[247] Bienen, auch Immen.
Diese ebenso nützlichen, wie ihrer Gewohnheiten wegen merkwürdigen Insekten wurden in sehr früher Zeit von den Menschen unter die Hausthiere aufgenommen; man trifft sie aber auch noch wild an, vorzüglich in Polen und Rußland, sowie in waldreichen Gegenden Deutschlands, wo sie dann in hohlen Bäumen und Erdhöhlen sich anbauen. Zahme und wilde Bienen leben in Gesellschaften von mehren Tausenden beisammen, welche man Schwärme nennt. Ein solcher Schwarm besteht aus dreierlei Bienen, nämlich dem Weibchen, der sogenannten Königin oder dem Weisel, aus einigen hundert oder tausend Männchen oder Drohnen und aus 20–60,000 Arbeitsbienen. Letztere wurden sonst als geschlechtslos betrachtet, sind aber Weibchen mit nicht vollkommen entwickelten Geschlechtstheilen. Die Königin, welche den ganzen Schwarm zusammenhält, zeichnet sich durch ihre Größe und besonders durch einen langen Hinterleib aus. Sie arbeitet nicht, sondern besorgt nur das Fortpflanzungsgeschäft mit den Männchen oder Drohnen, welche größer als die übrigen Bienen sind, keinen Stachel haben, gleich der Königin nicht arbeiten, sich aber ihre Nahrung selbst holen. Die Arbeitsbienen endlich sind die kleinsten und etwa halb so schwer wie die Drohnen, haben aber verhältnißmäßig längere Flügel; sie liefern Honig und Wachs und verrichten allein alle Arbeiten. Ist ein Schwarm beisammen. so richtet er sich in irgend einer bequemen Höhlung ein, für die zahmen Bienen aber werden besondere Wohnungen, Bienenstöcke [247] oder Bienenkörbe von Weidenruthen und Stroh, oder hölzerne Kasten bereitet. Die Arbeitsbienen glätten das Innere derselben, verkitten alle unnöthigen Ritzen mit dem sogenannten Vorwachs, welches sie auf Pappeln, wilden Kastanien und andern harzausschwitzenden Bäumen sammeln und wie den zu ihrer Nahrung gehörenden Blumenstaub an den Schaufeln ihrer Hinterfüße eintragen, während sie den Honigsaft mit dem Rüssel aus den Blumen saugen, in den Honigmagen verschlucken und als Honig in die wächsernen Zellen wieder von sich geben. Das dazu nöthige Wachs schwitzen sie durch die Ringe des Hinterleibes in ganz seinen Blättchen aus, die sie sich gegenseitig ablösen und daraus die Zellen für den Honig und für die Brut herstellen. Da sie hiermit in einer neuen Wohnung immer an der Decke anfangen und nach unten fortbauen, so entstehen dadurch sogenannte Waben, zolldicke Tafeln, von denen sechs bis acht in gleicher Entfernung voneinander in einem Stocke gefunden werden. Ihre Größe ist verschieden, wie die Zellen, deren es dreierlei gibt und von denen die kleinsten die für den Honig, den Blütenstaub und die Brut der Arbeitsbienen bestimmten sind. Sie gleichen sechsseitigen, fast wagerechten Röhrchen, deren Wände dünner als feines Papier sind und stoßen mit dem Boden aneinander, daher sie nach entgegengesetzten Seiten offen stehen. Ganz ebenso und nur geräumiger sind die Zellen für die Drohnenbrut, die für die Königinnen aber sind eichel- oder kugelförmig, noch größer und befinden sich meist herunterhängend am Ende der Waben. Solcher königlicher Zellen sind nur 12–16 in einem Stocke, während von den übrigen eine 15 Zoll lange und 10 Zoll breite Wabe an 9000 enthält. Etwa ein Drittheil derselben ist für die junge Brut bestimmt und die Königin, welche beständig von einer Art Gefolge umgeben ist, welches sie füttert, streichelt und leckt, legt in dieselben jährlich gegen 18,000 Eier, zuerst die, aus welchen Arbeitsbienen entstehen und zuletzt die zu Königinnen. Sie sieht dabei in jede Zelle, ob sie auch rein ist, legt dann das Ei hinein, welches sie mit einer klebrigen Feuchtigkeit befestigt, ruht beim fünften oder sechsten ein wenig aus und wird dann von ihrem Gefolge mit Honig gelabt. Nach drei Tagen werden aus den Eiern fußlose Maden, welche von den Arbeitsbienen sorgfältig, jede Art mit verschiedenem Honigbrei gefüttert, und wenn sie sich nach sechs Tagen eingesponnen haben, in ihren Zellen mit Wachsdeckeln verschlossen werden. Binnen 13–14 Tagen brechen aus diesen die jungen Bienen hervor, welche schon nach wenigen Stunden selbst zur Arbeit ausfliegen. Die etwa Verkrüppelten werden umgebracht und aus dem Stocke geschafft, auch die verlassenen Zellen gereinigt, damit ein neues Ei Platz hat. In der Zeit, wo die jungen Bienen auskriechen, gewöhnlich im Mai und Jun., verläßt die alte Königin mit einer Menge Bienen den Stock, was man schwärmen nennt und nach und nach thun die etwa entstandenen jungen Königinnen dasselbe, da in jedem Stocke nur eine geduldet wird. Kehrt etwa bei ungünstiger Witterung die ältere zurück, so kämpfen die Königinnen, bis eine von ihnen Siegerin bleibt. Außerdem pflegen sich solche oft gegen sechs Pfund schwere Schwärme traubenförmig an Baumzweige zu hängen und sind in einem dicht daruntergehaltenen Korbe leicht einzufangen. Kommt die Königin durch einen Zufall um, so zerstreut sich meist der Stock oder stirbt oft ganz aus; ist jedoch Brut von Arbeitsbienen vorhanden, die noch nicht drei Tage alt ist, so ersetzen sie deren Verlust, indem sie mehre Zellen der letztern zu einer machen und nur eine Made darin lassen, die dann zu einer Königin wird. Im Spätsommer findet in den Bienenstöcken die sogenannte Drohnenschlacht statt. Es werden nämlich plötzlich alle Drohnen von den Arbeitsbienen getödtet und aus dem Stocke geschafft und selbst die Drohnenbrut wird nicht verschont, daher gibt es während des Winters und Frühjahrs keine Männchen im Stocke. Den Winter verbringen die Bienen in einer Art Betäubung, deren Dauer von der Witterung abhängt, wobei ihnen aber Wechsel von Kälte und gelindem Wetter sehr nachtheilig ist.
Die Bienenzucht ist ein sehr einträgliches Geschäft der Landwirthschaft, erfodert aber große Aufmerksamkeit, besonders des Winters. Das gewöhnlich im Frühjahr erfolgende Ausschneiden der überflüssigen Wachs- und Honigscheiben heißt zeideln, bei welchem Geschäft man sich gegen das Stechen der Bienen wol verwahren muß. Ein zahlreicher Schwarm liefert in guten Jahren ungefähr 21/2 Pf. Wachs und 25 Pf. Honig. In Deutschland wurde sonst die Bienenzucht allgemein mit Eifer betrieben, kann jetzt aber nur noch in Westfalen, Hanover und in der Lausitz bedeutend [248] genannt werden. Ungereizt pflegen sich die Bienen ihres Stachels weder gegen Menschen noch Thiere zu bedienen, im entgegengesetzten Falle hat man aber Beispiele, daß Schwärme Menschen und Pferde getödtet haben. Belehrung über Bienenzucht geben unter Andern Riem's und J. F. Werner's »Praktischer Bienenvater« (Lpz., 4. Aufl. 1820) und Fr. v. Ehrenfels »Die Bienenzucht« (Prag 1829).