Bergbau

[226] Bergbau (der) bezweckt im Allgemeinen die möglichst vortheilhafte Gewinnung von Erzen und andern nutzbaren Stoffen, wie Salz, Steinkohlen u.s.w., welche innerhalb der Erde, meist in Gebirgen angetroffen werden und großentheils nur auf sehr mühsame und gefahrvolle Weise zu Tage zu fördern, d.h. herauszuschaffen sind, um weiterer Bearbeitung vorzüglich durch das Hüttenwesen (s.d.) zu unterliegen. Sind Anzeigen vorhanden, daß ein Berg nutzbare Mineralien enthalte, so wird entweder ein Schacht abgesenkt, d.h. ein mehr oder weniger senkrechtes, einem Brunnen ähnliches Loch in den Berg hineingearbeitet, oder ein Stollen geführt, d.h. an der Seite des Berges in mehr wagerechter Richtung ein Zugang zu seinem Innern geöffnet, bis man auf die gesuchten Stoffe trifft. Diese werden dann entweder losgehauen, oder wenn das Gestein zu hart ist, mit Pulver losgesprengt, in Kübeln mittels Winden den Schacht hinausgezogen oder seitwärts durch Stollen auf Karren herausgeschafft. Die Stellen des Gebirgs, wo solche Arbeiten betrieben werden, heißen Bergwerke, in die man einfährt, d.h. mittels der an den Wänden der Schachten befestigten Fahrten oder Leitern hinabsteigt, wobei man sich, sowie bei den Arbeiten, der Grubenlichter, einer Art Lampen, bedient. Zur Sicherheit der in den Gruben arbeitenden Bergleute werden oft große unter irdische Baue nöthig. Führen die Schachte nicht durch festes Gestein, so muß man sie durch Ausmauern oder Ausbauen mit starkem Holz vor Einsturz bewahren; es müssen ferner Anordnungen getroffen werden, frische Luft in die Tiefe zu führen und schädliche Dünste, böse Wetter genannt, daraus zu entfernen, sowie die Grubenwasser abzuleiten, was oft unsagliche Mühe und Kosten verursacht. Anstalten, in welchen die zum Bergbau und Hüttenwesen nöthigen, zahlreichen sogenannten Bergwerkswissenschaften gelehrt werden, heißen Bergakademien oder Bergschulen. Eine der vorzüglichsten ist die zu Freiberg in Sachsen, welche von Zöglingen aller Nationen besucht wird. Der Bergbau wurde schon in den ältesten Zeiten, obgleich sehr unvollständig, betrieben und war auch den alten Deutschen nicht unbekannt. Karl der Große gab besondere, auf den Bergbau bezügliche Gesetze, der nachher in Deutschland immer höhere Wichtigkeit erlangte. Seit dem 10. Jahrh. waren besonders die Harzbergwerke berühmt und im 12. Jahrh. wurden durch Bergleute von dort die des sächs. Erzgebirges entdeckt. In neuerer Zeit hat die Ergiebigkeit der deutschen Bergwerke im Allgemeinen abgenommen, allein die Kunst des Betriebes derselben steht in den meisten Staaten auf der höchsten Stufe der Ausbildung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 226.
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