Basedow

Basedow

[189] Basĕdow (Joh. Bernh.), auch Bernh. von Nordalbingen, wie er sich selbst oft nannte, geb. 11. Sept. 1723 in Hamburg, eines Perückenmachers Sohn, gehört zu den merkwürdigen Männern, welche im vorigen Jahrh. durch Aufstellung duldsamer und freimüthiger religiöser Ansichten und namentlich durch Eifer für Verbesserung des Schulwesens sich um die Aufklärung der nachfolgenden Geschlechter verdient machten.

Ausgestattet mit vorzüglichen Geistesfähigkeiten, deren umfassende Ausbildung dürftige und andere ungünstige Verhältnisse freilich bedingten und hinderten, besuchte er das Gymnasium in Hamburg und seit 1744 die Universität Leipzig. Hier studirte er, von Gönnern unterstützt, Philosophie und Theologie, lebte wieder einige Jahre in Hamburg, wurde 1749 in Holstein Erzieher im Hause eines Herrn von Quaalen und durch Verwendung dieser Familie 1753 Lehrer an der Ritterakademie in Soroe, von wo er 1761 als Professor an das Gymnasium nach Altona kam. Allein durch den prüfenden, Duldung abweichender Ansichten geltend machenden Geist, mit dem er über theologische Gegenstände in seinem »Grundriß der Religion, welche durch Nachdenken und Bibelforschen erkannt wird«, sprach, brachte er hier die Theologen so gegen sich auf, daß sie ihn als Ketzer verschrieen, worauf seine Schriften in Hamburg, Lübeck und einigen andern Orten verboten wurden. Muthig fuhr er indessen fort, in gleichem Geiste zu wirken und fand in Dänemark aufgeklärte Männer, die ihn schützten und an denen er auch kräftige Beförderer seiner Pläne für Verbesserung des Schulwesens und der Erziehung fand, als er mit denselben hervortrat. Seine eigne Jugend war ganz geeignet, ihn auf die Verkehrtheit der damals geltenden Bildungsgrundsätze hinzuweisen, nach denen allenfalls Gelehrte, aber nicht Menschen im edlen Sinne erzogen werden konnten. Nicht Zwang, sondern Interesse am Gegenstande selbst sollte die Jugend zur Erwerbung von Kenntnissen anfeuern und er beabsichtigte dies durch einen, von anschaulichen wirklichen oder bildlichen Mittheilungen geeigneter Gegenstände, unterstützten Unterricht zu erreichen. B. wußte Fürsten und Privatpersonen für seine Pläne zu gewinnen und Beiträge bis zu 15,000 Thlr. von ihnen zu erhalten, womit er die Kosten seines 1774 erschienenen »Elementarwerks« in 4 Bdn., mit 100 Kupfern von Chodowiecki, bestritt, das sehr brauchbare Materialien für den ersten Jugendunterricht enthält. Sein System völlig zu verwirklichen, legte er 1774 eine Musterschule, Philantropinum genannt, in Dessau an, wohin ihn der Fürst Leopold Friedrich Franz schon 1771 berufen hatte. Diese Anstalt entsprach zwar den großen Erwartungen nicht. hat aber besonders zur Verbesserung der damals so sehr vernachlässigten körperlichen Erziehung beigetragen. Männer wie Campe, Salzmann, Guts Muths waren hier Mitarbeiter B.'s, der aber nur zwei Jahre hindurch der Anstalt vorstand und nach vielen, zum Theil durch sein herrisches Wesen herbeigeführten Mishelligkeiten die Leitung derselben aufgab. Er lebte hierauf abwechselnd in Dessau, Leipzig, Halle und Magdeburg und wirkte durch viele pädagogische Schriften für sein System, bis er in der letztgenannten Stadt 1790 starb. Jedenfalls bleibt ihm das Verdienst, die damals neu anhebende Aufklärung in Deutschland thätig befördert und durch seine mit vorurtheilsfreiem Geiste abgefaßten Schriften einen Schatz heller Ideen dem Volke zugänglich gemacht und die Mächtigen der Erde auf die nöthige Reform der Erziehung dringend hingewiesen zu haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 189.
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