1. De êrst de Finger warin1 hett, kriggt boll2 de ganze Hand derin. (Ostfries.) – Bueren, 131; Eichwald, 508; Frommann, III, 431, 294.
1) Worin.
2) Bald.
2. Den Finger, der Honig in den Mund streicht, muss man nicht beissen.
3. Der Finger einer Frau zieht stärker als ein Paar Ochsen.
4. Der finger lernet den hyndern scheissen. – Agricola I, 174; Tappius, 15a; Franck, II, 13a; Eiselein, 170; Henisch, 1099; Eyering, I, 448; Gruter, I, 14; Körte, 1390; Kirchhofer, 241.
Holl.: Do vinger leert het achterste sch .... (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Digitus docet podicem cacare. (Binder II, 782.) – Sus Minervam. (Cicero.) (Erasm., 11.) – Quid tandem non efficiant manus.
5. Der kleinste Finger muss die Ohren räumen. – Parömiakon, 2453.
Von der Dienstbarkeit der Schwachen.
6. Die finger an der hand seindt nit gleich, man braucht sie doch alle. – Henisch, 1103.
It.: Tutte le dita non son pari. (Bohn I, 129.)
Lat.: Manus digiti coaequales nun sunt, omnes tamen usui sunt.
7. Die Finger einer Hand sind nicht alle gleich.
Frz.: Les doigts d'une main ne s'entresemblent pas. (Leroux, I, 175; Lendroy, 940.)
8. Die finger kommen offt zum Haupt, das thun die füsse nit, die müssen in den Schuchen bestecken bleiben. – Henisch, 1103.
9. Die finger verbrennen, als kent einer das fewer, ist grosse thorheit. – Henisch, 501, 28.
10. Die ungeraden Finger werden eben, so man die Hand schliesst. – Simrock, 2443; Eiselein, 169.
11. Drei Finger im Salzfass ist der Bauern Wappen. – Simrock, 2445.
12. Drei Finger vor Tag, das hält von elf bis Mittag. – Simrock, 10089a; Kirchhofer, 184.
13. Ein Finger, der thut, ist mehr werth, als eine Hand, die ruht. – Scheidemünze, II, 173.
14. Ein Finger macht keine Hand und ein Balken keine Wand. – Gaal, 455.
15. Ein Finger macht keine Hand und ein Faden, kein Band.
Ein Finger thut's nicht. Einer allein kann wenig ausrichten. Die Neger in Surinam sagen: Mit Einem Finger isst man keine Suppe. (Wullschlägel.)
[1016] 16. Ein Finger macht noch keine Hand und eine Blume keinen Frühling. – Winckler, XIII, 25.
17. Ein paar Finger können viel Böses thun.
Lat.: Digiti tres, quot bona, quot mala peperere. (Bovill, III, 13.)
18. Ein vergoldeter Finger kann grosse Dinge thun.
Die Russen sagen: Wer mit goldenem Finger dem Monde winkt, zu dem kommt er herab.
19. Es ist besser einen Finger verlieren, als die Hand. – Winckler, VII, 90.
20. Fîf Finger, dat is 'n Bootshaken, segg'n de Schipplüd' – Hoefer, 915.
Spott der Hamburger auf einen, der zu stark in die Schüssel langt. Ein Bootshaken ist eine hölzerne Stange mit eisernem Haken zur Fortschiebung und Anholung von Fahrzeugen.
21. Fîf Finger un een Grêp (Griff) is de beste Bewis. (Holst.) – Schütze, II, 70.
Ein handgreiflicher Beweis ist der beste.
22. Fünf Finger fassen mehr als zwei Gabeln. – Simrock, 2447; Bohn I, 148.
Dän.: Fem fingre ere vissere end en knivsod. (Prov. dan., 167.)
23. Fünff finger sind so gut als ein Bosshacke. – Henisch, 1102; Petri, II, 319; Eiselein, 170; Simrock, 2446; Körte, 1390 a.
24. Ich will einmal durch die Finger sehen, sagte die Katze, als sie eine Maus in der Falle sitzen sah.
Holl.: Ik zie veel door de vingers, zei de kat; toen zag ze door de traliën eene muis in de val zitten. (Harrebomée, II, 357.)
25. In einen frembden Finger ist es gut schneiden. – Sutor, 69.
Lat.: Fas est implere promissa decentia vere. (Sutor, 69.)
26. Ist der Finger beringt, ist das Mädchen (die Jungfrau) bedingt. – Pistor., IV, 28; Hillebrand, 116; Simrock, 2449; Hassl., 38; Hertius, I, 65; Eisenhart, 99; Estor, I, 347; Grimm, Rechtsalt., 177; Graf, 141, 32; Eiselein, 170; Körte, 1387; Sailer, 251.
Früher war es Sitte, dass nur verheirathete Frauenzimmer Ringe tragen durften, daher es ein sicherer Schluss war, dass ein Mädchen verlobt sei, wenn sie einen Ring trug; eine Annahme, die allerdings in unserer Zeit, bei andern Sitten, die das Tragen eines Ringes zu einer allgemeinen Zierde machen, nicht mehr zulässig ist. Der Ring wurde erst bei dem Verlöbniss, das früher ebenso heilig als die Ehe gehalten wurde, übergeben; man hat also durch das Sprichwort ausdrücken wollen, dass ein beringtes Mädchen dem Bräutigam feierlich versprochen und zur Vollziehung der Ehe verbindlich gemacht worden sei. (Vgl. auch Weinhold, Die deutschen Frauen im Mittelalter, 1851, S. 225.)
