[526] Pölitz (Karl Heinr. Ludw.) als vielseitiger und fruchtbarer Schriftsteller, sowie als Universitätslehrer, in einem weiten Kreise um Verbreitung von Bildung und Kenntnissen hochverdient, war der Sohn eines Predigers zu Ernstthal im Schönburgischen und 1772 geboren. Nach in Chemnitz zurückgelegten Schuljahren besuchte er die Universität Leipzig, wo er 1798 sich das Recht erwarb, Vorlesungen zu halten, und nachdem er seit 1805 an der Ritterakademie in Dresden als Lehrer der Moral und Geschichte gewirkt hatte, 1803 als außerordentlicher Professor der Philosophie angestellt. Im nämlichen Jahre aber ward P. nach Wittenberg versetzt, wo er als Lehrer des Natur- und Völker, rechts und der Geschichte wirkte, bis er 1815 als Professor der Geschichte und Statistik nach Leipzig zurückkehrte. Im J. 1820 wurde er hier zum Professor der Politik und der Staatswissenschaften ernannt und 1826 durch den Titel eines königl. sächs. Hofraths, 1833 aber vom Großherzoge von Hessen mit dem eines Geheimraths ausgezeichnet und starb daselbst im J. 1838. Seine zahlreichen Schriften in den Fächern der Philosophie, deutschen Sprache und schönen Literatur, Geschichte und Staatswissenschaft zeichnen sich überall durch Klarheit und abgerundete Darstellung aus; vorzüglich verbreitet ist seine »Weltgeschichte für Studirende und gebildete Leser« (4 Bde., 6. Aufl., Lpz. 1830) und seine »Kleine Weltgeschichte« (3. Aufl., Lpz. 1834). Zu seinen wichtigsten Werken gehören noch: »Die Staatswissenschaften im Lichte unserer Zeit« (5 Bde., neue Aufl., Lpz. 1827); »Die europ. Verfassungen seit 1789« (3 Bde.; 2. Aufl., Lpz. 1833–34) und die nach archivalischen Quellen verfaßte »Geschichte Friedrich August's, Königs von Sachsen« (2 Bde., Lpz. 1830). In seinen geschichtlichen und staatswissenschaftlichen Werken wird überall mit großer Besonnenheit für die Sache des Rechtes und des vernünftigen Fortschrittes gesprochen, allein mit versöhnender Beseitigung des Veralteten und ohne die gesetzlich geordnete Freiheit zu kränken, auch ist bei den seit 1830 vielfach eingetretenen Verfassungsänderungen in Deutschland sein Rath oft benutzt worden. Im Tode noch bewährte P. seine große Humanität dadurch, daß er seine überaus zahlreiche Bibliothek, deren Benutzung er schon bei seinen Lebzeiten bereitwillig zugestand, der leipziger Stadtbibliothek hinterließ.