Papagai

Papagai

[395] Papagai. Die Papagaien sind blos in den heißen Gegenden der alten und neuen Welt zu Hause, werden aber bei uns wegen ihres meist prächtigen Gefieders und der Fähigkeit, leichter als andere Thiere Worte nachplaudern zu lernen, was ihnen ihre breite Zunge und drei eigenthümliche Muskeln im untern Kehlkopfe möglich machen, von Wohlhabenden und Reichen häufig als Stubenvögel gehalten.

Sie gehören in die an Arten zahlreiche Gattung der sogenannten Klettervögel, haben Kletterfüße (an denen zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten gerichtet sind) mit gespaltenen Vorderzehen, und sehr dicke, kurze, von der Wurzel aus hakenförmig gebogene Schnäbel. Unter allen Vögeln sind sie die einzigen, welche ihre Nahrung mit den Füßen zum Schnabel führen und dies, verbunden mit ihren drolligen Gewohnheiten, indem sie an Gegenständen, welche sie mit den Zehen umfassen können, nach allen Richtungen umherklettern, sich mit dem Schnabel allein daran festhalten und zu allerlei Kunststückchen mit großer Gelehrigkeit sich abrichten lassen, hat ihnen den Namen der Affen unter den Vögeln verschafft. Auf ebenem Boden ist ihr Gang unbehülflich und da von ihrem Fluge Dasselbe gilt, so sind sie ungeschickt zu weiten Reisen. Ihr Alter bringen sie über 100 Jahre, leben paarweise und brüten ihre Eier, ohne ein Nest anzulegen, in hohlen Bäumen aus, vereinigen sich aber eine Zeit lang im Jahre zu zahlreichen Flügen, welche dann in Gärten und Pflanzungen, wo sie einfallen, großen Schaden an den Früchten thun, welche ihre hauptsächliche Nahrung ausmachen. In der Gefangenschaft werden sie mit Hanf, Hirse, in Milch geweichter Semmel oder Zwieback, mit Nüssen und andern Früchten, auch wol mit Fleisch gefüttert, was sie gern fressen, ihnen aber nicht immer zuträglich ist. Wegen der Menge der Arten sind die Papagaien in mehre Unterabtheilungen geschieden worden, deren erste die Aras, die größten von allen, ausmachen, welche zuweilen über zwei Fuß lang werden. Sie haben unbefiederte Wangen, einen langen stufenartig abnehmenden Schwanz, sind beißig und lernen nicht gut sprechen, haben aber prächtige Farben und leben sämmtlich in Amerika. Einer davon und zwar der rothe Ara, von seiner Stimme und Farbe, oder der sogenannte westindische, auch indianische Rabe, ist der größte unter den nachstehend abgebildeten Papagaien und die Hauptfarbe seines Gefieders ist prächtig roth, auf den Flügeln himmelblau. Eine andere Abtheilung machen die Sittiche aus, welche einen keilförmigen Schwanz, befiedertes Gesicht und mittelgroßen Schnabel haben, sehr zahm werden, aber meist nicht gut sprechen lernen. Zwei derselben sind auf der Abbildung zu oberst dargestellt und der vorderste davon ist »der bärtige Sittich« aus Ostindien, der grün mit blauem Scheine auf Rücken und Flügeln und rosavioletten Nacken und Backen sieht, und an der Unterkinnlade eine Art Bart hat, der andere aber ist »der ausgezeichnete Sittich« aus Neuholland, dessen vorzüglich prächtiges Gefieder an Kopf, Brust und Hals purpurroth, der Bauch gelb ist, während die Federn des Oberkörpers schwarz mit goldgelber Einfassung und in den Flügeln violette, grüne, schwarzblaue und weiße vereinigt sind. Die Kakadus haben den Namen von ihrer Stimme, zeichnen sich durch einen beweglichen Federbusch und kurzen, abgestutzten Schwanz aus und die in Ostindien vorkommenden sehen meist weiß, wie der mit »schwefelgelbem Federbusche« in der Mitte der Abbildung; Schnabel und Füße sind schwärzlich. Die zwei zu beiden Seiten desselben abgebildeten sind in Neuholland zu Hause und von dunkler Farbe. Den Kakadus durch den Federbusch und kurzen Schwanz ähnlich sind die in Ostindien heimischen Rüsselpapagaien, welche jedoch nackte [395] Wangen, eine lange, rundliche, an der Spitze hohle und gespaltene Zunge und einen ungemein großen Ober- und sehr kleinen Unterschnabel haben und von denen »der schwarze Rüsselpapagal« die unterste Stelle auf der Abbildung einnimmt. [396] Dicht über ihm sitzt ein gemeiner oder aschgrauer Papagai, auch Jako genannt, welcher in Afrika zu Hause und aschgrau, der Schwanz roth gefärbt ist. Er zeichnet sich vor beinahe allen andern durch Gelehrigkeit und zuthuliches, artiges Benehmen aus und ist deshalb als Stubenvogel sehr beliebt. Von den kleinen oder Zwergpapagaien sind in der Mitte des Bildes der Inseparable, d.i. unzertrennliche, welcher in Afrika und Ostindien zu Hause und wie eine Lerche groß ist, meist grün sieht mit scharlachrother Stirn und Kehle und rothem Schwanze mit schwarz und grüner Querbinde, und seinen Namen von der zärtlichen Anhänglichkeit hat, welche besonders das Männchen dem Weibchen beweist, ohne daß jedoch darum die Trennung der Thierchen den Tod derselben mit sich bringt, und endlich der schwarzgeflügelte Papagai von Java abgebildet, welcher an Kopf und Hals grün, obenher dunkelfarbig, am Schwanze violett sieht und einen rosafarbigen Schnabel hat. Ein prächtiger Vogel ist auch der Noira aus Ostindien, welcher scharlachroth und nur auf den Flügeln und den Deckfedern des Schwanzes grün sieht und gezähmt wegen seines einschmeichelnden Wesens beliebt ist. Sonst nennt man auch die hauptsächlich rothen Papagaien Loris und die, welche bei grüner Hauptfärbung in den Flügeln rothe oder gelbe Punkte haben, Amazonen. Eine besondere Gattung sind endlich noch die Erdpapagaien in Australien, welche kleinere Schnäbel und besser zum Gehen auf ebenem Boden gebaute Füße haben, auch meist auf der Erde ihre Nahrung suchen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 395-397.
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