1. An der farb erkennt man das Tuch, am geschmack den Wein, am geruch die Blume, am reden den Mann. – Lehmann, 917, 16; Sailer, 95.
2. Die farb ist gut, wie er sonst halt sein mag. – Eyering, I, 670.
»Diess sprichwort sagt von denen fein, die an der gstalt gantz from thun schein, aber niemand erkennen kan, wie es vmb jr hertzen thut stan.«
3. Die Farbe ist gut, sagte Steffen, und guckte Greten untern Rock. (S. ⇒ Ansicht.) – Hoefer, 1003.
4. Die Farbe thut's nicht, sonst wäre der Gimpel der erste Vogel. – Parömiakon, 2075.
5. Die graue Farbe verräth den Esel nicht immer, aber seine Stimme.
6. Die schwarze Farbe kauft man, die weisse bleicht man.
7. Es gehört viel Farbe dazu, Runzeln zu schminken. – Scheidemünze, I, 4076.
8. Je schöner die Farbe, desto leichter verschiesst sie. – Scheidemünze, I, 1109.
Gilt auch von vielen Schöngeistern und Tagesschriftstellern.
9. Man muss niemand nach der Farbe loben.
Mhd.: Nieman ûzen nach der varwe loben sol. (Walther.) (Zingerle, 31.)
10. Man sihet an farben vnd flug wohl, was für ein Vogel es ist. – Gruter, I, 58.
11. Mancher helt nicht farb. – Lehmann, 808, 2.
Wer anders scheint als er ist. Von unlauterer und erheuchelter Freundschaft oder von einem Menschen, der freundlich scheint und Bosheit und Tücke im Herzen verbirgt, oder von denen, die Heiligkeit zur Schau tragen und dahinter Schlechtes verbergen, wie zur Bezeichnung jedes unzuverlässigen Charakters.
12. Schönen Farben schadet Regen und Sonnenschein (am meisten). – Scheidemünze, 1564.
13. Schwartze Farb stehet wol in einem weissen schildt. – Gruter, III, 79; Lehmann, II, 575, 51.
14. Was farbe halten soll, muss man etlichmal tuncken (einstossen, streichen). – Lehmann, 87, 18; 771, 18; Kirchhofer, 214.
15. Wenn die besten farben im spilen verworffen, so ist der Stich verloren. – Lehmann, 146, 89.
16. Wenn die besten Farben verworffen, so kan man nichts mehr stechen. – Lehmann, 725, 35.
[927] 17. Wenn eine schöne Farbe verschiesst, wird sie desto hässlicher. – Scheidemünze, I, 1110.
18. Wenn man die schönen Farben abschabt, so find man nur ein Holtz. – Lehmann, 359, 6.
19. Wenn's die Farbe thäte, wäre der Esel eine Nachtigall. – Sprichwörtergarten, 279; Scheidemünze, I, 4229.
20. Wer in allen Farben spielt, ist in keiner echt.
21. Wer nicht farb hat, davon er kan roth werden, der darf sich nicht schemen. – Lehmann, 696, 6.
22. Wie farb, so glas. – Henisch, 1627.
23. Zweierlei Farb', sagt Seller, und hat in d' Hoss geschissen. (Schwaben.) – Hoefer, 982.
*24. A hält fu der Forbe. – Robinson, 917.
*25. Einen mit hässlichen Farben abmalen.
Ihn von einer übeln Seite schildern.
*26. Er hat keine Farbe.
Von einem Charakterlosen, Unentschiedenen.
*27. Er muss Farbe bekennen.
*28. Er will mit der Farb' nicht heraus. – Mayer, II, 180.
*29. Ich wil dir dein Farb anstreichen. – Eyering, III, 73.
Ich will dir sagen, wer du bist.
*30. Ich will dich mit deiner Farbe malen.
Hieronymus braucht es, um zu sagen: Ich will dich so beschreiben wie du bist.
*31. Immer in einerlei Farbe singen.
Einerlei Stärke oder Schwäche des Tons.
*32. In einer Farbe singen und in einem Tone malen. – Eiselein, 140.
*33. 'T is in de Farve verbrannt. (Ostfries.) – Bueren, 1131.
34. An Farben kennt man Vögel und Narren. – Fischart, Bienenkorb, 1583, S. 29.
35. Die Farbe ist die Seele der Blumen.
So deutet man die düstere Farbe von Blumen und Früchten auf giftige Eigenschaften.
36. Die ist die beste Farbe an den Megdlein, welche ihnen die Scham aufträgt. – Petri, II, 132.
37. Von der Farb kann kein Blinder urtheilen.
*38. Auf Farbe halten.
Vergleichsweise mit Berufs- und Standesgenossen umgehen, verkehren, sie in Ehren halten, vertheidigen.
*39. Dear het älle Forbe wie Bäustmacher. (Ulm.)
Beim Spiel, wenn Einer alle Couleuren hat.
*40. Einem Farbe machen.
Einen in Verlegenheit setzen, dass er roth wird.
Frz.: Prendre quelqu'un sous vert. (Lendroy, 1533.)
*41. Einen mit seiner rechten Farbe abmalen. – Theatr. Diabolorum, 536b.
*42. Eim ein farb vber die augen streychen. – Stumpff, Historia, XCVb.
*43. Er hat alle Farben, wie die Narren.
*44. Etwas mit köstlicher Farbe anstreichen. – Luther's Tischr., 60a.
*45. Farbe nehmen.
D.i. plötzlich roth werden.
*46. Ich kenne seine Farbe nicht.
Seine (religiöse oder politische) Richtung, seine Gesinnung u.s.w. ist mir unbekannt. Ich weiss nicht, ob er roth oder schwarz-weiss ist.
Lat.: Albus an ater sit nescio. (Cicero.) (Faselius, 81; Wiegand, 935.)
Buchempfehlung
Hume hielt diesen Text für die einzig adäquate Darstellung seiner theoretischen Philosophie.
122 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro