Ofentopf

1. Ofentopf und Kessel haben (lieben) schwarze Sessel.


2. Oft scheuert der Ofentopf die Pfanne und sie sind beide berähmt.Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

» ...Darum will ich fortan auf Sprichwörter aufpassen wie ein Schiesshund. Sie sollen kommen gegangen, geritten, gefahren, und es sollen auch noch welche hinten drauf stehn. Junge wunderliche mit ›galen‹ Schwänzen werden es freilich nicht sein, denn vier Gröschel sind überall ein Böhmen wie in Neurode; indess manchmal scheuert der Ofentopf die Bratpfanne, und sie sind beide berähmt.« (Schles. Provinzialbl., Glogau 1862, S. 570.) Die Neigung der Menschen, an andern die Fehler zu tadeln, die sie selbst an sich haben, ist eine sehr allgemein verbreitete und wird daher auch in den Sprichwörtern fast aller bekannten Völker gerügt. Bei den Czechen und Kroaten sagt die Bratpfanne zum Topfe (Kochtiegel): Ja, was bist du schwarz. Pfui, wie schwarz du bist, sagt bei den Dänen der eiserne Topf zum andern. Bei den Italienern macht sich der Kohlentopf über den Kochtopf, bei den Franzosen die Ofenschaufel über die Ofengabel lustig. Bei den Russen lacht dîe Schippe über den Schürkaken. Bei den Letten schilt das Rothkehlchen den Frosch einen Fliegenschnapper. Bei den Kleinrussen lacht die Fischreuse über den Sumpf und schleppt selbst im Sumpfe. Bei den Galiziern schilt der Wassersüchtige den, welchem der Finger schwillt und denkt nicht an seinen Bauch. Bei den Engländern heisst die Darre den Ofen ein Brandhaus. Bei den Albanesen straft der Ziegel den Rubin wegen seiner rothen Farbe. (Reinsberg IV, 48.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1122.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: