Antillen

[90] Antillen (die), eine Inselgruppe Amerika's, im mexican. Meerbusen, auch Westindien genannt, werden am Natürlichsten in die nördl. oder die großen, und die östl. oder kleinen Antillen eingetheilt, wozu dann noch die südl. kommen, welche längs der Nordküste von Südamerika liegen. Zu den nördl. Antillen gehören: die Bahamainseln, Cuba, Jamaica, Haiti (von den Spaniern Hispaniola, von den Franzosen ehemals St.-Domingo genannt) und Puertorico; zu den östl., Karaiben genannt: 1) die Jungferninseln, eine Inselgruppe, welche außer vielen kleinen Inseln und Felsen folgende fünf größere: die Schlangeninsel, St.-Croix, St.-Thomas, St.-Jean und Tortola umfaßt; 2) die nördl. Karaiben, als: Anguilla, St.-Martin, Barthélémi, Barbuda, Antigua, St.-Eustache, St.-Christoph, Newis, Montserrat, Guadeloupe, Grandeterre, Desirade, Saintes, Marie galante und 3) die südl. Karaiben, nämlich: Dominica, Martinique, St.-Lucia, St.-Vincent, Grenada, Barbados und endlich die beiden Inseln Tabago und Trinidad. Zu den südl. Antillen gehört, außer vielen kleinen unbedeutenden und zum Theil unbewohnten Eilanden, Curaçao. Die Gebirge der nördl. Antillen gehören der Ubergangs- und Flötzformation an und sind mehr steil als hoch; die der östl. beinahe ganz vulkanischen Ursprungs. Mit Ausnahme einiger der Bahamainseln liegen die Antillen im heißen Erdstrich und es ist die Hitze in den Küstengegenden das ganze Jahr hindurch sehr drückend, doch wird sie durch die Ostwinde gemäßigt, welche beinahe ununterbrochen neun Monate lang wehen und zugleich die Schifffahrt von Europa her sehr erleichtern. Die Antillen gehören zu dem gesegnetsten Theile der Erde, allein die Erzeugnisse der verschiedenen Naturreiche sind ungleich vertheilt; so sind sie sehr arm an einheimischen vierfüßigen Thieren, reich dagegen an Vögeln, Fischen und Insekten. Auch fehlt es ihnen verhältnißmäßig an Mineralien, dagegen ist das Pflanzenreich mit Allem ausgestattet, was die Natur den Tropenländern verliehen hat, und namentlich sind es Zucker, Kaffee, Baumwolle, Cacao, Taback, Indigo, Ingwer, Gewürze und verschiedene Färbehölzer, wodurch diese Inseln Wichtigkeit für den Handel erhalten. Die Gesammtbevölkerung der Antillen, beinahe 3 Mill., besteht aus 450,000 Weißen, 1,390,000 freien Farbigen und 1,120,000 Sklaven. Haiti ausgenommen, sind die Weißen größtentheils die einzigen Grundbesitzer; ihre Hauptbeschäftigung besteht in der Cultur der verschiedenen Anpflanzungen. Die freien Farbigen, theils Mulatten, theils freigelassene Neger, sind meist Unterhändler, kleine Kaufleute, Gastwirthe u.s.w., und nur wenige reichere unter ihnen haben auch Grundbesitz. Auf den Negersklaven ruhen alle Lasten der Feldarbeit und des Ackerbaus, weshalb diese auch meistens auf den Pflanzungen leben. Die Antillen waren der erste Theil Amerika's, den die Europäer[90] kennen lernten, denn die Insel, welche Colombo am 11. Oct. 1492 betrat und S.-Salvador nannte, gehört zu den Bahamainseln. Noch gegenwärtig sind sie, mit Ausnahme Haiti's, welches, frei von der Herrschaft der Europäer, einen selbständigen Freistaat bildet, Colonien verschiedener europ. Staaten, von denen die meisten Großbritannien gehören, nämlich: Bahama, Jamaica, St.-Christoph mit Newis, die Jungferninseln und Anguilla, Antigua mit Montserrat und Barbuda, Dominica, St.-Lucia, St.-Vincent mit Bequia und den nördl. Grenadien, Barbados, Tabago und Trinidad. Spanien übt nur noch über Cuba und Puertorico, Frankreich über Martinique und Guadeloupe, Holland über St.-Martin, St.-Eustache und Curaçao, Dänemark über St.-Croix, St.-Thomas und St.-Jean und Schweden über die kleine, aber blühende Insel Barthélémi die Oberherrschaft aus. Der Verkehr mit diesen westind. Colonien, zu denen auch das engl. Demerara und Berbice, das franz. Cayenne und das holländ. Surinam auf dem Festlande von Südamerika gerechnet werden, ist für Europa sehr bedeutend. Im Ganzen werden jährlich für mehr als 100 Mill. Thaler Naturerzeugnisse ausgeführt. Die Antillen allein erzeugen im Durchschnitt jährlich 7,098,000 Ctr. Zucker, 14,627,000 Gallonen Rum, 12,438,000 Gallon. Zuckersyrup, 1,300,000 Ctr. Kaffee, 76,000 Ctr. Baumwolle, 40,000 Ctr. Cacao, 7000 Ctr. Ingwer, 24,000 Ctr. Piment, 200,000 Ctr. Taback und 10,000 Ctr. Wachs.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 90-91.
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