Rehfleck

Wenn die Rehflecken auf unsern Nägeln weiss blühen, dann blüht auch gerade der Baum, aus dessen Holze unser Sarg gemacht wird.

Im aargauer Freienamte heisst es: So lange wächst dem Menschen Holz zum Sarge, so lang ihm Rehfleckenblust am Finger wächst. – Der Name Rehfleck leitet sich ab vom ahd. hrêv = Leiche, rêwen = ertödten; er ist erhalten im ahd. hraironp = Todtenau, im alten Namen des alles verzehrenden Windes Hraesvelgr = Leichenfresser; es lebt in der westfälischen und aargauischen Mundart fort, wo das Stroh, worauf eine Leiche gelegt wird, bei uns Sterbestroh, dorten Rewestrô genannt ist; eine Leiche entkleiden = utrewen. (Vgl. Woeste, Volksüberlieferungen, 57, 33 u. 105; Rochholz, Deutscher Glaube, I, 137.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1677.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: