1. Besser auf einmal todt, denn allzeit schweben in noth. – Henisch, 323, 56.
»Soll's Herz verbluten, so mag's geschehn mit einem mal; denn besser das Leben verströmt in Fluten, als es versiegt in banger Qual.«
2. Besser todt als in Sorg' und Noth.
Dän.: Bedre at være død end med sorgen leve. (Prov. dan., 520.)
3. Besser todt als leben ohne Freunde.
Bei Tunnicius (177): Dôt is beter dan leven sunder vrunde. (Emorier malit cui nullus vivit amicus.)
4. Besser todt als leiden Noth.
Dän.: Bedre at være død end med sorg at leve. – Bedre er engang død, end stedse i frygt og nød. (Prov. dan., 56 u. 204.)
Lat.: Morte mori melius quam vitum ducere mortis. (Egeria, 136.)
5. Besser todt, denn friedlos. – Simrock, 10393.
Ob hier bei Simrock ein Schreib- oder Druckfehler zu Grunde liegt, und es soll wie holländisch oder niederdeutsch [1249] »freundlos« heissen? In den Proverbia communia oder Proverbia seriosa findet sich ein niederländisches Sprichwort: Beter doot dan vriendeloos. Ich vermuthe, dass es dasselbe ist, was sich auch bei Tunnicius (177) findet.
6. Besser todt gefressen als todt gefochten. – Simrock, 10394.
7. Besser todt geschlaffen, den todt gelauffen. – Petri, III, 2.
8. Bêter dôd liggen as dod äärbeie. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 49.
Es ist besser, sich todt zu liegen, als sich todt zu arbeiten.
9. Bin ich todt, so gilt mir ein Rübenschnitz so viel als ein Dukaten. – Eiselein, 600.
10. De dôd is, let sîn kîken. (Ostfries.) – Frommann, III, 430, 292; Bueren, 128; Eichwald, 326; Lohrengel, II, 125; Hauskalender, I; für Hannover: Schambach, II, 40; Schlingmann, 321; für Altmark: Danneil, 275; Schwerin, 5.
Gegen das Hereinragen der sogenannten Geisterwelt in die irdische. Wer wirklich gestorben ist, kommt nicht wieder, der spukt nicht, beunruhigt niemand. Nach einer Volkserzählung beschlossen einige Studenten, einen beherzten Schuster auf die Probe zu stellen und überredeten ihn für Geld zu einer Todtenwache. In dem Sarge aber lag ein noch lebender Student. Nachts um 12 Uhr wird der Deckel abgeworfen und der todt Gewähnte starrt mit grossen Augen den Schuster an. Dieser gibt aber mit seinem Hammer, den er eben zur Hand hat, dem Studenten einen Schlag mit den begleitenden Worten: »De dôd is, let sîn kîken.« (Kern, 891.)
11. De sück dôd arbeid't word unner de Galg vergroven. – Kern, 891.
Vielleicht weil man ihn all Selbstmörder betrachtet.
12. Der eine ist todt, der andere auf dem Kirchhof.
Holl.: De een dood, de ander op het kerkhof. (Harrebomée, I, 146b.)
13. Der eine ist todt, der andere in Noth.
Holl.: De een dood, de ander is in grooten nood. (Harrebomée, I, 146b.)
14. Der ist lange todt, der vorm Jahre starb. – Körte, 3133; Simrock, 10389.
Holl.: Hi is lanc doot diet jaer starf.
Lat.: Mortuus ille diu defunctus quisque per annum. (Fallersleben, 405.)
15. Doad (duad) üs en Soad. (Nordfries.)
16. Eier ick daut sen (ehe ich todt bin) begrawet mi nich, süs (sonst) verklage ick ju voa Goaddes Gericht. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 281, 6.
17. Er hat sich selbe todt geslagen, swer sînen vînt sich helfen jagen. – Meissen, Leiche, 137, 13 u. 14.
18. Es ist besser todt sein, als mit schanden leben. – Henisch, 323, 38.
Lat.: Mori satius est quam turpiter vivere. (Henisch, 323, 59.)
19. Es ist besser todt sein, denn ohn frewde leben. – Henisch, 321, 52; Petri, II, 256.
Holl.: Beter dood dan zonder vriend. (Harrebomée, I, 117b.)
20. Es ist besser vff einmal todt, denn allzeit stehn in furcht vnd noth. – Lehmann, 226, 40.
21. Es ist mancher todt und merkt (sagt, weiss) es nicht.
Lord Chesterfield pflegte von sich und von Tyrawley, beide waren alt und schwach geworden, zu gestehen: »Er und ich sind schon seit zwei Jahren todt, allein wir stellen uns, als wüssten wir nichts davon.« (Witzfunken, V, 31.)
22. Es wird mancher für todt gehalten, der noch lebt.
Dän.: Der ere mange kien de tegen for døden, men ingen til sikkerhed for livet. (Prov. dan., 388.)
23. Is man dot, so gelt de Kohschûte so vel as'n Roseblatt. – Eichwald, 1076.
24. Ist er todt, so isst er nymmer brodt. – Agricola II, 517; Petri, III, 8.
25. Lieber todt als ein sorgenvoll Leben.
Schwed.: Bättre död än i sorgen lefva. (Grubb, 74.)
26. Lieber todt als Hunger leiden.
Holl.: Liever dood dan van honger sterven. (Harrebomée, I, 147a.)
27. Lieber todt als ohne Freund.
Holl.: Beter doot dan vriendeloos. (Tunn., 6, 5.)
Lat.: Tunc mors optetur, cum nullus amicus habetur. (Fallersleben, 115.)
28. Lieber todt, als schlecht verheirathet. (Sard.)
[1250] 29. Lieber todt als Sklave.
Wahlspruch der Friesen. (Vgl. Voss. Zeitung vom 9. Febr. 1868.)
Altfries.: Lewwer duad üs Slaaw. (Hansen, 6.)
Holl.: Liever dood dan onvrij. (Harrebomée, I, 147a.)
30. Lüchting, härrst mî dôt smäten un kêmst ranner un ick lewt denn noch, denn slög' ik di de Knâken etwei, segt Johann Kähler. – Hoefer, 574.
31. Todt oder siegreich, sagt Ducrot. – Allgem. Modezeitung (Leipzig 1871), S. 543.
Gehört zu den geflügelten Worten, mit denen im Jahre 1870 die Franzosen den Krieg mit Deutschland begonnen, und die sich so wenig erfüllt haben. Auch das obige ist blos guter Wille geblieben; denn der General Ducrot ist weder im Kampfe gefallen, noch siegreich heimgekehrt.
32. Vöer leiwer däud froeren ässe de Ehre verloren. (Westf.)
33. Wä sich dud arbêt, dem dr. der Honk op et Grav. (Bedburg.)
34. Wan ich doet sey, so ys alle de werlt myt my doet.
Lat.: Emorior quante mecum terrena recedunt. (Suringar, CXVI, 2.)
35. Was todt ist, beisst nicht mehr. – Simrock, 10378; Braun, I, 4546.
36. Was todt ist, lebt nicht wieder.
»Ralf's Söhnchen starb; gleich ging er an den Tisch und schrieb sein Herzeleid für die Zeitung nieder. Die Mutter weinte sehr. ›Lass gut sein, Eva‹, tröstet er, ›was todt ist, lebt nicht wieder. Ich klag' es schmerzlich Stadt und Land, so wird man auch der Welt bekannt‹.« (Witzfunken, Ib, 22.)
37. Was todt ist, soll man begraben, aber nicht weiter daran curire. – Sutor, 125.
38. Wat is dêi all lang dod, dei vör 'n Jahr stürw. (Mecklenburg.) – Rabe, 23.
39. Wei daut is, hätt betâlt. (Waldeck.) – Curtze, 345, 385.
40. Wenn d' dôd büst, möt 'k ôk ân' dî fârig wârden, säd' de Bûr. (Hamburg.) – Schlingmann, 204; Hoefer, 105.
41. Wenn du todt bist, so hast du aussgezehret. – Petri, II, 648.
42. Wenn ich todt bin, ist alle Welt mit mir todt. – Petri, II, 660; Körte, 5997.
»Wann ich todt bin, so ist mir eben, als were kein mensch mehr am leben.« Bei Tunnicius (157): Wan ik dôt by, so is alle de werlt mit my dôt. (Emorior quando, mecum terrena recedunt).
