Alkohol

[55] Alkŏhol oder Alkool, ein arab. Wort, welches etwas sehr Feines, sehr Zertheiltes bedeutet, gewöhnlich Spiritus oder Spiritus vini, d.i. Weingeist, genannt, kommt nirgends in der Natur gebildet vor, sondern ist das Erzeugniß einer eigenthümlichen Zersetzung, welche der der Weingährung fähige Zucker erleidet. Alle zuckerhaltigen Säfte geben durch die Gährung weinige Flüssigkeiten, aus denen man durch Destillation mehr oder weniger Alkohol darstellen kann. Die Völker des Alterthums kannten zwar gegohrene Getränke, namentlich Wein und Bier, aber sie verstanden nicht, [55] den Weingeist aus diesen Flüssigkeiten zu bereiten; dagegen war einigen Völkern Asiens die Kunst, durch Destillation berauschende Getränke zu verfertigen, nicht ganz unbekannt. Von den Arabern aber wurde zuerst der Wein zur Darstellung des Alkohols benutzt, und Albukases, im 11. Jahrh., ist der Erste, welcher ihn erwähnt und durch den ihn die christlichen Alchemisten kennen lernten, die ihn zuweilen auch aqua vitae, d.i. Lebenswasser, nannten. Schon im Anfange des 15. Jahrh. wurde er als berauschendes Getränk beliebt, und um ihn wohlfeiler als bisher bereiten zu können, benutzte man dazu Weinhefen und gegohrene Fruchtsäfte. Zu Anfange des 16. Jahrh. lernte man auch aus Bier und bald darauf aus Meth und Maische Alkohol gewinnen. Seitdem hat man viele Entdeckungen gemacht, sowol hinsichtlich der Stoffe, aus denen man ihn bereitet, als auch rücksichtlich der Apparate, deren man sich zu seiner Darstellung bedient. Je nachdem der Alkohol mehr oder weniger Wasser bei sich führt, mit dem er sich übrigens in allen Verhältnissen vermischen läßt, unterscheidet man höchstrectificirten Alkohol oder Weingeist, rectificirten Alkohol, und Frucht- oder Kornbranntwein, der sehr gewässert ist und nur 30 Grad Alkohol hat. Der Alkohol schützt thierische Stoffe vor der Fäulniß, nimmt verschiedene Gasarten in sich auf, löst die meisten Pflanzensäuren, sowie ätherische und fette Öle, Harze, die meisten Zuckerarten, Gerb- und Farbestoffe auf und wird vielfach in der Medicin, wie in Künsten und Gewerben gebraucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 55-56.
Lizenz:
Faksimiles:
55 | 56
Kategorien: