84.
*151. Er schläft wie ein Stock.
Wenn jemand einen ununterbrochenen, festen Schlaf hat.
*152. Er schläft wie eine Katze. (Stockerau.)
D.h. viel.
*153. Er schläft wie eine Ratze. – Frischbier2, 3313; Närrin, II; Schöpf, 538.
D.h. nicht etwa wie eine Ratte, sondern wie ein Siebenschläfer (Glis esculentus oder Myoxus glis), welches Thier in Süddeutschland auch die Schlafratz oder Ratz schlechtweg genannt wird und im Winter in einem schlafähnlichen Zustande sich befindet. Nach Brehm heisst der Iltis auch Ratz und von diesem sagt er, er ruhe oder schlafe den ganzen Tag, woher die obige Redensart komme. »Aristoteles bezeuget, dass sie (die Ratzen) den ganzen Winter pflegen zu schlafen.«
Frz.: Dormir comme un loir. (Kritzinger, 246b.)
Holl.: Hij slaapt als een os. (Harrebomée, II, 154b.)
*154. Er schläft wie Hans ohne Sorgen.
Lat.: In utrumvis oculum. – Porrectis pedibus dormire. (Philippi, I, 207 u. II, 102.)
*155. Er schloft wie 'ne Otter. – Sutermeister, 60.
*156. Er schluft wie nuch a Bud.(Jüd.-deutsch. Warschau.)
Nach der Erfahrung, dass man nach einem Bade fest zu schlafen pflegt.
*157. Es gehet schlaffen. (S. ⇒ Ende 108.) – Lehmann, 173, 7.
*158. Gah schloape, de Schwîn ligge schon. (Königsberg.)
*159. Hä schlief wie der Has en de Kühle. (Bedburg.)
War auf der Hut, aufmerksam.
*160. Hai släped as de Kumücken. – Frommann, V, 162, 140.
It.: Chi si cava il sonno, non si cava la fame.
[203] *161. Hai släped as en Fos. – Frommann, V, 162, 140.
*162. Habt ihr noch nicht lang genug geschlafen?
Diese Frage wird aus der Reveille der Hornisten herausgehört.
*163. He schlöppt nett met de ganze Klock rond. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 368.
D.h. zwölf Stunden.
*164. He slöppt nich, wenn he wat eten schall. – Eichwald, 454; Schlingmann, 5.
*165. He slöpt, dat ên Ôg dat anner nig sütt. (Holst.) – Schütze, III, 169.
Sehr fest.
*166. Hei wât schloape biém Bûk wie biém Noaber. (Dönhofstädt.)
Von jemand, der ungewöhnlich viel zu Abend isst.
*167. I schloaf bei da graen Bettfrau und iss bei der goldenen Sun. (Wien.)
Bei der grünen Bettfrau schlafen und bei der goldenen Sonne essen, klagt der Obdachlose, der im freien, grünen Felde übernachten muss und nicht hat, um sich in einem Gasthause zu erfrischen.
*168. Schlaf und lauf!
*169. Schlafen bis Michel tutet.
Sehr verschlafen sein.
Lat.: Ultra Epimenidem dormire. (Plinius.) (Binder II, 3391; Seybold, 646; Erasm., 871; Philippi, II, 281.)
*170. Schlafen ist ihm lieber als Holzsägen.
Dän.: Hand vil heller sove end save. (Prov. dan., 521.)
Frz.: Cet homme n'oublie rien, pour dormir. (Lendroy, 1117.)
*171. Schlafen wie eine Rübe. (Dresden.)
*172. Schläft a doch, mechta doch e jingste Tag verschloafen. (Schles.) – Gomolcke, 472; Frommann, III, 246, 152.
*173. Schläpt gesund! Na, schrapt man june Hund. (Natangen.)
*174. Schloap rund, dat d' nich eckig warst. (Pommern.)
Scherzhafter Gutenachtwunsch.
*175. Se schlôfen wä de Ratzen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175, 171.
Lat.: In utramvis aurem dormire. (Terenz.) (Binder II, 1481.)
*176. Sie schlaffen für jr essen. – Tappius, 134b.
*177. Wenn er schläft, wiegt ihn der Teufel.
Er wälzt sich beständig im Bett herum.
*178. Wir wöllen heut drüber schlaffen. – Franck, I, 50a; Eiselein, 550; Sailer, 142.
Lat.: De mane consilium. (Sutor, 118.) – In crastinum seria. (Eiselein, 550.)
179. Geschlofen und g'storben muss seyn. – Scherzgern, 71.
180. Ich habe gerade nicht gut geschlafen, aber besser als die Wanzen, welche die ganze Nacht gearbeitet haben, sagte der Gast, als ihn der Wirth fragte, wie er geschlafen.
181. Ich schlafe auf meinem Rücken und decke mich mit dem Bauche zu, sagte der Bummler, als man ihn fragte, wo er schlafe und wie er sich gegen die Kälte schütze.
182. Kannst du nich god slapen, kôp di 'n lüttjen Apen. – Plattdütscher Husfründ, III, 16.
183. Wer lang schläft, dess Keller und Tisch bleiben leer.
184. Wer lange schläft, der hat auf seinem Tische magere Suppe.
*185. Schlafen wie ein Sack. – Spindler, Bastard, II, 117.
*186. Wenn er schloft, ist er der bravste Mensch in der Welt. (Schwaben.)
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