Dän.: Naar fingeren er ringed, er pigen tinged. (Prov. dan., 167.)
27. Ist erst der Finger hinein, so will die ganze Hand hindurch.
Holl.: Daar men den vinger in krijgt, wil men met de hand door. (Harrebomée, II, 381.)
28. Jedweder hat fünf Finger an der Hand. – Winckler, VII, 77.
Und kann sich daher auch damit wehren.
29. Lange Finger machen lange Beine.
30. »Mäin Fînger, mäin Diume, mäin Ellenboagen«, säu goat (gehen) de Klocken te Dailinghoaven. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 31.
31. Man hat zehn Finger, in welchen man schneidet, thut es weh.
Wenn Aeltern noch so viel Kinder haben, der Verlust jedes derselben schmerzt sie. Ich habe dies Sprichwort aus Waldenburg in Schlesien und aus Nürnberg erhalten.
32. Man kann nich en Finger in de Aske stecken, dat de Nabers nich wetet. – Eichwald, 507.
33. Man muss die Finger nicht zwischen Baum (Thür) und Rinde (Angel) stecken. – Hollenberg, II, 55.
Sich nicht in die Händel von Eheleuten und nahen Verwandten mischen.
Dän.: Man skal ei trænge sig imellen bark og træ. (Prov. dan., 46.)
Frz.: Il ne faut pas mettre le doigt entre le bois et l'écorce. (Lendroy, 167; Leroux, I, 40.)
Holl.: Steek uwe vingers niet tusschen den post van de deur (of: tusschen de schors en de boom). (Harrebomée, II, 382.)
34. Man muss etwan (zuweilen) durch die Finger sehen und die Rede lassen vor den Ohren[1017] vorübergehen. – Gruter, III, 66; Lehmann, II, 408, 16; Franck, II, 170b; Mayer, II, 63; Körte, 1388 u. 1718; Guttenstein, I, 123; Pistor., IV, 29; Tunn., 11, 2; Simrock, 2442.
Nur nicht zu oft und noch viel weniger an einem unrechten Orte. Recht durch die Finger zu sehen ist keine kleine Kunst.
35. Man muss etwan durch die finger sehen vnd doch nit alles lassen hingehen. – Henisch, 1099.
36. Man muss mit den Fingern nicht nach den Hunden schnappen, bis man aus dem Dorfe ist.
Frz.: Il ne faut pas se moquer des chiens qu'on ne soit hors du village. (Bohn I, 24.)
37. Man muss nicht zu viel durch die Finger sehen.
Lat.: Nocet indulgentia nobis. (Ovid.) (Philippi, II, 29.)
38. Man muss seine Finger nicht in (zu) enge Ringe stecken.
Frz.: Ne mets ton doigt en anneau trop étroit. (Bohn I, 40.)
It.: Non ti metter in dito anello troppo stretto. (Bohn I, 115.)
39. Man muss seine Finger nicht zwischen Hammer und Amboss legen.
Frz.: Entre l'enclume et le marteau il ne faut pas mettre le doigt. – Il ne faut pas mettre le doigt entre l'arbre et l'écorce. (Starschedel, 150.)
40. Man sieht den Fingern an, was sie ha'n gethan.
Dän.: Fingre mindes, det fordum giordes. (Prov. dan., 167.)
41. Man sieht nicht allen durch die Finger. – Eiselein, 169.
42. Man sihet nit durch die finger, sy seind zu dick, sonder neben den fingern hin. – Agricola II, 131.
43. Mein böser Finger schmerzt mehr als deine kranke Hand.
44. Mit dem Finger kann man kein Brot schneiden.
45. Mit drei Fingern schreibt man Bücher, so die Seele daran arbeitet, sonst sind es Tintenkleckse. – Eiselein, 170.
46. Mit drey Fingern schreibt man Bücher, aber Leib vnd Seel müssen daran arbeiten. – Lehmann, 459, 68.
Dän.: Med tre fingre skrives bøger, men baade sjæl og legeme maa arbeide derpaa. (Prov. dan., 167.)
47. Mit fremden Fingern ist's leicht Kastanien aus dem Feuer zu holen.
48. Schöne Finger werden Zwinger. – Scheidemünze, I, 3352.
49. Sind doch nicht alle Finger einer Hand gleich.
Für die, welche alle Köpfe über einen Leisten gemacht haben wollen.
50. Stecke den Finger in die Erde und riech, in wessen Land du bist.
51. Wain mar an kluann Finga losst, wül di gounz Hount hoben. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 40.
52. Was an den Fingern hangen bleibt (gestohlen wird), kann der Magen nicht verdauen. – Scheidemünze, I, 391.
53. Was krumme finger hat, das nehre nicht.
»Das ist«, sagt Henisch (1103): »was krappen vnd greiff Pflaten hat.«
54. Weil man hat gelehrnt durch die Finger sehen, ist den Brillenmachern gross schad geschehen. – Petri, II, 616; Henisch, 509, 51.
»Der bischoff von Trier fragt einen abenthewrer, der jm begegnet, was er für ein handtwerck könde. Er sagt, er wer ein Barillenmacher, vnd das gantz land durchzogen vnd könde keyn arbeyt finden. Der bischoff sagt, ich het gemeynt, es were ein gut handtwerck. O neyn, sagt der abenthewrer, die alten mönch vnd pfaffen, so der Barillen bedürffen, können jr gbet aussen, so betten etlich gar nicht, so sehen jr grossen herren durch die finger.« (Franck, I, 77; Klosterspiegel, 1, 5.)
55. Welcher ein gesunden Finger zubind, der bind einen gesundten Finger wieder auff. – Gruter, III, 102.
56. Wen nicht der Finger weisen mag, bei dem hilft weder Stoss noch Schlag.
57. Wenn der kleine Finger in die Erde will, so wollen die Kinder nicht gern länger im engen Stalle stehen. – Petri, II, 636; Henisch, 918, 22.
58. Wenn du keine Finger hast, so mach' mir eine Faust.
Gegen die Drohungen eines Machtlosen.
[1018] 59. Wenn ein Finger weh thut, so fühlt's auch die Hand. – Scheidemünze, I, 2654.
60. Wenn ich dir alle zehn Finger als Lichter anzündete, du würdest sie doch nur ansehen, als wären sie dunkel. – Burckhardt.
61. Wenn mann eim einn finger beut, wil er die faust gar haben. – Egenolff, 49b; Guttenstein, II, 81; Sutor, 71; Henisch, 1100; Pistor., VII, 71; Mayer, I, 257; Steiger, 169; Eiselein, 170; Kirchhofer, 175; Simrock, 2450.
Engl.: Give him an inch, and he'll take an ell. (Bohn II, 167.)
Frz.: Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre. (Lendroy, 1212.) – Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre; si 'on lui en donne un doigt (pouce), il en prendra long comme le bras. (Starschedel, 395.)
Holl.: Als men iemand den vinger geeft, neemt hij de geheele hand. (Harrebomée, II, 380; Bohn I, 299.) – Geeft men hem den duim, dan wil hij er do vingers nog bij hebben. (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Arbores cadunt post folia. (Philippi, I, 38.) – Si digitum porrexeris, manum invadet.
Span.: Dáme donde me assiente, que yo haré donde me acueste. (Bohn II, 167.)
62. Wenn mein Finger übel riecht, werd' ich ihn (doch) nicht abschneiden und wegwerfen.
Wenn die Kinder nicht wohl geartet sind; so sind sie doch meine Kinder, und ich kann sie nicht von mir stossen.
63. Wer andern den Finger ins Maul steckt, der will gebissen sein. – Simrock, 2444; Eiselein, 169.
Lat.: Stulto digitum ne ostenderis, ut ne palmam etiam devocet. (Eiselein, 169.)
64. Wer dem Finger nicht folgt, muss der Hand folgen. – Scheidemünze, II, 189.
65. Wer den Finger gibt, der soll auch die Hand geben. – Scheidemünze, I, 2.
66. Wer den Finger nicht heilt, verliert die Hand. – Scheidemünze, I, 2115.
67. Wer die finger im fewer nicht gehabt hat, der waiss nit, dass es heiss ist. – Henisch, 1089; Petri, II, 695.
68. Wer die Finger wil behalten rein, der mach den Arsswisch nicht zu klein. – Lehmann, II, 871, 164; Gruter, III, 165.
69. Wer durch die Finger sehen kann, braucht keine Brille.
Holl.: Die door de vingers kan zien, heeft geen' bril noodig. (Harrebomée, II, 381.)
70. Wer durch die Finger sehen kann vnd lest sein Weib eim andern Mann, der hat die Narrenkappe an. – Petri, II, 697.
71. Wer Einem Finger nicht folgt1, der muss oft dreien2 folgen.
1) Dem Kirchthurm.
2) Dem Galgen.
72. Wer einen Finger breit nachgibt, dem wird eine Hand breit genommen.
73. Wer einen Finger hat, der will die Hand haben.
Ein russisches Sprichwort sagt: Wer erst den Finger nach dem Hügel ausstreckt, wird auch bald die Hand zum Berge erheben.
74. Wer einen kranken Finger hat, besieht ihn immer, und wer 'nen übeln Gatten hat, seufzt immer. (Lomb.)
75. Wer erst die Finger hat, der hat auch die Hand.
Holl.: Kan hij er maar alleen den vinger in krijgen, hij krijgt er ook spoodig de geheele vuist in. (Harrebomée, II, 382.)
76. Wer keine Finger hat, kann keine Faust machen.
Wem Kraft und Mittel fehlen, der soll nicht drohen. Von Leuten, die wol möchten, aber nicht können.
77. Wer nicht kan durch die finger sehen, der kann nicht regieren (oder: Hauss halten). – Henisch, 1099; Petri, II, 741.
Richter, willst du ohne Gefahr durch die Finger gucken,
Musst die Brille dir vor die Augen rucken.
(W. Müller, 91.)
Dän.: Hvo ei kand see igiennem fingre, kand ei holde huus. (Prov. dan., 167.)
Holl.: Die niet door de vingers ziet, dient in de wereld niet. – Die niet oogluiken kan, en zien door de vingers, dient niet te heerschen over stad of kinders. (Harrebomée, II, 381.)
78. Wer seine Finger in alle Löcher steckt, dem werden sie wol bald abgezwickt.
Holl.: Die zijnen duim in zijn aars wil breken, kwetst zich zelven. (Harrebomée, I, 159.)
[1019] 79. Wer seine Finger inn alle Löcher will stecken, der ziehet sie offt beschissen wider herauss. – Tappius, 199a; Henisch, 1100; Lehmann, II, 851, 326; Körte, 1389.
Dän.: Hvo der vil have sin finger hversteds, faaer ham tit skiden. (Prov. dan., 166.)
80. Wer seine finger zwischen angel vnd thür (oder: zwischen thür vnd gadder) steckt, der klempt sich gern. – Franck, II, 131b; Henisch, 1100; Tappius, 228b; Lehmann, II, 850, 319; Sailer, 287; Simrock, 2451.
81. Wer sich die Finger einmal verbrannt, der greift auch langsam an einen kalten Ofen.
It.: Chi s'è scottato una volta, l'altra vi soffia, sù.
82. Wer stroherne Finger hat, der komme dem Feuer nicht nahe.
It.: Chi ha la coda di paglia, tema il fuoco. (Pazzaglia, 371, 6.)
83. Wie der Finger, so der Ring.
84. Wo man durch die Finger sieht, braucht man keine Brillen. – Sailer, 109.
85. Zween Finger auffheben ist leichter, denn ein Spaden vol Erde. – Petri, II, 16.
Schwören leichter als arbeiten.
86. Zwischen den Fingern kann man keine Wurst braten.
*87. Alle Finger lang. (Nürtingen.)
*88. Alle zehn Finger danach lecken.
Holl.: Hij zal daar nog met vinger en duim van likken. (Harrebomée, II, 382.)
*89. Auss dem finger saugen. – Henisch, 1094; Schottel, 1116b.
Lat.: Ex se fingere.
*90. Daran hat er sich seine Finger verbrannt.
Holl.: Hij heeft er zich den vinger aangebrand. (Harrebomée, II, 381.)
*91. Darum mach' ich keinen Finger nass.
Holl.: Hij heeft er geen vinger om nat gemaakt. (Harrebomée, II, 381.)
*92. Das hat mir mein kleiner Finger gesagt.
Frz.: Mon petit doigt me l'a dit. (Starschedel, 149.)
Lat.: Supercilium salit. (Philippi, II, 207.)
*93. Das ist (hat er) nicht aus den Fingern gesogen. – Eiselein, 170; Simrock, 2454.
Holl.: Dat zuigt gij niet uit uw eigene vingers. (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Necesse est municipem aut vicinum dixisse. (Eiselein, 170.)
*94. Davon bekommt man keine fetten Finger.
Holl.: Daar zal men geene vette vingeren van likken. (Harrebomée, II, 381.)
*95. Den Finger auf den Mund legen. – Eiselein, 170.
Bedachtsam schweigen.
Holl.: Den vinger op den mond leggen. (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Reddite Harpocratem.
*96. Den finger darauss ziehen. – Henisch, 1099.
Sicher sein.
Lat.: Extra lutum pedes habere, in portu navigare.
*97. Den mitlen Finger zeigen. – Eyering, I, 401; Henisch, 1102.
Um die höchste Verachtung auszudrücken; denn diesen Finger nennt Martial unkeusch, unzüchtig. Dieser Finger soll, wie Erasmus bemerkt, dadurch um seine Ehre gekommen sein, weil man damit die Hühner begreife, ob sie ein Ei haben, woher er auch der ehrlose Finger genannt wurde. Als sinnverwandt fügt Eyering zur Erklärung die Redensarten bei: »Die feygen (s.d.) weisen; den arss auffdecken; in arss sehen lan; den hintern zeigen.«
*98. Den stoss' ich mit dem kleinen Finger um.
*99. Der bricht noch den Finger im Arsch ab.
Hat ganz besonderes Misgeschick.
*100. Der hat ihn auf die Finger geklopft.
Wenn ein Stolzer von einem gedemüthigt wird.
*101. Der kleine Finger sagts (hat mir's gesagt). – Kirchhofer, 241; Simrock, 2455; Körte, 1390n.
Wenn jemand auf eine geheime Art etwas erfahren hat oder zu wissen vorgibt.
*102. Der lässt die Finger kleben.
*103. Deswegen (dafür) krümm' ich keinen Finger.
Ich gebe mir keine Mühe darum.
Frz.: Voilà un beau venez-y voir. (Lendroy, 120.)
*104. Die Finger lecken bis an den Ellenbogen. – Grimm, III, 415; Simrock, 2457; Körte, 1390l.
In der fränkischen Mundart: Der wird di Fing'r schlack'n bis zu 'n Eilaboug'n (Ellenbogen). (Frommann, VI, 167, 90.) – Er wird eine Delicatesse daraus machen.
[1020] *105. Die Finger zwischen Thür und Angel legen.
»Ein Sprichwort ist uns lang gesagt: Wer zwischen Thür und Angel stösst seinen Finger unverzagt, der gewinnt an Freuden Mangel, ob er sich dazwischenklemmt.« (Suchenwirth.)
Frz.: Mettre les doigts entre le bois et l'écorce. (Kritzinger, 243.)
*106. Die fünf Finger einer Hand sind einander nicht so ähnlich.
*107. Do sall ich mich wahl vör en de Fing'ren biesse. (Köln.) – Firmenich, 473, 100.
Davor werde ich mich wol hüten.
*108. Du schast mi den Finger wol utn Eers holden. – Eichwald, 411.
*109. Durch die Finger lachen.
*110. Durch die finger sehen. – Agricola II, 130; Henisch, 1099; Eyering, II, 140; Franck, I, 48a; Parömiakon, 1570 u. 1577; Mathesy, 126a; Sutor, 234.
Nachsichtig sein, hingehen lassen, was geahndet werden sollte. (Meinau, 17.)
*111. E äs wä me Finger. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 33, 28.
*112. Ea hod in kluann Finga mea, wiar Ounari in gounza Koubf. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 103.
Er hat im kleinen Finger mehr (nämlich Verstand), als ein anderer im Kopfe.
*113. Ea hod lounki Finga gmocht. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 167.
Er hat lange Finger gemacht.
*114. Ea hod si dapai d' Finga vaprennt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 166.
*115. Ea muis si oli Fingar olecken, woun das gschiad. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 99.
Er muss sich alle Finger ablecken, d.h. sehr froh sein, wenn das geschieht.
*116. Eam goat de Finger äs dem doden Fearken de Stêrt. (Büren.)
Die Finger gehen ihm wie einem todten Ferkel der Steiss. Er ist ein Faulenzer, mag nichts thun.
*117. Ein ander leckt die finger darnach. – Henisch, 1100.
Was der eine verschmäht, ist dem andern willkommen.
*118. Einem auf die Finger sehen. – Meinau, 248; Eiselein, 169.
Seine Handlungen genau beobachten.
Holl.: Iemand op de vingers zien. (Harrebomée, II, 382.)
*119. Einem die Finger sehr beschneiden.
Ihn kurz halten.
*120. Einem etwas auf die Finger geben.
*121. Einen andern die Finger verbrennen lassen.
Frz.: Tirer les marrons du feu avec la patte du chat. (Starschedel, 395.)
*122. Einen auf den kleinen Finger herausfordern.
Verächtlich behandeln.
Lat.: Minimo me provocat. (Horaz.) (Philippi, I, 250.)
*123. Einen auf die Finger klopfen. – Körte, 1390o.
Wegen eines kleinen Versehens mässig bestrafen.
Frz.: Donner sur les doigts à quelqu'un. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)
*124. Einen mit dem (auf den) kleinen Finger herausfordern.
Spott und Verachtung ausdrückend. Von verhöhnender Herausforderung.
*125. Einen mit fingern aus der Erde graben wollen. – Mathesy, 308b.
*126. Em1 koan en äm2 de klêne Fanger wäckeln. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 341, 51.
1) Man.
2) Um. – Von einem sehr gutmüthigen Menschen.
*127. Er beisst sich lieber einen kleinen Finger ab.
*128. Er bricht seine Finger im Hirsebrei.
*129. Er hat den letzten Finger verbunden. – Kirchhofer, 355.
*130. Er hat es auss den fingern gesogen. – Tappius, 13b; Eyering, II, 318; Franck, II, 11a; Mayer, II, 42; Körte, 1390 h.
Was er sagt, hat keinen Grund, er hat es erdacht, erfunden.
Frz.: Il a pris cela sous son bonnet. (Lendroy, 186.)
*131. Er hat Finger wie eine Hebamme. – Tendlau, 549.
Lang, dünn und zart. Jüdisch-deutsch: wie e Meleedeste.
*132. Er hat klebrige Finger. – Körte, 1390f.
Stiehlt.
Lat.: Visco manus tinctas habet. (Binder I, 1863; II, 3577; Philippi, II, 256; Seybold, 639.)
[1021] *133. Er hat lange (krumme, klebrige) Finger. – Kirchhofer, 144; für Franken: Frommann, VI, 167, 87.
Er entwendet gern etwas, wenn Gelegenheit ist.
Holl.: Hij heeft kromme vingers. (Harrebomée, II, 381.)
*134. Er hat lange finger, die finden, ehe man verleurt. – Franck, I, 4a; Körte, 1390e.
Ist diebisch.
Holl.: De zucht tot stelen zit hem reeds in de vingers. – Hij heeft lange vingers, maar haalt ze krom naar zich. (Harrebomée, II, 381.)
*135. Er hat mehr in seinem kleinen Finger, als der in seinem Kopfe.
*136. Er hat sich die Finger daran bemalt, wie der Pfaff an Eulenspiegel's Erbe. – Fischart.
*137. Er hat sich in die Finger geschnitten.
Schaden zugefügt.
Holl.: Hij heeft zich in zijnen vinger gesneden. (Harrebomée, II, 381.)
*138. Er hat versilberte Finger.
*139. Er hat's aus dem kleinen Finger gesaugt.
*140. Er ist mir am kleinen Finger lieber als du am ganzen Leibe.
Lat.: Pluris est ejus unguis, quam tu totus es. (Binder II, 2594.)
*141. Er lässt die Finger kleben.
Von Diebischen.
*142. Er lässt sich um einen Finger wickeln.
*143. Er leckt alle Finger danach. – Schuppius, Trakt.; Eiselein, 169.
»Ich kenne wol das Fingerlecken nach meinen reichen Hypotheken.« (Butler.)
Frz.: Il s'en est léché les doigts. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)
*144. Er macht lange Finger. – Mayer, I, 80.
