[317] Bremen Die zum deutschen Bunde gehörende freie Hansestadt B. mit ihrem Gebiete von 5 ! M. mit 57,000 Einw. liegt von Hanover und Oldenburg umschlossen an beiden Ufern der Weser.
Ihren Ursprung verdankt sie dem 788 von Karl dem Großen hier gestifteten Bisthume, trat schon 1260 als eine ansehnliche Handelsstadt in die Hanse (s.d.) und nahm in dieser Verbindung an Macht und Reichthum immer mehr zu, wurde jedoch durch anhaltenden Unfrieden zwischen Rath und Bürgerschaft in auswärtige Fehden verwickelt und mit zweimaliger Ausschließung aus der Hanse und selbst mit der Acht belegt. Verträge beendigten zuletzt 1532 diese Streitigkeiten, allein das Verhältniß der Stadt zu den Erzbischöfen gab andern Stoff zu Unruhen, indem B. die Rechte einer freien Reichsstadt ansprach, was sie jedoch nicht war, und die Bischöfe sich als Herren der Stadt betrachteten. B.'s Übertritt zur protestantischen Kirche (1522) und der Beistand, welchen es dem schmalkaldischen Bunde leistete, zogen ihm 1550 die Reichsacht zu, deren Vollziehung aber der passauer Vertrag (1552) abwendete. Ungeachtet nach Vertreibung der Bischöfe B. 1640 zum Reichstage berufen wurde und seine Reichsunmittelbarkeit bestätigt erhielt, kam es doch in den völligen Besitz der Reichsfreiheit erst 1731, wo ihm das zum Besitz des aus dem Bisthume entstandenen Herzogthums Bremen gelangte Haus Braunschweig-Lüneburg dieselbe zugestand. Bei der franz. Besitznahme von Hanover (1803) behielt B. zwar seine Reichsunmittelbarkeit, wurde aber 1810 als Hauptstadt des Departements der Wesermündungen dem franz. Reiche einverleibt und dadurch sein Handel fast vernichtet. Schon 1813 nahm aber die franz. Herrschaft ein Ende und vom wiener Congreß ward B. 1815 wieder. als freie Stadt anerkannt. Die Verfassung ist demokratisch und der Senat und Bürgerconvent haben gleichen [317] Theil an der Gesetzgebung, der erstere aber, welcher aus vier mit dem Vorsitz halbjährig wechselnden Bürgermeistern, zwei Syndicis und 24 Senatoren besteht, von denen acht Kaufleute sind, hat die ausübende Gewalt, ist zugleich Magistrat der Stadt und ergänzt sich durch eigne Wahl. Zur deutschen Bundesarmee stellt B. 485 Mann und hat als Bundesglied im engern Rathe mit den drei übrigen freien Städten gemeinschaftlich die 17., im Plenum aber eine eigne Stimme.
Die Stadt Bremen liegt 15 M. von der Nordsee an der Weser und zwar die größere Altstadt am rechten, die kleinere Neustadt am linken Ufer derselben und zwischen beiden liegt noch eine ebenfalls bewohnte, durch hölzerne Brücken mit der Stadt verbundene Insel. B. hat 42,000 Einw., ist meist eng und alterthümlich gebaut und große Plätze sind außer dem Domhofe nicht vorhanden. Von merkwürdigen Gebäuden sind anzuführen: die 600 Jahr alte Domkirche, in deren sogenanntem Bleikeller sich Leichen seit Jahrhunderten unversehrt erhalten haben; das nebenstehend abgebildete, 1405 in gothischem Style erbaute Rathhaus, vor dem eine Rolandssäule steht und in dessen weitläuftigen Kellern in einer Abtheilung, die von einem darin befindlichen Bilde »die Rose« heißt, und in 12, die Apostel genannten Fässern die ältesten Weine Deutschlands aufbewahrt werden; die Börse mit einem schönen Concert- und Ballsaale; das Stadthaus, früher der erzbischöfliche Palast; das 1801 errichtete Museum mit einer Bibliothek, naturhistorischen und Kunstsammlungen; das Schauspielhaus; der Schütting, wo sich die Ältermänner oder Vorsteher der Kaufmannschaft versammeln u.s.w. Die Altstadt umgeben im Halbkreise schöne engl. Anlagen, die 1802 an die Stelle der ehemaligen Festungswerke getreten sind. Als wissenschaftliche Anstalten bestehen: die Hauptschule in drei Abtheilungen, als Gelehrten-, Handels- und Vorschule; eine Navigations-und Zeichnenschule; ein Schullehrerseminar; eine Bibliothek; drei Sternwarten u.s.w. Unter den reichbedachten milden Stiftungen befinden sich auch sogenannte Gottesbuden, d.h. Gebäude, in denen Bedürftige freie Wohnung erhalten. Die Hauptnahrungsquellen der Bewohner sind Handel und Fabrikwesen; Hauptproducte des letztern sind Zucker, Bleiweiß, Bremergrün, baumwollene und leinene Waaren, Segeltuch, Taback u.s.w. und der vorzüglich mit Amerika lebhafte Handel führt jährlich 900 Schiffe in die Weser, von denen jedoch die schwerbeladenen nicht bis an die Stadt, sondern bei hohem Wasser nur bis zu dem hier abgebildeten Flecken Vegesack (2000 Einw.) hinausschiffen können, wo 1619 ein Hafen angelegt ward, wegen dessen Versandung aber sieben Meilen nördl. von B. an der Mündung der Geeste in die Weser auf einem von Hanover abgetretenen kleinen Gebiete seit 1827 ein neuer Hafen, Bremerhafen genannt, angelegt worden ist. Das Stadtgebiet besteht hauptsächlich aus sehr fruchtbaren, von unzähligen Entwässerungsgraben durchschnittenen Marschen, die sich mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau eignen.
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Brockhaus-1911: Bremen [2] · Bremen
Herder-1854: Bremen [1] · Bremen [2] · Adalbert von Bremen · Adam von Bremen
Meyers-1905: Bremen [3] · Bremen [4] · Bremen [2] · Adam von Bremen · Bremen [1]
Pierer-1857: Bremen [3] · Bremen [4] · Bremen [1] · Bremen [2]