Johann von Oldenbarneveld

[296] Johann von Oldenbarneveld, Staatspensionair von Holland, geb. i. I. 1548, ein eifriger Patriot, welcher die größten Verdienste um sein Vaterland hatte. Er vermochte alles bei den Ständen von Holland, und nach diesen pflegten sich die Stände der übrigen Landschaften zu richten. Es war vorzüglich auf seinen Betrieb, daß der 12jährige Waffenstillstand zwischen Spanien und den vereinigten Niederländern geschlossen wurde (1609). Allein eben hierdurch machte er sich dem Statthalter Moritz, Prinzen von Oranien, welcher durch diesen Stillstand von seinem Einflusse und seiner Macht zu verlieren glaubte, verhaßt. Ueberhaupt schien Moritz, welcher anfangs größten Theils auf Oldenbarnevelds Betrieb Statthalter, General-Capitain und Admiral von Holland worden war, diesem Patrioten nachher seine Gewalt zu sehr vergrößern zu wollen; und Oldenbarneveld arbeitete ihm in mehrern Stücken entgegen. Jetzt entstanden die Religionsstreitigkeiten zwischen den Arminianetn und[296] Gomaristen in Holland, welche aber bald politisch wurden, und die der Prinz zu seinen Vergrößerungsabsichten benutzte. Oldenbarneveld war den Arminianern oder Remonstranten zugethan, auf welche Seite sich die Obrigkeiten in den Städten neigten; der Prinz erklärte sich für die Gomaristen, welchen die Priester und der große Haufe anhingen. Die Arminianer wurden bald in den Verdacht gebracht, heimliche Freunde des Papstthums und der Spanier zu sein, von welchen letztern insbesondre Oldenbarneveld bestochen worden zu sein beschuldigt wurde. Der Prinz wünschte die Berufung einer Generalsynode; Oldenbarneveld hatte wahrscheinlich großen Antheil, daß mehrere Landschaften sich dagegen erklärten, auch zu ihrer Sicherheit Stadtsoldaten annahmen. Indeß setzte der Prinz seine Absicht durch, und die Berufung einer Generalsynode wurde beschlossen. Der Prinz ließ am 29. Ang. 1618 Oldenbarneveld, den Pensionair von Leiden, Rombout Hogerbeets, und den Pensionair ovn Rotterdam, Hugo van Groot (Grotius), im Haag in Verhaft nehmen; und diese eigenmächtige Handlung wurde kurz darauf von den Generalstaaten genehmigt. Am 7. März 1619 wurde Oldenbarneveld zum ersten Mahl verhört, und am 13. Mai empfing er, als ein Greis von 71 Jahren, mit Standhaftigkeit und Seelenruhe den Todesstreich. Die Generalsynode zu Dortrecht (1618 und 19) unterstützte übrigens durch ihre theologischen Entscheidungen in allem die Wünsche des Prinzen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 296-297.
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