1. Eh einer stirbt aus Hungersnoth, so trinken tausend eh den Tod (oder: so fressen tausend sich zu Tod). – Seybold, 445.
Die Russen: Der Hunger tödtet einen, die Völlerei hundert. (Altmann, VI, 486.)
2. Es muss grosse Hungersnoth sein, wenn ein Wolf den andern frisst. – Eiselein, 647.
Lat.: Tunc summa est in sylvis fames, dum lupus lupum vorat. (Eiselein, 647.)
3. Hungersnoth bringt frühen Tod.
4. Hungers Noth bringt harten Todt. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 115.
Schlimm ist der Tod durch Hunger, sagen die Serben. (Reinsberg III, 86.)
Lat.: Miserrimum fame mori. (Faselius, 84; Seybold, 308; Philippi, I, 252.)
5. Hungersnoth geht über alle Noth. – Petri, II, 386; Graf, 389, 549.
Als Rechtssprichwort als Entschuldigung, wenn jemand, um sein Leben zu erhalten, Eingriffe in fremdes Eigenthum gemacht hat. (S. ⇒ Drei 24.) »Hungersnoth ist über aller ander Noth der schwerst und erbermlichst todt.« (Froschm., Ggib.)
6. Hungersnoth ist der Wucherer Brot.
7. Hungersnoth ist grosse Noth. – Reinsberg III, 85.
8. Hungersnoth scheut kein Verbot.
9. Hungersnoth verwischt das Schamroth.
Die Neger in Surinam sagen indess, um den Gedanken auszudrücken: Glaube nicht, dass ich schmeicheln werde, weil ich in Noth bin, sprichwörtlich: Wegen der Hungersnoth werde ich die Taja (eine Erdfrucht) nicht Vater nennen.
10. In Hungersnoth gibt's kein schlechtes Brot. – Gaal, 937; Körte, 3070.
Engl.: They that have no other meat, bread and butter are glad to eat. (Gaal, 935.)
It.: In tempo di carestia pan veccioso. (Gaal, 936.) – L'asino che ha fame, mangia d'ogni strame. (Gaal, 935.)
11. In Hungersnoth isst man auch schimmlig Brot.
12. Vorhergesehene Hungersnoth führt selten bis zum Tod.
Weil Voraussicht auch durch geeignete Mittel vorbeugt.
It.: Carestia prevista non venne mai. (Bohn I, 77.)