[377] Otaheite oder Tahiti, die größte von dem austral. Archipel der Gesellschaftsinseln, hat 201/2 ! M. und 10,000 Einw., deren Anzahl aber weit beträchtlicher war und sich durch von den Europäern eingeschleppte Krankheiten und die von der Einführung des Christenthums veranlaßten Kriege so weit vermindert hat. Alle jene Inseln erheben sich als steile Gebirge aus dem Meere, genießen ein überaus angenehmes Klima und sind höchst fruchtbar. Brotfruchtbäume (s.d.), Kokospalmen, Pisang, Yamswurzeln Zuckerrohr, mehre Arten Feigen und Südfrüchte, allerhand Obst, Gemüse, Farbepflanzen, Bambusrohr, die gewöhnlichen europ. Hausthiere und das überaus fischreiche Meer liefert der Bevölkerung von O. mit großer Leichtigkeit die erfoderlichen Lebensbedürfnisse, und aus der Rinde des Papiermaulbeerbaums sehr geschickt verfertigte Zeuche machten ehedem ihre hauptsächliche Bekleidung aus. Die Bewohner sind die wohlgebildetsten jener Gegend der Erde und von weißer Hautfarbe mit etwas braungelbem, in den untern Ständen dunklerm Anstriche, überaus reinlich und die Frauen sogar schön. Der sinnlich frohe, gutmüthige Charakter dieser Bevölkerung ließ nach den reizenden Schilderungen der O. besuchenden Seefahrer längere Zeit diese Insel für eine Art Paradies der Unschuld ansehen. Allein schon vor der Bekanntschaft mit Europäern bestand dort ein zügelloser Verkehr beider Geschlechter und außerdem ein grausamer Götzendienst mit Menschenopfern und manche andere unsittliche und barbarische Gewohnheit, die erst mit der gänzlichen Verdrängung der alten Religionsgebräuche durch das Christenthum im J. 1819 aufgehört haben. Mit diesem ward durch die Missionare auch europ. Bildung verbreitet, in der die Bewohner unter den Südseeinsulanern mit am weitesten vorgeschritten sind. O. ward 1767 von dem Capitain Wallis für England in Besitz genommen, wird aber seit 1823 ganz unabhängig von seinen einheimischen Häuptlingen regiert, welche mit einer Versammlung von Abgeordneten des Volkes die Gesetzgebung theilen.