[193] Mosaik oder musivische Arbeit wird die Kunst genannt, mittels sorgfältiger Zusammensetzung von farbigen Stein- und Glasstiften, die durch seinen Kitt verbunden werden, Gemälde so künstlich nachzuahmen, daß man in einiger Entfernung wirkliche Malerei zu sehen glaubt.
Das Verfahren dabei verlangt im Allgemeinen, daß zuerst ein Grund von unter sich verbundenen Steinplatten gelegt und mit einer überragenden Einrahmung versehen wird. Die eingerahmte Fläche wird sodann in angemessener Höhe mit Kitt bedeckt und in diesen werden, so lange er noch weich ist, den darauf vorgezeichneten Figuren und dem dabei als Vorbild dienenden Gemälde gemäß, die Marmor- und andere Stein- und Glasstifte eingesetzt. Nach erfolgter Verhärtung des Kitts kann das Ganze polirt werden. Unbekannt ist die Zeit der Erfindung und der Erfinder der musivischen Arbeit, welche bei den Griechen und noch mehr bei den Römern so beliebt war, daß die Fußboden der Wohnungen der Reichen fast alle daraus bestanden und deren auch in den meisten Ländern außerhalb Italien, wo Römer wohnten, aufgefunden worden sind. In Herculanum und Pompeji sind fast alle Hofräume mit Mosaik, gewöhnlich mit einem Grunde von weißen Streifen und Verzierungen von schwarzen Marmorstücken versehen, und dort wurde auch im Oct. 1831 die bisher bekannte merkwürdigste antike Mosaik, ein 15 F. langer und 7 F. 8 Zoll breiter Fußboden ausgegraben, von dem umstehend eine Ansicht folgt. Man hält diese leider beschädigte Mosaik für eine Schlacht zwischen Alexander dem Großen und Darius, und sie gibt durch die Menge und bewundernswerthe Anordnung der Figuren ein Beispiel der großen Vollkommenheit dieser Kunst bei den Alten. Nach dem Untergange des weström. Reichs ward auch diese Kunst ausschließlich von den Griechen im oström. Reiche bewahrt und kam von dort im 13. Jahrh. wieder nach Italien, wo sie in der folgenden Zeit sehr vervollkommnet wurde. Papst Clemens VIII. ließ 1603 das Innere der Kuppel der Peterskirche damit auszieren und später ward die Mosaik vielfach zu Nachbildungen der Gemälde berühmter Meister benutzt, die dadurch fast unvergänglich werden, da Mosaik, wenn auch ihre Oberfläche gelitten hat, nur abgeschliffen zu werden braucht, um gänzlich hergestellt zu werden. Unter den neuern Kunstwerken dieser Art ist vor Allem die von Napoleon veranlaßte Nachbildung der berühmten Einsetzung des h. Abendmahls (s.d.) von Leonardo da Vinci in der Größe des Originals zu erwähnen, die sich jetzt in Wien befindet. Gegenwärtig unterscheidet man hauptsächlich zwischen florentinischer und röm. Mosaikarbeit, welche erstere nur aus natürlichen Steinen besteht, die schon eine gewisse Größe haben, während die röm. sehr kleine Stein- und Glasstifte anwendet, dadurch aber auch eine größere Feinheit der Darstellung erreicht. Durch die Erfindung, Tafeln mit Mosaikarbeiten querdurch in zwei oder drei dünnere zu schneiden, ist eine Vervielfältigung derselben möglich geworden. Auch aus natürlich bunten und künstlich gefärbten Hölzern wurde schon im Alterthume eine Art musivischer Arbeit hergestellt und seit dem 14. Jahrh. von Italien aus wieder in Aufnahme gebracht. Sie ist am bekanntesten unter dem franz. Namen Marqueterie, und man hatte es darin schon im 16. Jahrh. zur täuschenden Nachahmung von Gemälden gebracht.