[439] Illyrien, das Königreich, bildet jetzt einen Bestandtheil des Kaiserthums Östreich. Zu den Zeiten der Römer begriff Illyrien alle Länder in sich, die von Rhätien und Italien aus östl. im Süden der Donau lagen, und die Griechen nannten I. alles ihnen nordwestl. liegende Gebirgsland. Die Bewohner waren theils celtischen, theils illyrischen Stammes, wie noch heutzutage die dem letztern angehörenden Albaneser oder Arnauten, ein sehr kriegerischer und schwer zu bändigender Menschenschlag. König Philipp von Macedonien unterwarf die südl. Illyrier, deren Land seitdem das griech. I. genannt wurde; mit dem nördl. I. kamen die Römer in feindliche Berührung, sie besiegten endlich die Königin Teuta und machten 228 v. Chr. das Land zur röm. Provinz. Doch nur ungern trugen die Illyrier das Joch, sie benutzten jede Gelegenheit, den Römern Schaden zu thun und erst unter Tiberius wurden sie gänzlich bezwungen. Bei der Theilung des röm. Reichs kam ein Theil von I. an die Kaiser von Konstantinopel, und nach 476 wurde das ganze Land dem byzantinischen Reiche einverleibt. Im 6. Jahrh. drangen slawische Völker ein und gründeten unabhängige Reiche, wie Kroatien und Dalmatien. Späterhin eroberten die Venetianer, Ungarn und endlich die Türken Theile von I., die letztern namentlich Bosnien und Serbien und I. selbst, der Name des Landes, war verschwunden, bis Napoleon ihn zu Anfange unseres Jahrhunderts wieder erweckte. Als demselben von Östreich Krain, Friaul, Istrien, Kroatien südl. von der Sawe, ein Theil von Dalmatien und Tirol abgetreten wurde, vereinigte er diese Länder als illyrische Provinzen mit dem franz. Kaiserthume. Diese kamen 1814 wieder an Östreich, welches aus Kärnten, Krain, dem Gebiete von Triest, einem Theile von Kroatien und Friaul, dem venet. und östr. Istrien, einem Theile des ungar. Litorale und theilweis der Grafschaft Agram das neue Königreich I. bildete; die beiden letztgenannten Landstriche aber wurden 1822 wieder mit Ungarn vereinigt. I. hat einen Flächeninhalt von 516 ! M. mit 1,190,000 meist katholischen Einw., von denen die Mehrzahl Slawen und Italiener sind; Deutsche leben etwa 300,000 in diesen Provinzen. Es liegt zwischen Östreich, Steiermark, Kroatien, Dalmatien, dem Venetianischen und dem adriatischen Meere, ist überall gebirgig und wird von den norischen, julischen und karnischen Alpen durchzogen. Die Kalkgebirge sind reich an Grotten und Höhlen, unter denen die bei Adelsberg in Krain die berühmteste ist, und unter den Seen ist der zirknitzer zu erwähnen. Die bedeutendsten Flüsse sind die Drawe, Sawe und Kulpa. Das Klima ist im Allgemeinen warm und mild, nur im Hochgebirge rauh, das Land theilweise lehr fruchtbar, zum Theil aber auch durchaus unfruchtbar, wie der berüchtigte Karst in der Nähe von Triest. Es gedeihen fast überall Südfrüchte und Wein, es wird viel Korn und Fachs gebaut; die Viehzucht und der Fischfang sind bedeutend und die Ausbeute, welche die Bergwerke an Eisen, Blei, Quecksilber, Zinnober, Vitriol und Schwefel geben, sehr beträchtlich. Die Gewerbsamkeit beschränkt sich auf Verarbeitung dieser Producte des Mineralreichs, auf Tuch- und Leinwandfabrikation, Ackerbau und die sehr erhebliche Seidenzucht. I., das nur theilweise zum deutschen Bunde gehört, zerfällt in zwei Gubernien: 1) Das laibacher Gubernium, welches Kärnten und Krain begreift. Im Herzogthume Kärnten, das seine eignen Landstände hat, sind die bedeutendsten Städte: Klagenfurt, die Hauptstadt, in der Nähe eines Sees, mit etwa 12,000 Einw.; sie ist Sitz des Fürstbischofs von Gurk und hübsch gebaut, hat mehre höhere Lehranstalten, Fabriken in Seide, Tuch, chemischen Waaren und treibt bedeutenden Transitohandel. Etwa eine Meile entfernt liegt der alte kärntensche Herzogsstuhl, ein altes Schloß, und beim Dorfe Kappel das sehr ergiebige Quecksilberbergwerk Neu-Idria. In Oberkärnten, das reich an Bleigruben ist, liegt Villach mit 5000 Einw. Im Herzogthume Krain, das ebenfalls Landstände hat, liegen: die Hauptstadt von I., Laibach, am gleichnamigen Flusse mit 12,000 Einw.; sie ist gut gebaut, hat eine schöne Domkirche, viele höhere Lehranstalten, ein Theater, Porzellanfabriken, Gerbereien und bedeutenden Handel. In Unterkrain leben die Uskoken, ein halbcivilisirter slavischer Stamm, und in Innerkrain liegt die durch ihre Quecksilberbergwerke berühmte Bergstadt Idria mit 4200 Einw. – 2) Das küstenländische oder triester Gubernium. Hauptstadt desselben ist Triest (s.d.). Im alten Friaul liegt Görz am Isonzo mit 9000 Einw., welches ein Gymnasium, wichtige Seidenfabriken, Leder- und Zuckerbereitung hat. Aglar oder Aquileja, eine Lieblingsstadt des Kaisers Augustus und anderer Cäsaren, das ohne Sklaven und Kinder 130,000 Bewohner hatte, aber 452 von den Hunnen zerstört ward, ist jetzt ein armseliger Flecken, hat nur 1400 Einw. und gegenwärtig, da die benachbarten Sümpfe nicht ausgetrocknet werden, eine sehr ungesunde Lage; man findet hier viele [439] röm. Alterthümer. Die ins adriatische Meer sich hineinerstreckende Halbinsel Istrien, 104 ! M. mit mehr als 200,000 Einw. umfassend, ist gebirgig und liefert viel Wein und Südfrüchte, Austern, Seesalz und Fische. Capodistria, am Busen von Triest, liegt auf einer Felseninsel, welche mit dem festen Lande durch eine Brücke verbunden ist; sie hat 5700 Einw., bedeutenden Handel und war Hauptstadt des venetian. Istrien. Pirano mit 6000 Einw. hat einen guten Hafen und bedeutende Seesalzschlämmereien. Rovigno mit 9600 Einw. ist eine wichtige Hafenstadt. Zu I. gehören in administrativer Hinsicht auch die Quarnero-Inseln, deren Bewohner, Nachkommen der alten Liburner, sich mit Schifffahrt, Fischfang, Seiden- und Pferdezucht beschäftigen.