[273] Neuhof (Theodor, Baron von), ein Abenteurer, welcher vor 100 Jahren die Augen von ganz Europa auf sich zog, nachdem er unter dem Namen Theodor I. im Jahre 1736 zum König der Insel Corsica von den gegen die Oberherrschaft von Genua empörten Bewohnern derselben ernannt worden war. Über seine frühern Verhältnisse gibt es sehr widersprechende Nachrichten und namentlich wurde er durch ein Manifest des Dogen von Genua als ein Herumtreiber, Alchymist und Betrüger öffentlich bezeichnet. Nach den gewöhnlich für begründet geltenden Angaben war er ein westfäl. Edelmann, wurde nach frühzeitigem Verluste seiner Ältern von einem Baron Drost erzogen, studirte bei den Jesuiten zu Münster und Köln und mußte von dort nach den Niederlanden flüchten, weil er einen jungen Grafen im Zweikampfe getödtet hatte. Er kam hierauf durch den span. Gesandten in span. Kriegsdienste, wurde Hauptmann und focht auf der afrikan. Küste gegen die Mauren, von denen er gefangen und an den Dei von Algier verkauft wurde, bei dem er sich in hohe Gunst zu setzen wußte und 10, nach Andern 18 Jahre dessen Vertrauen genoß. Dort und in Tunis suchten 1735 die gegen die genues. Oberherrschaft empörten Corsicaner Beistand und N. führ' ihnen darauf im Namen des Deis Geld und vornehmlich Kriegsbedürfnisse zu. Er verstand es, die streitbare Bevölkerung kurze Zeit unter seinen Oberbefehl zu vereinigen und einigermaßen zu organisiren, vertrieb die Genueser fast von der ganzen Insel und ward mit einem Lorberkränze zum Könige derselben gekrönt. Als solcher ließ er Geld prägen, richtete einen Hofstaat ein und stiftete einen Orden der Erlösung, suchte sich aber schon zu Ende des I. 1736 persönlich und gegen verheißene Handelsvortheile, von holländ. Kaufleuten neue Mittel zur Bekämpfung der Genueser zu verschaffen, die wieder die Oberhand gewonnen hatten. Dies gelang ihm auch und er behauptete sich wieder eine kurze Zeit, ward aber 1738 durch die den Genuesern zu Hülfe kommenden Franzosen abermals vertrieben und begab sich nach einigen spätern nicht glücklichern Versuchen zur Herstellung seiner Herrschaft, zuletzt nach England. Hier wurde er 1749 Schulden halber verhaftet und erst durch eine 1756 vom Minister Walpole veranstaltete Subscription, von der er seine Gläubiger zum Theil befriedigte, wieder frei, starb aber in bedrängten Umständen noch im nämlichen Jahre, daher ihm seine Freunde die Grabschrift setzen ließen: »Ein Königreich gab ihm das Glück, aber im Alter kein Brot.«