*145. Er mag keinen Finger in die Asche stecken.
*146. Er rührt nicht einen Finger.
Frz.: Il ne fait oeuvre de ses dix doigts. (Starschedel, 150; Kritzinger, 243.)
*147. Er schleckt die Finger danach.
*148. Er steckt seine Finger in jeden Quark.
Engl.: He has his finger in every pie. (Bohn I, 460.)
*149. Er wird an den Fingern nagen.
Die Sache wird ihm unangenehm sein.
*150. Er wird sich die Finger daran verbrennen.
Frz.: Il s'en mordra les doigts. (Lendroy, 39.)
*151. Es fehlt ihm zwei Finger über der Nase. – Körte, 1390h.
*152. Es geht jhme vmb den Finger vnnd nicht drein. – Lehmann, 721, 2.
Vom Sorglosen, Leichtsinnigen. – Um Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Unbekümmertheit u.s.w. in ihren verschiedenen Formen, Graden und Beziehungen auszudrücken, haben wir noch die verwandten Redensarten: Er deckt den Himmel darüber. Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm Dinge. Er hinckt nicht, wenn ein anderer gefallen. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sey dann gebraten. Er lässt die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. Er läst fliessen, was er nicht darff. Er läst rauschen, wz nicht bleiben will. Er macht's wie die Herren zu Metz, die lassen's geschehen, wann es regnet. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er siht wie er seine sorgen andern anhenckt. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er sorgt nicht, was der Müller auffschütt. Er trägt kein eng Wammes. Er wills den Gelehrten befehlen, die werden die todten rathsfragen. Er wischt das Maul vnd gehet davon. Es gebet jhme vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Es thut jhm nicht wehe, wenn ein ander sich stosst. Rom geht jhm nichts an, er hat kein Hauss drin. Sein Wammes liegt so hart nicht an.
*153. Es lässt sich an den Fingern zählen.
Von äusserst seltenen Dingen sagt der Franzose: On les peut compter avec le nez.
*154. Es schwirt jhm kein finger mehr. – Henisch, 1099; Eyering, II, 579.
Wie: Es thut ihm kein Zahn mehr wehe.
*155. Etwas an den Fingern herzählen.
Lat.: In digitos mittere. (Macrobius.) (Binder II, 1420.)
*156. Etwas aus den Fingern saugen.
Erfinden, erdichten. Die mit Unwahrheit umgehen, zerbrechen sich den Kopf mit Erfindung wahrscheinlicher Gründe, wobei manche die Gewohnheit haben, an den Nägeln zu kauen und gleichsam an einem Finger zu saugen.
*157. Etwas mit dem Finger anrühren (berühren). – Eiselein, 170.
Ganz nahe daran sein.
Frz.: Toucher à quelque chose du bout du doigt. (Starschedel, 149.)
[1022] *158. Etwas mit den Fingern abmessen.
Sehr genau.
*159. Etwas mit keinem Finger anrühren. – Eiselein, 170.
*160. Etwas mit spitzen Fingern angreifen. – Körte, 1390k.
Frz.: Il s'en est léché les doigts.
*161. Etwas nur mit dem Finger berühren.
Frz.: La sphère ne couche à la superficie plaine que d'un point. (Bovill, I, 161.)
Lat.: Sphaera uno tantum puncto planam exosculatur superficiem. (Bovill, I, 161.)
*162. Etwas nur mit Einem Finger anrühren. – Eiselein, 170.
Lat.: Uno digitulo. (Eiselein, 119.)
*163. Etwas nur mit zwei Fingern anfassen.
Sehr behutsam.
Lat.: Lacinia tenere. (Philippi, I, 219.)
*164. Hê bitt sick lêw'r 'n Finger aff, as dat hê 'n Pennig ûtgift. (Altmark.) – Danneil, 276.
Er ist sehr geizig.
*165. He het krumme Fingers mâkt. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 137.
*166. He is bi em Finger nächst den Dum. – Eichwald, 505.
*167. He schall hüm de Fingers wol ût de Beck1 holden. (Ostfries.) – Frommann, V, 525, 631; Bueren, 558; Eichwald, 509.
1) Maul, Schnabel. (Stürenberg, 13.)
*168. Ich gäbe meinen kleinen Finger drum, wenn u.s.w.
*169. Ich kann's nicht aus dem Finger saugen.
Nicht aus dem Aermel schütteln, aus dem Boden stampfen, aus den Rippen schneiden.
*170. Ich möchte den Finger nicht zwischeninne haben. – Kirchhofer, 241.
*171. Keinen Finger breit abweichen.
Lat.: Latum (transversum) unguem non discedere. (Philippi, I, 221.)
*172. Ja, Fenger, leck Dümmken. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 286.
*173. Krumme Fingers maken. – Eichwald, 506; hochdeutsch vgl. Parömiakon, 1745.
Frz.: Avoir les mains faites en chapon rôti. (Lendroy, 316.)
*174. Lange Finger haben (machen). – Körte, 1390e; Parömiakon, 302.
Lat.: Acutas manus habere. (Apulejus.) (Binder II, 48.)
*175. Ma kaun's nid glai aus'n Fingann ausa suzln. (Steiermark.) – Firmenich, II, 771, 189.
*176. Ma musem schun durch die Finger sahn. – Robinson, 335; Gomolcke, 751.
