[426] Christina (Maria), Witwe des am 29. Sept. 1833 verstorbenen Königs Ferdinand VII. und seitdem Regentin von Spanien für die minderjährige Königin Isabella II., eine Tochter des 1830 verstorbenen Königs Franz I. von Neapel, wurde im Apr. 1806 zu Palermo geboren.
Ferdinand VII. wählte sie im Dec. 1829 zu seiner vierten Gemahlin und schenkte ihr seine zärtlichste Neigung, als der bisher Kinderlose hoffen durfte, durch sie noch Vaterfreuden zu erleben. Schon vor ihrer ersten Niederkunft hob er das bestehende Erbfolgegesetz auf, welches die weibliche Nachfolge auf dem Throne nur nach dem Erlöschen aller männlichen Nachkommenschaft gestattete, und als C. im Oct. 1830 eine Tochter, Marie Isabella Luise, gebar, der eine zweite im Jan. 1832 folgte, wurde diese zur Erbin der Krone bestimmt, was freilich den Bruder des Königs, Don Maria Isidoro Carlos (s.d.), der nach dem aufgehobenen Gesetze Thronerbe war, und die demselben ergebene apostolische Partei zu entschiedenen Feinden C.'s und ihrer Tochter machte. Während einer bedenklichen Erkrankung Ferdinand VII. führte C. vom 6. Oct. 1832 bis 4. Jan. 1833 die Regierung und bezeichnete diese Periode durch eine allgemeine Amnestie für die politischen Gefangenen mit wenig Ausnahmen, durch Wiedereröffnung der Universitäten u.a. verständige Maßregeln, wofür sie von ihren Gegnern eine ungläubige Jüdin gescholten wurde, während der König ihr öffentlich für ihre treue Sorgfalt und Pflege und für die Weisheit und Milde dankte, mit der sie regiert habe. Die Bewahrung und Befestigung der Rechte ihrer Tochter verlangten indessen alle Aufmerksamkeit, denn schon war es den Anhängern des Don Carlos gelungen, die Wiederherstellung des alten Erbfolgerechts zu erlangen, und nur entschlossenes Dazwischentreten vernichtete abermals ihre Hoffnungen. Don Carlos wurde sogar verbannt, der kleinen Thronerbin aber im Juni 1833 öffentlich von den Ständen des Reichs gehuldigt, die sie, sowie die durch Testament mit einem berathenden Regentschaftsrathe zur Reichsverweserin ernannte C., auch als solche anerkannten, nachdem Ferdinand im Sept. verschieden war. Nun aber erregten die Anhänger des Don Carlos in mehren Provinzen bewaffnete Aufstände und es begann ein Kampf nicht blos um den Thron, sondern auch um Grundsätze. Denn während die Carlisten alle Neuerungen [426] verwerfen, sucht die Regentin dem gesunkenen Staate mittels durchgreifender Reformen wieder aufzuhelfen, wobei England und Frankreich sie lebhaft unterstützen, hat aber bis jetzt dem Bürgerkriege noch kein Ende machen können, aus dem sich für Spanien (s.d.) eine neue Zukunft entwickeln soll.