Padua

[381] Padŭa oder Padŏva, die befestigte Hauptstadt der gleichnamigen Provinz des lombard.-venetian. Königreiches, hat 49,000 Einw., liegt in einer schön angebauten Ebene am Bacchiglione, über den eine 1826 erbaute Kettenbrücke führt und welcher durch Kanäle mit der Brenta und Etsch verbunden ist. Die Sage läßt P. älter sein als Rom, jedenfalls aber gehört es zu den ältesten Städten Italiens, wurde durch Karl den Großen den Longobarden abgenommen und verlor die später behauptete Selbständigkeit 1405 an Venedig, mit dem es in Folge der franz. Revolutionskriege an Östreich kam, von diesem 1805 zwar an Frankreich abgetreten, 1814 aber zurückerlangt wurde. P. hat ein alterthümliches, düsteres Ansehen und schlecht gepflasterte, unsaubere und enge Gassen; unter seinen zahlreichen Kirchen sind die des h. Antonius von Padua mit fünf Kuppeln und drei Thürmen, und die der h. Justina auszuzeichnen, vor welcher der außerordentlich große, kreisförmige Platz, Prato della valle, umgeben von schönen Gebäuden liegt. Hier finden jährlich Pferderennen und andere Volksfeste, sowie im Jun. die vielbesuchte Antoniusmesse statt und in der Mitte des Platzes, der vormals ein Sumpf war, bildet ein Kanal eine schöne 250 Schritt lange Insel, an seinen Ufern aber stehen 188 Bildsäulen berühmter Männer, welche auf der angeblich schon 1221, nach Andern 1260 hier gestifteten, einst hochberühmten Universität studirt haben, die noch [381] die vorzüglichste in Italien ist und 1200 Studirende zählt. Das schöne Rathhaus enthält einen 128 Schritt langen und 42 Schritt breiten, 75 F. hohen und säulenfreien Saal, mit einem Denkmale des hier geborenen röm. Geschichtschreibers Titus Livius und des ebenfalls von hier gebürtigen, im Dec. 1823 zu Gato im Reiche Benin an der Sklavenküste gestorbenen, ägypt. Alterthumsforschers Belzoni. P. ist der Sitz einer königl. Delegation und Provinzialcongregation, eines Bisthums, mehrer Gymnasien und wissenschaftlicher Vereine; der Handel mit Vieh, Wein, Öl, Getreide ist weit bedeutender als das am Orte betriebene Fabrikwesen. – Von Napoleon erhielt der Abkömmling einer mit ihm verwandten corsischen Famille, Arrighi, welcher 1812 Generallieutenant war, den Titel Herzog von Padua. Er machte sich namentlich in Leipzig als franz. Gouverneur durch seine hatten Maßregeln verhaßt, wurde 1815 aus Frankreich verbannt und lebte später in Italien.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 381-382.
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