[609] Dupin der Ältere (André Maria Jean Jacques), einer der ausgezeichnetsten franz. Staatsmänner und Abgeordneten, geb. am 1. Febr. 1783 in Varcy, früher ein berühmter Advocat in Paris, jetzt Präsident der Deputirtenkammer. Er war 10 Jahre alt, als sein Vater 1793 während der Revolution ins Gefängniß abgeführt wurde, und der Eindruck, den dieser nächtliche Überfall des väterlichen Hauses auf ihn machte, legte den Grund zu dem Abscheu gegen jede Willkür, der ein Hauptzug seines Charakters ist. Nachdem der Vater seine Freiheit erhalten, unterrichtete er seinen Sohn, dem er nicht nur die alten Sprachen und die Schulwissenschaften beibrachte, sondern den er auch im röm., franz. und im Naturrechte unterwies, sodaß D., ohne eine Schule besucht zu haben, 23 Jahre alt, Doctor werden konnte und der Erste war, der nach Wiederherstellung der Lehranstalten diese Würde erhielt. Bald war er einer der gesuchtesten Advocaten in Paris, machte sich auch als juristischer Schriftsteller bekannt und 1812 wurde er zum Generaladvocaten beim Cassationshofe vorgeschlagen, mußte aber ältern Ansprüchen weichen. Nach Napoleon's Rückkehr von Elba wurde er 1815 zum ersten Male zum Mitgliede der Deputirtenkammer gewählt und hier widersetzte er sich muthvoll dem Antrage, Napoleon den Namen eines Retters des Vaterlandes zu geben, stimmte dann für die Absetzung Napoleon's und widersprach der Wahl Napoleon II. Seine glänzende Beredtsamkeit machte, daß er zu einem der Vertheidiger des Marschalls Ney (s.d.) gewählt wurde, und war hier auch der Erfolg nicht günstig, so hatte er dafür die Freude, daß die ebenfalls von ihm vertheidigten drei Engländer Wilson, Bruce und Hutchinson, welche die Flucht des zum Tode verurtheilten Lavalette befördert hatten, losgesprochen wurden. Seit dieser Zeit nahm er sich jedes von der Parteisucht Verfolgten kräftig an, vertheidigte die Freiheit der Presse, so oft sie von den Ministern angefochten wurde, und vergebens suchten diese durch Anerbietung einträglicher Stellen ihn auf ihre Seite zu ziehen. Vor der Revolution von 1830 berichtete er in der Deputirtenkammer über die bekannte Adresse der 221, in welcher die Kammer dem Könige eröffnete, daß die Minister nicht das Vertrauen der Nation besäßen, und als am 25. Jul. 1830 die verhängnißvollen Ordonnanzen gegeben wurden, erklärte er auf die Frage der Zeitungsschreiber, ob sie denselben Gehorsam zu leisten hätten: daß man ihnen nicht Folge leisten dürfe, weil sie gegen die Verfassung wären, und schloß sich am 28. Jul. den Deputirten an, welche dagegen protestirten. Nach der Revolution wurde D. Generalprocurator am Cassationshofe und 1830 Vicepräsident der Deputirtenkammer; 1832 sollte er zum Präsidenten des Ministerraths ernannt werden, was aber unterblieb, da er von seinen Grundsätzen nicht abweichen wollte; dagegen ist er seit 1832, sowie auch 1836 wiederholt Präsident der Deputirtenkammer gewesen.