Alp

[57] Alp oder Alpdrücken nennt man jenen peinlichen Zustand, welcher den Menschen zuweilen im Schlafe befällt und als ein schwerer Traum betrachtet werden kann, der durch den Gedanken der Unmöglichkeit, sich helfen zu können, die Seele mit Angst und Schrecken erfüllt. Der, wie man sagt, vom Alp Gedrückte empfindet eine furchtbare Beklemmung mit dem Gefühle einer schweren Last auf der Brust und verbindet in den meisten Fällen die Vorstellung damit, als sitze ihm ein lebendes Wesen von außerordentlicher Größe und widerlicher Gestalt auf der Brust, was ihn verhindere, sich zu bewegen oder zu regen, ja was ihn erwürgen wolle. Beim Erwachen ist er gewöhnlich angegriffen und matt, leidet auch wol an Kopfweh. Dergleichen Anfälle scheinen durch Vollblütigkeit, Überladung des Magens und große Nervenreizbarkeit [57] veranlaßt zu werden, besonders wenn schwere Bettdecken, eine schwüle Atmosphäre u.s.w. noch hinzukommen. Leute, die zu viel sitzen, bei schwachem Magen spät und viel zu Abend essen, gewöhnlich auf dem Rücken liegend schlafen, Kinder, die vor dem Einschlafen mit Gespenstergeschichten unterhalten werden, nervenschwache und überreizte Personen sind dem Alpdrücken häufiger ausgesetzt als andere. Vermeidung der diesen Zustand herbeiführenden Ursachen ist das einfachste und zugleich beste Mittel, demselben zu entgehen. Daß das Alpdrücken durch einen bösen Geist veranlaßt werde, war in frühern Zeiten so allgemein angenommen, daß zu Anfange des 14. Jahrh. selbst die berühmte Universität zu Paris sich zu diesem Glauben öffentlich bekannte, den auch jetzt Leichtgläubige nicht ganz aufgeben wollen. Man theilte die Alpe in männliche und weibliche ein und nahm an, daß sie auf Verführung der Menschen ausgingen. Am Wahrscheinlichsten sucht man den Ursprung dieses Glaubens in der nordischen Sage von den Alfen oder Elfen, einem Zwergengeschlechte schöner oder guter, und schwarzer oder häßlicher Geister, die in Bergen, Wäldern und im Wasser ihre Wohnungen haben sollten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 57-58.
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