Johann ohne Land

[504] Johann ohne Land war 1166 geboren und 1199–1216 König von England. Er war der vierte Sohn König Heinrich II. und ein Bruder des berühmten Richard Löwenherz (s.d.). Er hatte sich gegen seinen Vater empört und erhielt nach dessen Tode kein Gebiet, daher man ihn dem. Beinamen: »Ohne Land« gab. Richard gab ihm ansehnliche Besitzungen, aber während jener auf seinem Kreuzzuge abwesend war, strebte I. nach unumschränkter Herrschaft. Richard kehrte zurück, verzieh ihm und ernannte ihn zu seinem Nachfolger. Nach Richard's Tode machte aber Arthur, der Sohn eines ältern Bruders I.'s, Ansprüche auf die Krone, und da für denselben die franz. Provinzen sich erklärt hatten, so entstanden Kämpfe, welche durch den Tod des jungen Arthur endeten, der seinem Oheim I. in die Hände gefallen war und von dessen Hand getödtet worden sein soll. Philipp August, König von Frankreich, foderte I. zur Verantwortung, weil derselbe durch die franz.. Besitzungen Vasall von Frankreich war, und als sich I. nicht stellte, so nahm der franz. König alle jene Besitzungen ihm weg, Da I. die Geistlichen in England mit Auflagen drückte, so that ihn Papst Innocenz III. in den Bann und nur durch völlige Unterwerfung unter Rom konnte I. auf seinem Throne sich halten. Vergebens suchte I. die franz. Besitzungen wieder zu erobern, er wurde geschlagen und auch der Adel Englands empörte sich gegen ihn und drang ihm 1215 die berühmte Magna charta ab. Da I. aber auch hier sich treulos bewies, so riefen die Barone des Reichs den Sohn des franz. Königs Philipp August, Ludwig, nach London, wo sie ihn 1216 zum Könige krönten. Flüchtig irrte I. um. her und starb 1216 in Kummer und Elend. Schon im folgenden Jahre entsagte Ludwig zu Gunsten Heinrich III., des neunjährigen Sohns I.'s.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 504.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: