Brougham and Vaux

[325] Brougham and Vaux (Henry Brougham, Baron), ehemaliger Lordkanzler von England, geb. 1779 in Edinburg, wo er auch unter Leitung seines Oheims von mütterlicher Seite, des berühmten Geschichtschreibers Robertson, seine Schulstudien machte und später die Universität besuchte.

Mathematik und physikalische Wissenschaften scheinen ihn damals viel beschäftigt zu haben, da er sich schon im 17. Jahre durch eine Abhandlung über die Geschwindigkeit des Lichts auszeichnete. Die Rechtswissenschaft und ihre Anwendung im öffentlichen Leben nahmen ihn jedoch bald ganz in Anspruch. Er las die Redner der Griechen und Römer, übte die Kunst des öffentlichen Vortrags in einem für diesen Zweck bestehenden Vereine und nachdem er in Gesellschaft eines reichen Landsmannes Norwegen und Schweden bereist hatte, trat er 1803 als Sachwalter bei den schot. Gerichten auf, machte sich auch gleichzeitig als Schriftsteller durch Theilnahme an gelehrten Zeitschriften und durch ein Werk über Colonialpolitik rühmlich bekannt. Wichtige Rechtssachen führten ihn einige Jahre später nach London, wo er nun seinen Wohnsitz nahm, 1810 einen Sitz im Parlamente erhielt, das auf seinen Antrag 1811 den Sklavenhandel für ein Hauptverbrechen erklärte. Unermüdlich im Dienste der Menschheit, machte er seit 1816 bis auf die neueste Zeit in und außer dem Parlamente die Verbesserung des Volksunterrichts zum Gegenstand seiner unausgesetzten Bestrebungen, stiftete 1819 eine Kleinkinderschule in London und trug viel zur Gründung der »Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse« bei, welche seit 1825 eine Reihe wohlfeiler Volksschriften, das Pfennig-Magazin und andere Volksblätter herausgibt. Als 1820 die Prinzessin Karoline von Wales nach England zurückkam, um gegen ihren Gemahl König Georg IV. die Rechte einer Königin von England in Anspruch zu nehmen, wurde B. ihr beredter Sachwalter und vergrößerte dadurch seinen Ruf ungemein. Die Grafschaft York, die angesehenste im Lande, wählte ihn 1830 zum Parlamentsgliede, allein bevor er noch in dieser Eigenschaft thätig sein konnte, wurde B. zum Lordkanzler, Baron, Pair und Präsidenten des Oberhauses ernannt, welche letzte Würde er bis im Nov. 1834 bekleidete. Seine großen Rednergaben bewährten sich vorzüglich bei den Verhandlungen über die Reformbill, als höchster Gerichtsbeamter des Reichs erwarb er sich aber zugleich durch eine beispiellose Thätigkeit, durch Verbesserung der Gesetzgebung und Rechtspflege und uneigennützige Aufhebung von Misbräuchen, deren Fortbestehen seine Einkünfte ansehnlich vermehrt haben würden, den unbestrittensten Ruhm. Wenige haben so für das allgemeine Beste, für wahre sittliche Aufklärung ihres Volkes gewirkt, wie B., gleichwol ist auch er in neuerer Zeit vielfach angefeindet worden, wovon vielleicht eine Leidenschaftlichkeit, der er nicht immer würdig zu gebieten verstand, die Hauptursache war.