Kaffern

Kaffern

[526] Kaffern (die), d.h. die Ungläubigen, haben diesen Namen, weil sie Heiden sind, von den Arabern erhalten, und bewohnen den südöstl. Theil Afrikas, nördl. von den Hottentottenlande und der Capcolonie, vom Flusse Keiskamma bis zur Lagoabai mit unbestimmter Begrenzung im Innern.

Sie unterscheiden sich durch die Schädelbildung von den Negern, haben aber aufgeworfene Lippen wie diese und hervorstehende Backenknochen wie die Hottentotten; ihr Haar ist kraus, der Bart ziemlich stark und die Farbe spielt aus dem Braunen ins Eisengraue. Sie selbst nennen sich Kussa und haben einen schlanken, sehr ebenmäßigen Wuchs. Das Land, welches sie bewohnen, wird von mehren bedeutenden Flüssen durchströmt und ist zum großen Theile noch unbekannt. Es wird von einer großen Menge wilder Thiere durchstreift, als Gazellen, Antilopen, wilden Pferden, Edern, Straußen, Löwen, Panthern, Schakals, und in den Stromniederungen leben vorzugsweise Elefanten und Flußpferde. Das Klima [526] ist sehr heiß, im Innern aber gesund. Eigenthümlich ist bei den Kaffern, daß es unter ihnen beiweitem mehr Weiber als Männer gibt; es herrscht daher unbeschränkte Vielweiberei. Sie sind ein Hirtenvolk und verstehen sich trefflich auf die Abwartung ihrer zahlreichen Viehheerden, deren Milch und Fleisch ihre Hauptnahrung ist; außerdem essen sie vorzugsweise Hirse, Mais, Wassermelonen und trinken fast nur Wasser. Schweins-und Hasenfleisch, Enten und Gänse, sowie Fische gelten ihnen für unrein. Sie sind leidenschaftliche Tabacksraucher; ihre Kleider verfertigen sie aus gegerbten Thierfellen. Sie sind gastfrei, reinlich, ehrlich, zuvorkommend, thätig und von Natur zum Frieden geneigt; werden sie aber gereizt und beleidigt, dann zeigen sie sich ebenso tapfer als grausam. Durch die Anmaßungen der holl. Bauern in der Capcolonie, welche die Kaffern, wo sich ein Mittel darbietet, um ihre Heerden und Wiesen zu bringen suchen, ist es zwischen beiden zu häufigen, nicht selten höchst blutigen Fehden gekommen, in welchen die Kaffern bewundernswürdigen Heldenmuth gezeigt haben. Ihre Hauptwaffe ist die Zagaye oder Hassagaye, eine 4–5 Fuß lange, mit eiserner Spitze versehene Lanze; außerdem führen sie Schild und Keule. Sie verstehen das Eisen zu schmieden, halten ihre Häuser, die sämmtlich an Gestalt den Bienenkörben gleichen, sehr reinlich, und die einzelnen Völker theilen sich in Stämme, deren jeder unter einem Häuptlinge steht, dessen Macht nur sehr wenig beschränkt ist. Ihre Sprache ist sehr wohlklingend. Die zahlreichsten Völker sind im Küstenlande: die Tambuki, welche 15,000 Krieger stellen können und die Mambuki, ein sehr tapferer Stamm, der auch Ackerbau treibt. Dasselbe gilt von den Betschuanen, den im Innern lebenden Kaffernvölkern, die wieder in mehre Völker zerfallen. Die mächtigsten sind: die Brikas, am Kruman und dessen Nebenflüssen; viele derselben sind von den Missionaren zum Christenthum bekehrt; ihre Hauptstadt ist Neulitaku mit 6000 Einw.; die Barralongs; die Marutzis am Mafumo sind den meisten übrigen Stämmen an Industrie überlegen, und ihr Häuptling oder König residirt in der großen Stadt Kuritschané, die erst vor etwa einem Jahrzehnd den Europäern bekannt ward und 16,000 Einw. hat. Das civilisirteste Volk unter allen Kafferstämmen sind aber die Macquinis, welche noch nördlicher wohnen als die vorigen, und mit großer Betriebsamkeit ihre Eisen- und Kupfergruben ausbeuten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 526-527.
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