Dalekarlien

[497] Dalekarlien oder Dalarne, d.h. die Thäler, ist der alte, von den langen und tiefen Thälern des Landes hergenommene Name einer Provinz des nordwestl. Schwedens (s.d.), welche jetzt Stora Kopparbergs-Län heißt und auf 590 ! M. gegen 130,000 Einw. zählt, die sich Dalekarle, Thalmänner, nennen und durch ihre Freiheitsliebe, Tapferkeit und feste Treue gegen König und Vaterland in der schwed. Geschichte vorzüglich ausgezeichnet haben. Bei ihnen fand 1520 Gustav Wasa (s.d.) zuerst kräftige Unterstützung und noch wird bei dem Hofe Ornäs am See Runn mit Unterstützung der Krone das hölzerne Gebäude in baulichem Stande erhalten, in dem er sich eine Zeit lang verborgen hielt, und man sieht dort sein hölzernes Standbild in kön. Kleidung, auf die Bibel gestützt, in der Hand ein Fernrohr, daneben seine Waffen und am Eingange des Gemachs die Standbilder zweier Dalekarle mit Armbrust und Köcher. Einfachheit und Biederkeit machen noch immer hervorstechende Züge im Charakter der Bewohner dieses dem hohen Norden nahen, gebirg- und waldreichen Landes aus, wo sich Sommer und Winter schon gleichmäßig in das Jahr theilen, das rauhe Klima den Ertrag des Ackerbaus sehr ungewiß macht und die Viehzucht nicht begünstigt, sodaß der wenig zahlreichen Bevölkerung ungeachtet alljährlich ein großer Theil derselben sich seinen Unterhalt fern von der Heimat durch Handarbeit zu verdienen suchen muß. Trotzdem hat sich besonders im nördlichsten D. alte Sitte und die dem Gothischen ähnliche Sprache noch erhalten; die Männer kleiden sich hier in kurze, weiße oder blaue Röcke, blaue Strümpfe, Kniehosen und Schuhe und tragen den niedrigen, aber breiträndrigen Dalekarlshut; die Frauen und Mädchen tragen weiße Jacken, Mützen, Halskragen, buntwollene Schürzen, rothe Strümpfe und Schuhe mit hohen Absätzen. Bei der Arbeit hat Alles Lederschürzen um, welche den Männern, die beständig Kreide bei sich führen, zugleich als Rechentafel dienen. Der 1. Mai und der Johannistag sind Volksfeste, an denen man bei den Dorfschaften Mai- und Johannisbäume aufrichtet und darum tanzt. Die Männer zeichnen sich durch hohen Wuchs und hagern, aber kräftigen Körper aus; die Frauen sind mehr untersetzter Statur, haben eine frische Gesichtsfarbe, und beide Geschlechter tragen das blonde Haar lang. Die nach Arbeit ausziehenden Dalekarle pflegen allerlei Erzeugnisse ihres Fleißes, z.B. hölzerne Geräthe, Webekämme und Wanduhren, zum Verkaufe mitzunehmen und sind ihrer Treue und Ehrlichkeit wegen überall beliebt. Viele begeben sich nach Stockholm, wo sie dann sonntäglich an öffentlichen Plätzen zusammenkommen, um sich zu sprechen, aus der Heimat empfangene Briefe zu lesen oder dahin zu schreiben, was gewöhnlich von den Bewohnern einer Ortschaft auf einem Blatte gemeinschaftlich zu geschehen pflegt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 497.
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