Hegel

[355] Hegel (Georg Wilh. Friedr.) ist unter den neuern Philosophen Derjenige, welcher durch das von ihm aufgestellte System der Wissenschaft das meiste Aufsehen gemacht hat, indem er ebenso begeisterte, zum Theil ihn selbst und die Wissenschaft überschätzende Freunde und Anhänger, als eifrige und zum Theil in den ärgsten Misverständnissen befangene Gegner gefunden hat. H. wurde 1770 zu Stuttgart geboren und studirte dann zu Tübingen Philosophie, Theologie, Mathematik und Naturwissenschaften. Schon während dieser Zeit hatte er an Schelling (s.d.) einen gleich eifrigen Genossen in den wissenschaftlichen Arbeiten, und nachdem H. einige Zeit Hauslehrer gewesen war, traf er mit Schelling in Jena wieder zusammen. Dieser war bereits Professor und H. vereinigte sich, nachdem er ebenfalls das Recht, an der Universität Vorlesungen zu halten, erworben hatte, mit ihm zur Herausgabe eines kritischen Journals. Die Einigkeit mit Schelling war eine Folge des tiefen Blicks, welchen beide Philosophen, sich gegenseitig fördernd, in ihre Zeit gethan hatten, aber schon in seiner 1807 erschienenen »Phänomenologie des Geistes« trat H. selbständig neben Schelling auf. Er war 1806 außerordentlicher Professor geworden, ging aber noch in demselben Jahre nach Bamberg und blieb hier, ohne ein Amt zu bekleiden, bis er 1808 Rector des Gymnasiums zu Nürnberg und Professor wurde. Sein Ruf wurde durch seine philosophischen Schriften immer fester begründet und 1816 wurde er als Professor der Philosophie nach Heidelberg und von hier 1818 nach Berlin berufen, wo er eine große Anzahl von Zuhörern um sich versammelte und bis an seinen Tod an der Universität thätig war. Er starb 1831 an der Cholera. Seine Werke, in welche auch die Vorlesungen aufgenommen worden sind, gibt eine Gesellschaft von Schülern und Freunden H.'s heraus. H.'s Philosophie ist eine consequente Fortbildung der frühern Lehren, welche den Vorzug hat, jede jemals aufgetretene wahre Philosophie als eine Entwickelungsstufe der Wissenschaft zu begreifen, und nach H. selbst ist seine Lehre nichts Anderes als eine Entwickelung der Gedankenwelt, welche genau derjenigen Entwickelung entspricht, die der Geist in der Geschichte durchgemacht hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 355.
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