Trappisten

[463] Trappisten heißen die Glieder eines wegen der furchtbaren Strenge seiner Regel berühmten Mönchsordens in Frankreich. Den Namen führen dieselben von einer in der Normandie liegenden Cistercienserabtei, die wegen des engen und beschwerlichen Eingangs in das Thal, in welchem sie liegt, la Trappe (die Fallthür) genannt wird, denn der Weg zu ihr führt durch eine Waldung und wird nur nach Kennzeichen an Bäumen und nach dem Sonnenstande aufgefunden. Die im Jahre 1140 von Rotrou, Grafen von Perche, gestiftete Abtei war lange Zeit hindurch wegen der Vortrefflichkeit der Äbte und der strengen Zucht der Ordensglieder berühmt. In der Folge aber kam die Zucht und gute Ordnung der Mönche so sehr in Verfall, daß sie wegen ihrer schwelgerischen Lebensweise und weil sie in der Umgegend die weiblichen Kinder stahlen, die Banditen von La Trappe genannt wurden. Im Jahre 1636 erhielt Armand Jean Bouthillier de Rancé die Abtei als Pfründe, der nach einer zügellosen Jugend selbst Mönch und Abt von La Trappe wurde und als solcher die strenge Regel der Trappisten stiftete. Die sieben noch vorhandenen Mönche pensionirte er und setzte dafür sechs Mönche von der strengsten Observanz der Benedictiner hin, an ihrer Spitze den Abt de Barbarin. Da ihm die Benedictinerregeln und deren Bußübungen nicht streng genug waren, so suchte er dieselben 1664 durch andere noch härtere zu überbieten. Den Ordensgliedern ist danach das strengste Stillschweigen zur Pflicht gemacht. Außer dem gegenseitigen Gruße: Memento mori (gedenke des Todes), außer den Gesängen und Gebeten bei den religiösen Übungen dürfen sie durchaus kein Wort sprechen. Ihre Bedürfnisse geben sie durch Zeichen zu verstehen, stehen um 2 Uhr auf, um eine Messe zu lesen, die bis 5 Uhr dauert, arbeiten dann, beten zweimal des Tages und legen sich um 8 Uhr, im Winter um 7 Uhr nieder. Ihre Nahrung besteht ausschließlich in Früchten, Kräutern, Wurzeln, Hülsenfrüchten, aber ohne Butter, und Wasser; sie schlafen auf Strohsäcken und Brettern und decken sich mit einer Decke zu. Nur im Zustande der Krankheit bekommen sie ein besseres Lager und eine nahrhaftere Speise. Gesund gehören die härtesten Feldarbeiten zu ihren täglichen Beschäftigungen, und in gänzlicher Abgeschiedenheit von der Welt müssen ihre Gedanken nach der Regel nur auf Buße und Tod gerichtet sein. Die stärkste Erinnerung daran ist, daß sie selbst jeden Abend an ihren Gräbern arbeiten. Die Ordenskleidung besteht in einem dunkelbraunen Mantel, einer gleichfarbigen Kutte, die auf bloßem Leibe getragen wird, und hölzernen Schuhen. Die Satzungen des Trappistenordens verletzen alle Begriffe eines vernünftigen Lebens und sind das Grab aller menschlichen Empfindung, aller Gelehrsamkeit und Wissenschaft, eine Freistatt des Selbstmordes. Außer den Laienbrüdern und Professen gibt es auch sogenannte Frères donnés in diesem Orden, d.i. solche, die sich nur eine Zeit lang zur Bußübung in La Trappe aufhalten. Als durch die Revolution das gesammte Mönchswesen in Frankreich erschüttert wurde, mußten auch die Trappisten dasselbe verlassen und flüchteten sich nach Deutschland, Rußland, England und Amerika. Unter der Anführung ihres Abts de la Prade wendeten sich auch welche in die Gegend von Büren und Welda im Paderbornischen, aber 1802 mußten sie sich auf den Befehl der preuß. Regierung von hier wieder wegbegeben; ebenso aus Freiburg 1811; aus Dorfeld im Münsterschen vertrieb sie 1812 Napoleon. Nachdem sie aber im Oct. 1815 ihre Stiftsabtei wieder an sich gekauft hatten, zogen sie sich hierher zurück und im Jahre 1817 kam auch die Colonie von England wieder in La Trappe an. Gegenwärtig haben die Trappisten in Frankreich wieder festen Fuß gefaßt und es gehören ihnen außer der Stiftsabtei noch neun Abteien, nämlich eine Abtei in Gard, die zweite in Port du Salut, die dritte in Mellerai, die vierte in Bellefontaine, die fünfte in Aiguebelle, die sechste in St.-Aubin, die siebente in St.-Baume, die achte in Bricquebec, die neunte in Dijon, welche für Nonnen des Trappistenordens bestimmt ist. Die Prinzessin Luise von Condé stiftete das erste Kloster der Trappistinnen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 463.
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