*177. Man darf blos mit den Fingern dran rühren.
Frz.: Il croit qu'il n'y a qu'à souffler et remuer les doigts. (Lendroy, 1377.)
*178. Man kann es an den Fingern abzählen.
Man kann es mit Händen greifen, es liegt nahe.
Frz.: Cela se touche au doigt. (Starschedel, 149.)
Holl.: Men kan dat vooruit op de vingers wel natellen. (Harrebomée, II, 382.)
Lat.: Et puero perspicuum est. (Philippi, I, 141.)
*179. Man kann ihn um den kleinen Finger wickeln.
Frz.: Il est souple comme un gant. ( Starschedel, 395.)
*180. Man kann 't mit en natten Finger aflopn. – Eichwald, 503.
*181. Man könnte ihn um einen Finger wickeln. – Für Franken; Frommann, IV, 167, 91.
Von sehr Nachgiebigen.
Holl.: Hij kan hem om zijn' vinger winden. (Harrebomée, II, 381.)
*182. Man möcht (kanns) mit fingern greiffen. – Franck, II, 16a; Eyering, III, 197; Körte, 1390i; Sailer, 123.
So deutlich ist es.
Frz.: Faire toucher une chose du bout du doigt. (Starschedel, 150.)
*183. Man muss ihm auf die Finger schauen, nicht aufs Maul. – Kirchhofer, 144.
Von dem, dessen Ehrlichkeit in Frage gestellt wird.
*184. Man muss ihm die Finger beschneiden. (Nürtingen.)
*185. Man muss ihn auf die Finger klopfen. – Mayer, I, 47; für Franken: Frommann, VI, 167, 88.
[1023] *186. Man muss zeiten durch die finger sehen, vnd doch nicht alles lassen hingehen. – Gruter, I, 58; Petri, II, 461; Kirchhofer, 164.
*187. Man schull de Finger darna licken. – Eichwald, 504.
*188. Mer schaut'm durch die Finger. (Franken.) – Frommann, VI, 167, 89.
Schenkt ihm Nachsicht.
*189. Mit dem elften Finger ein Loch durch die Kanzel bohren. – Wurzbach II, 221. Die nach Wurzbach II, 221, beigefügte Erklärung wird als nicht zutreffend bezeichnet, wenigstens nicht allgemein, wenn auch derVolksmund irgendeiner Gegend bei gewissen Heldenthaten sarkastisch ausruft: »Ja, wenn der elfte Finger nicht wäre!« Herr Dr. K. Schiller (Schwerin) schreibt mir: »Der elfte Finger ist eine verhüllende Form (Euphemismus) für penis, oder wie er Reineke Vos (Kap. 14) genannt wird, ›das dridde part, der van he ên Man gehêten ward‹.« In den Fastnachtsspielen, 99, 14, heisst es: »Und pist du schuldig dieser Dinge, es gult dir den einliften Finger, den wirt man nemen von dem paschen vnd wirt darauss ein seugeisel (Peitsche für die Schweine) machen.« Und ebendaselbst 100, 10: »Er sol mit seinen einliften finger nacket stan.« Ferner 155, 8: »Am leib wirt man jn machen ringer. Und abhauen sein einliften finger.« Goethe in den ungedruckten Epigrammen: »Unklug schob er den kleinsten der zehn Finger ins Ringchen, nur der grösste gehört würdig, der eilfte hinein.« (Grimm, III, 110.) Birlinger im Augsburger Wörterbuche: Ein nachmals hochberühmter Mediciner war früher Theologe und fungirte bereits als Hauslehrer hierzulande, sattelte aber um, nachdem durch ihn ein Mädchen »ein ⇒ Hufeisen (s.d.) verloren«, oder wie ein mecklenburger Arzt in der Vorrede zu einer seiner Schriften sich ausdrückte, »der Mann ein Loch durch die Kanzel gebohrt hatte«.
Spott auf die, welche behaupten, etwas zu können, wozu ihnen offenbar Mittel und Kräfte fehlen, da es eben einen elften Finger nicht gibt. Nach Wurzbach ist diese Redensart erst in neuerer Zeit auf den Missionen in Salzburg und Tirol entstanden.
*190. Mit dem kleinen Finger auf dem Kopfe kratzen.
Juvenal gebraucht es von Weichlingen und Weibischen, von Zierbolden, die mit einem Fingerlein auf dem Kopfe kratzten, aus Besorgniss, das zierlich geordnete Haar zu verwirren.
*191. Mit den fünf Fingern einkaufen. – Parömiakon, 630.
*192. Mit Fingern auf jemand weisen.
Von verächtlicher, mit Verspottung verbundener Behandlung. Eine ganz entgegengesetzte Bedeutung hatte diese Redensart bei den Römern, wo man sie von rühmlicher Auszeichnung gebrauchte. So sagt Horaz: »Die Vorübergehenden zeigten mit Fingern auf mich«, und Persius: »Schön ist's, mit den Fingern gezeigt zu werden, und zu hören: Der ist's.«
Frz.: On le montre au doigt. (Kritzinger, 243.)
*193. Mit fremden Fingern die Kastanien aus dem Feuer herausnehmen. – Kirchhofer, 305.
*194. Mit spitzen Fingern. – Eiselein, 169.
Lat.: Duobus digitis. – Summis digitulis. (Eiselein, 169.)
*195. Mit vier Fingern und dem Daumen nach etwas greifen.
Mit der ganzen Hand, sehr gierig zulangen oder etwas sehr heftig begehren.
*196. Nicht eines fingers brait abweichen. – Henisch, 1101.
Lat.: Transversum unguem non discedere. (Cicero.)
*197. Nit eines fingers lang.
*198. Nit vmb ein finger weichen. – Henisch, 1101.
*199. Nun nit ein finger an ein Ding legen. – Henisch, 1100.
*200. 'S kust fünf Finger unn en Grief. – Robinson, 185; Gomolcke, 997.
Es kostet fünf Finger und einen Griff; nämlich: nehmen, stehlen.
*201. Sein kleiner Finger ist gescheiter als du mit Haut und Haar. – Simrock, 2456; Körte, 1390m.
Frz.: Avoir de l'esprit jusqu'au bout des doigts. (Lendroy, 617.)
*202. Seine Finger ziehen das Silber an wie der Magnet das Eisen. – Parömiakon, 493.
Er ist ein Geizhals oder auch ein Dieb.
*203. Seinen Finger zwischen Messer und Wand, Thür und Angel, Hammer und Amboss stecken.
*204. Si môg kên Fing'r in die Asch'n tunken. (Franken.) – Frommann, VI, 167, 92.
Sie ist sehr bequem, träge.
205. Sich die Finger daran verbrennen. – Chemnitius, 360; Körte, 1390p.
Uebel ankommen, unerwarteten Schaden von etwas haben.
Frz.: Ne vous y frottez pas.
*206. Sie sehen durch die finger. – Tappius, 21a.
*207. Sie sind wie die Finger einer Hand.
Einander mit Leib und Seele zugethan, ein Herz und eine Seele.
Frz.: Ils sont comme les deux doigts de la main, ce sont les deux doigts. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)
*208. Sin finger heyssen: Greiffzu. – Franck, II, 20b; Egenolff, 25a; Henisch, 1100; Eyering, III, 299; Eiselein, 170; Simrock, 2448; Körte, 1390d.
Holl.: Zijne vingers zijn van lijm gemaakt, zij houden vast wat zij aanraken. (Harrebomée, I, 382.)
Lat.: Omnia viscatis manibus legit, omnia sumit. (Eiselein, 170.)
*209. Sind doch nicht alle Finger an einer Hand gleich. – Winckler, XI, 75.
Geschwister gleichen selten alle einander.
Frz.: Tous les doigts de la main ne se ressemblent pas. (Starschedel, 150; Kritzinger, 243.)
*210. So ich nur mit dem Finger schnalze.
Lat.: Ad digituli crepitum.
[1024] *211. So man jm ein finger beut, wil er die faust gar haben. – Zeytbuch, CCXXXb.
*212. Steck' den Finger in den Arsch und mache dir einen Krengelstuhl. – Frischbier, 721.
Aufforderung zum Niedersetzen, wo man keinen Stuhl bieten kann oder will. (S. ⇒ Setzen.)
*213. Stik dinen Finger in de Eer un rük wo du büst. – Schütze, IV, 198.
Warnungsruf für allerlei Fälle.
*214. Wann jm einer die finger ins maul leget, er dorfft nit zubeissen. – Franck. I, 50d; Körte, 1390.
*215. Wenn der elfte Finger nicht wär'. – Wurzbach II, 221.
Spott auf grosssprecherische Maulhelden.
216. Die den Finger in Honig stecken, pflegen ihn auch abzulecken.
Die Walachen: »Es thut sich nicht, dass man den Finger stecke in Honig und ihn doch nicht lecke.« (Schuller, 37.)
217. Ein kann 't ne so bunt up 'm Finger flauten, ass't in 'r Welt höägeiht, söä Schêper Manns. – Schlingmann, 999.
218. Was den Fingern fehlt, müssen die Hände büssen. – Altmann V, 122.
219. Wenn Ein' ierst 'n Finger wodrin hät, kreit Einen ball de ganze Hand drin. – Schlingmann, 415.
220. Wer mit dem Finger gen Himmel deutet, greift einem Engel ins Auge.
Nach dem Volksglauben soll man ebenfalls den Heurechen nicht mit der Zahnreihe gegen den Himmel legen, bei Tische das Messer nicht nach oben gekehrt, denn alles dies sticht in den Himmel. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 50.)
*221. Das kann man sich an den Fingern abklavieren. (Köthen.)
*222. Die Finger zu tief in den Teig stecken. – Gotthelf, Wanderungen, 84.
*223. Eher würde ich mich in einen Finger beissen, eh' ich dies thäte. – Fischer, Psalter, 232, 2.
*224. Er hat das nicht aus dem kleinen Finger gesogen. – Herberger, I, 48.
*225. Er hat den letzten Finger verbunden.
*226. Er is mit ihm zwei Finger. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
Die beiden sind dicke Freunde. Sie sind immer wie ein Fingerpaar beisammen. (S. ⇒ Bruderander und Knöpfchen.)
*227. Etwas mit fünf frischen Fingern angreiffen. – Herberger, Ib, 603.
*228. Sich den unrechten Finger verbinden. – Gotthelf, Uli der Pächter, 64.
Seine Sache falsch anfangen.
*229. Sich fast die Finger abfluchen. – Gotthelf, Käthi, I, 133.
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