Holl.: Als ik doot bin, is alle die werlt doot. – Als ik dood ben, zoo is al de wereld met mij dood. (Harrebomée, I, 146a.)
It.: Chi vien dietro serri l'uscio. (Masson, 253.)
Lat.: Dum morior, moritur mundus simul et sepelitur. (Loci comm., 127; Fallersleben, 98.) – Me mortuo terra misceator incendio. (Binder I, 971; II, 1815; Tappius, 108a; Ritzius, 144; Suringar, CXVI, 13; Masson, 253.)
Span.: Ande yo caliente y riate la gente. (Masson, 253.)
43. Wenn ich todt bin, mag ein Hund auf mein Grab brunzen.
Frz.: Après moi le déluge. (Venedey, 113.) – Quand nous serons morts, fera les vignes qui pourra. (Lendroy, 1468; Masson, 253.)
Holl.: Als ik dood ben, k .... de hond op mijn graf. (Harrebomée, I, 146a.)
44. Wenn ich todt bin, mag es drunter und drüber gehen.
45. Wenn ich todt bin, mag es in der Welt gehen wie es will. – Seybold, 302.
Frz.: Je ne me soucie pas qui fera les vignes aprés ma mort. (Kritzinger, 656a.)
It.: Chi vien dictro serri l' uscio. – Morto me, morto tutto il mondo.
46. Wenn ich todt bin, mag Wein bauen, wer will.
Wir bekümmern uns nicht um das, was nach unserm Tode geschehen wird.
47. Wenn ich todt bin, so begräbt man mich in meiner Haut, das thut kein Bauer mit seiner Kuh.
Dän.: Døer du, saa begraver man dig i huden; det in gen bonde giør ved sin ko. (Prov. dan., 115.)
48. Wenn ich todt bin, so gilt mir ein rübenschnitz ebenso vil als ein ducaten. – Tappius, 200b[1251] ; Henisch, 761, 28; Lehmann, II, 830, 69; Suringar, CXVI, 116; Sailer, 117; Körte, 5998; Simrock, 10377.
Die Perser: Nach meinem Tode mag die Welt ein Meer oder leerer Wüstenschein werden. (H. Brugsch, Reise der preuss. Gesandtschaft nach Persien 1860-61, Leipzig 1862, I, 163.)
Holl.: Als ik dood ben, zoo kook mij een potje met bier en brood. (Harrebomée, I, 146b.)
49. Wenn 'k dot bin, schitt de Hund up min Graf. – Goldschmidt, 56.
50. Wenn wir todt sind, so fressen uns Schlangen und Würmer.
Bei Tunnicius (1188): Wan wy dôt sint, so vreten uns de slangen un de worme. (Post obitum colubris fies et vermibus esca.)
51. Wer dôd is, lät sin Kiken (Gucken) wol, säd' de Mann, dôr slöp he sin Frû mit 't Waschholt up 'n Kopp. – Hoefer, 727.
52. Wer öss dod? De Balzer öss dod. Haut dem Kerl e Bult'n ön e Hot. (Königsberg.)
53. Wer todt ausgesagt wird, lebt lange. – Sion, 1870, Nr. 21.
Wen man fälschlich für todt ansagt, der soll sich noch eines langen Lebens erfreuen.
54. Wer todt, braucht kein Brot.
Holl.: Is hij dood, zoo eet hij geen brood meer. – Is iemand dood, gebakken is zijn brood. (Harrebomée, I, 147a.)
55. Wer todt geboren ist, kommt nie zu Verstande. – Sprichwörtergarten, 148.
Was die Natur versagt hat, das versucht die Kunst durch Erziehung und Anbildung vergebens zu ersetzen.
56. Wer todt ist, dem nützt die Apotheke nichts.
In Abyssinien hat man das Sprichwort: Wer gestorben ist, dem hilft auch der Diptam nichts. (Altmann II.)
57. Wer todt ist, den begrebt man in der Haut, wie ein Bischoff. – Petri, III, 15.
58. Wer todt ist, ist todt (wird vergessen). – Tendlau, 778.
Die Finnen: Wo spricht man nicht von dem Manne, auf dem Lande, auf dem Meere, aber nicht unter der Erde. (Bertram, 73.)
59. Wer todt ist, ist's für lange Zeit.
Frz.: Quand on est mort, c'est pour longtemps. (Bohn I, 48.)
60. Wer todt ist, kommt nicht wieder. – Eiselein, 598; Simrock, 10380.
Holl.: Die dood is, komt niet weêrom. – Die dood is, zal wel dood blijven. (Harrebomée, I, 146b.)
*61. Der sall sick nêt doôd arbedde. – Kern, 892.
*62. Der ist lebendig todt.
Sehr faul, niemand etwas nütz.
Lat.: Cadaver vivum. – Vivum sepulchrum. (Seybold, 60 u. 646.)
*63. Er ist mehr todt als lebendig.
Frz.: Il est plus mort que vif. (Kritzinger, 715a.)
*64. Er ist todt oder in grosser Noth.
Holl.: Hij is dood, of in grooten nood. (Harrebomée, I, 146b.)
*65. Er sähe ihn lieber todt als lebend.
Frz.: Il aimerait mieux cet homme en terre qu'en pré. (Lendroy, 1418.)
*66. Er war noch nicht todt, da zankten sie sich schon ums Bettstroh.
»Noch war's nicht mit dem Todten aus, da stand die Erbin schon im Haus.« (Ehrmann, 116.)
*67. Hä bliev dud dran. (Bedburg.)
Das Unternehmen überstieg seine Kraft, er erlag bei der Ausführung.
*68. Ist er todt, so isst er nymmer brodt. – Agricola I, 517; Henisch, 524, 68; Lehmann, II, 172, 6; Eiselein, 599; Simrock, 10390.
*69. Sich halb todt lachen.
Lat.: Emori risu. (Philippi, I, 133.)
*70. So däud as 'ne Hucke (Kröte, huchedäud). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 26.
*71. So däud as 'ne Méus (Maus, méusedäud). - (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 26.
*72. Todt wie eine Sode.
Sode ist ein ausgestochenes Stück Rasen oder Torf.
[1252] *73. Wenn a tudt iess, sch-- der Hund ufs Groab. – Robinson, 178; hochdeutsch bei Simrock, 10392.
*74. Wenn öck man erscht dodt wör, on lêg wo Brot wör möt er Sîd Speck bedeckt. (Wehlau.)
75. Hin ist hin und todt ist todt. (Köthen.)
76. Lieber todt im eignen Haus als elend in der Fremde draus.
77. Wat is de al lang dod, de voer 'n Jahr begraben is, sä Helms, da lev he noch. – Plattdütscher Husfründ, III, 12.
78. Wenn wir todt sind, stinken wir alle. (Köthen.)
*79. Er ist todt oder ein Schulmeister geworden.
Die Athener unternahmen einmal einen Kriegszug nach Sicilien, der für sie unglücklich ausfiel. Nur wenige kamen zurück, ein Theil fiel, und andere geriethen in Gefangenschaft. Die letztern suchten sich ihr Los dadurch zu erleichtern, dass sie in sicilischen Städten Kindern und jungen Leuten Unterricht in der griechischen Sprache und Literatur ertheilten.
Buchempfehlung
Der junge Naturforscher Heinrich stößt beim Sammeln von Steinen und Pflanzen auf eine verlassene Burg, die in der Gegend als Narrenburg bekannt ist, weil das zuletzt dort ansässige Geschlecht derer von Scharnast sich im Zank getrennt und die Burg aufgegeben hat. Heinrich verliebt sich in Anna, die Tochter seines Wirtes und findet Gefallen an der Gegend.
82 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro