Luchs

Luchs

[773] Luchs (der), ein Raubthier, zu dem Katzengeschlechte gehörig, wird 21/2 F., sein Schwanz nur 61/2 Zoll lang. Sein Kopf ist fast rund, sein Körper dick und die mittelmäßig langen Ohren sind an der Spitze mit einem Haarbüschel versehen.

Er hat krause, ziemlich lange, weiche und dichte Haare, eine grauröthliche Hauptfarbe; die Schwanzspitze ist schwarz und Backen, Schenkel und Schultern haben schwarze oder braune Flecke. Er hat schöne große Augen, womit er sehr scharf sieht. Seine Heimat ist Europa, das nördl. Asien und Amerika bis. an den Polarkreis. In den bewohnten Gegenden findet er sich nur noch sehr selten, z.B. in Deutschland, in Norwegen, Schweden, Polen, Rußland, der Schweiz und Italien hier und da, häufiger einzeln in großen Wäldern, wo er in Felsenklüften, Dachs- und Fuchshöhlen sich aufhält und im Winter selbst in die Nähe bewohnter Orte kommt. Wild und kühn, flieht er doch die Menschen. Den Hausthieren aber, wie dem Wilde, thut er großen Schaden. Er macht sich sogar an Hirsche und Rennthiere, sucht seine Beute durch 10–12 F. weite Sprünge zu erreichen, springt ihnen aufs Genick, zerbeißt ihnen die Pulsader und Flechsen, saugt zuerst das Blut aus und verzehrt dann das Fleisch. Bisweilen fällt er ganze Schafherden an, erwürgt eine große Anzahl davon und verzehrt dann blos das Blut und die edlern Eingeweide. In der Noth sucht er sich kleinere Säugthiere, selbst Waldvögel zur Beute. Das Weibchen wirst jährlich im April und Mai 2–4 Junge, die 9 Tage blind und zuerst von weißlicher Farbe sind. Werden sie jung eingefangen, so lassen sie sich leicht zu treuen Hausthieren zähmen. Die Luchse fängt man gewöhnlich in Garnen oder Tellereisen, oder erlegt sie mit Schießgewehr; doch ist bei Beidem Vorsicht nöthig, weil sie zur Wuth gereizt nicht selten die Jäger selbst anfallen. In einigen Gegenden des Nordens ißt man ihr Fleisch; der Balg gibt ein geschätztes Pelzwerk. – Von dem gemeinen, dem Rothluchs, unterscheidet sich der sogenannte Hirschluchs, im nördl. Europa und Asien einheimisch, durch sein graues, zartes vorzüglich an den [773] Schenkeln langes, dichtes Fell, durch die kurzen, oft ganz fehlenden Ohrenpinsel, durch den längern, nicht abgestutzten, sondern kegelförmig zulaufenden Schwanz und die bedeutendere Größe, obgleich er niedriger und gedrungener erscheint. Der canadische Luchs, im Norden Amerikas und Asiens zu Hause, ist um das Drittel kleiner als der gemeine, graubraun, ohne deutliche Flecken. Der Fuchsluchs hat wie jener ein gewelltes Fell, das im Sommer röthlich, im Winter braungrau ist. Der Sumpfluchs in den sumpfigen Gegenden des südl. Rußlands, in Persien, Ägypten, Nubien, hat ein hellgelblichgraues Fell mit einem schwarzen Streif von den Augen bis zur Nase und hohe Gliedmaßen. Der Stiefelluchs, rothgelb von Farbe, hat nach hinten und unten zu schwarze Füße und einen Schwanz, der fast halb so lang ist als sein Körper. Endlich ist noch der Karakal zu bemerken, der, in Afrika, Persien und Arabien einheimisch, einen Schwanz hat, welcher ihm bis auf die Fersen herabreicht; die Ohren haben lange Pinsel; der Pelz ist oben weinroth, unten weiß, die Brust gelbroth mit braunen Flecken und die Ohren sind außen schwarz, unten weiß. Die Tataren sollen junge Luchse zur Jagd abrichten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 773-774.
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