[7] Madēra oder Madeira, eine den Portugiesen gehörende afrik. Insel, westl. von der Küste von Marokko und zwischen den canar. Inseln und den Azoren gelegen, hat 161/2 ! M. Flächenraum und 100,000 Einw., meist von portug. Abkunft, Mulatten und Neger.
Die Insel trägt deutliche Spuren ihrer vulkanischen Entstehung, ist ausnehmend gebirgig und voll schroffer Basaltfelsen, deren höchste Gipfel sich im Pico Ruivo 5788 F. und Cima de Toriegas 8454 F erheben. Tiefe Schluchten ziehen sich von ihnen aus überall nach der Küste hinab, von denen eine der merkwürdigsten, der Coral genannt, eine Stunde lang und halb so breit von mehre 1000 F. hohen Felswänden gebildet wird. Das Klima ist ausnehmend mild und gesund, daher Brustkranke häufig hier Genesung suchen; zahlreiche klare Bäche erleichtern die Bewässerung der zum Anbau geeigneten Thäler und Küstengegenden, und es gedeihen treffliche Südfrüchte, Wein, Rosenholz, Kaffee, Taback und Kastanien, das vornehmste Nahrungsmittel der ärmern Classen, denn Getreide wird zu wenig erbaut und muß eingeführt werden. Ein wichtiges Landesproduct ist auch die Orseille oder Urzela, ein zum Scharlachfärben verwendetes Moos, das oft mit Lebensgefahr zwischen den Felsen gesammelt wird. Schädliche und Raubthiere fehlen ganz, und die zahllosen Eidechsen, die man dort antrifft, saugen höchstens Weintrauben aus; Kaninchen und Schweine sind die einzigen wilden vierfüßigen Thiere; Rinder, sowie Pferde, werden sehr wenige gehalten, und als Lastthiere dienen nur Maulesel. M. und die daneben liegende, an wildem Geflügel sehr reiche Insel Porto-Santo mit 1200 Einw., welche hauptsächlich Weinbau treiben, sowie die Eilande Las Desertas und Salvages, letzteres unbewohnt, bilden zusammen die Gruppe von M. und waren schon den Alten unter dem Namen Purpurinseln bekannt. Diese Kenntniß ging aber verloren und sie wurden 1419 von den Portugiesen von Neuem entdeckt und seit 1431 in Besitz genommen. Vorher unbewohnt und ganz mit Wald bedeckt, gab man ihnen den Namen Madera, d.h. Holz, brannte dieses aber, um Land zum Anbau zu gewinnen, so sinnlos nieder, daß kein Waldbaum übrig blieb. Anfänglich ward vorzüglich Zuckerrohr angebaut, jetzt aber sind Wein und Südfrüchte die Haupterzeugnisse, und von ersterm werden jährlich an 30,000 Faß zu zwei Oxhoft, jedes zu 240 Flaschen, erzielt und zur Hälfte ausgeführt. Die Weinberge werden immer nur auf ein Jahr und so verpachtet, daß dem Pachter und dem Eigenthümer jedem vier Zehntel, dem König und der Geistlichkeit jedem ein Zehntel des Ertrags zufallen. Der beste Maderawein gedeiht an der Südküste, heißt Madera-Malvasier und wird selbst dem Dry- (d.i. trockener) Madera vorgezogen, welcher diesen Namen erhält, weil man ihn aus dem noch vor der Kelter abgelaufenen Safte der reifsten und schon etwas eingetrockneten Trauben bereitet. Sonst wurde häufig Tri-Madera dafür gesagt und angenommen, solcher Wein habe dreimal die Linie passirt, indem allerdings weite Seereisen die Güte des Madera erhöhen, daher manche Schiffe auf der Reise nach Ostindien Madera mitnehmen, um ihn bei der Rückkehr theurer zu verkaufen, wo er dann aber doch nur zweimal die Linie passirt hat. Der Handel der Insel ist meist in den Händen engl. Kaufleute. und der großen Fruchtbarkeit ungeachtet herrscht wenig Wohlhabenheit. Die portug. Regierung bezieht übrigens ansehnliche Einkünfte von M., das ein besonderer Gouverneur verwaltet, welcher in der Hauptstadt Funchal mit 20,000 Einw. residirt, von welcher umstehend eine Ansicht folgt. Sie liegt an der Südküste im Hintergrunde einer von hohen Felsen umschlossenen Bai auf einem Abhange, ist weder hübsch noch bequem gebaut und blos darum reinlicher als andere portug. Städte, weil der Regen und ein durchfließender Bach den Schmuz die steilen Straßen hinab in die See abführen. Sie ist der Sitz eines Bischofs und hat mehre Klöster, in deren einem man ein Zimmer ganz mit den Schädeln und Gebeinen von 3000 auf M. gestorbenen heiligen Männern ausgeschmückt sieht; auch gibt es hier das einzige Trappisten-Nonnenkloster. Die Stadt wird von vier Forts vertheidigt und hat eine gute Rhede, welche die nach Ostindien und dem Cap segelnden Schiffe häufig besuchen, um Erfrischungen einzunehmen. M. blieb stets im Besitz der Portugiesen und ward 1801 und 1807 nur vorübergehend und um es gegen franz. Angriffe zu decken, von England besetzt. Während der letzten Kämpfe um die Thronfolge in Portugal (s.d.) fiel es 1828 in die Gewalt Don Miguel's und kehrte erst nach der Einnahme von Lissabon (im Jul. 1833) durch Don Pedro unter die Botmäßigkeit der Königin Maria da Gloria zurück.