[423] Passah oder Paschah, die jüdischen Ostern, nach der hebr. Bedeutung des Wortes »schonender Vorübergang«, weil der Würgengel in Ägypten die israelitische Erstgeburt verschonte, ist das größte der drei israelitischen Hauptfeste und wurde zum Andenken an den glücklichen Auszug der Israeliten aus Ägypten im ersten Vollmonde des Frühlings vom 14. bis zum 21. des Monats Nisan gefeiert. Dies mußte immer beim Nationalheiligthum geschehen und, wie früher bei der Stiftshütte, so versammelten sich später zu Jerusalem alle Israeliten zu diesem Feste. Der erste und letzte Tag waren vorzüglich heilig und religiösen Versammlungen beim Heiligthum und der Ruhe von aller Arbeit gewidmet. Die Feier des Festes selbst erfoderte, daß am 14. Nisan Abends ein männliches Schaf-oder Ziegenlamm, [423] das ein Jahr alt und ohne Leibesfehler sein mußte, im Vorhof des Heiligthums geschlachtet, dann ganz gebraten und vom Hausvater und seiner Familie oder andern dazu gebetenen Gästen (immer aber in Gesellschaft) so verzehrt wurde, daß nichts davon bis auf den folgenden Tag übrig blieb. Als Zukost genoß man bittere Kräuter und ungesäuertes Brot und trug zugleich bei der Mahlzeit Reisekleider; beides zum Andenken an den schnellen Auszug aus Ägypten. Die Geschichte des Auszugs selbst ward vorgelesen, am Schlusse der Mahlzeit aber wurden vier Becher Wein herumgereicht, wo beim zweiten Becher der Hausvater seinem Sohne auf dessen Befragen, Zweck und symbolische Bedeutung der Mahlzeit zu erklären hatte und darauf das große Hallel (Lobgesang) angestimmt. Wie jetzt, so mußte auch bei Strafe der Ausrottung während des ganzen Festes ungesäuertes Brot fortgegessen, ja es durfte nicht einmal gesäuertes Brot oder Sauerteig in den Häusern aufbewahrt werden daher das Passah auch das Fest der ungesäuerten Brote genannt wird. An jedem einzelnen Festtage wurden dem Jehova zum Besten der ganzen Nation besondere Opfer und am zweiten Tage des Festes auch die reife Erstlingsgarbe, von einem Brandopfer begleitet, dargebracht, wodurch erst die Getreideernte für eröffnet erklärt war. Da die Passahfeier zu unterlassen jedem Israeliten bei Todesstrafe verboten war, so mußten Diejenigen, welche durch levitische Unreinheit oder weil sie nicht zu rechter Zeit beim Heiligthum anlangten, um das Passah am 14. Nisan zu schlachten, die Feier einen Monat später nachholen. Wie alle Feste der Juden, so hatte auch das Passahfest, nach der ihm von Moses (s.d.) ertheilten Bestimmung, nicht nur eine religiöse Bedeutung, indem es zum lebhaften Danke für die Befreiung aus der ägypt. Knechtschaft auffoderte, sondern es war auch bei den alljährlichen Versammlungen der ganzen Nation ein kräftiges Mittel, den Gemeinsinn zu wecken und den Verkehr zu befördern. Noch jetzt gilt das Passah als eins der wichtigsten Feste der Juden und wird von ihnen unter sorgfältiger Beobachtung ihres Gesetzes, durch den Genuß ungesäuerter Brote oder Mazzes und mit Gebeten in der Stille gefeiert.