Rossbach

[748] Rossbach heißt ein Dorf zwischen Weißenfels und Merseburg, im querfurter Kreise des Regierungsbezirks Merseburg, der preuß. Provinz Sachsen, welches geschichtlich merkwürdig ist durch den im siebenjährigen Kriege dort am 5. Nov. 1757 von Friedrich II. mit 21,600 M. über die vom Herzoge von Sachsen-Hildburghausen befehligten Truppen der Reichsarmee (27,800 M.) und 36,000 Franzosen unter dem Prinzen Soubise erfochtenen Sieg, welche sich Sachsens bemächtigen wollten, während die Östreicher Schlesien bedrohten und Berlin selbst gebrandschatzt wurde. Die Preußen hatten am 4. Nov. ein Lager zwischen R. und Bedra bezogen, vor dessen Fronte die Dörfer Schortau und Leiba lagen. Diesem gegenüber ließen die Gegner am 5. Nov. 6000 M. unter dem General St.-Germain, welcher die Aufmerksamkeit des Königs dorthin richten sollte, während die Hauptmacht rechts abmarschirte, um die linke Flanke der Preußen zu umgehen und sie von der Saale abzuschneiden, jedenfalls aber zwischen zwei Feuer zu bringen. Erst Nachmittags 25 Uhr war der König, welcher an jene Bewegung des bisher trägen Feindes nicht hatte glauben wollen, derselben gewiß geworden, ließ das Lager abbrechen, ein Bataillon und einige Schwadronen Reiter zur Beobachtung des Generals St.-Germain zurück und maschirte dem ohne alle Vorsichtsmaßregeln auf Reichartswerben ziehenden Feinde, von einem schmalen Landrücken vor demselben verborgen, entgegen. Plötzlich sah sich dieser hier von einer starken, auf dem höchsten Punkte jenes Landrückens, dem Janushügel, aufgefahrenen preuß. Batterie beschossen und seine Reiterei, bevor sie noch sich zum Gefecht ordnen konnte. von der preuß. unter General Seydlitz angegriffen und nach kurzem Kampfe in die Flucht getrieben. Denselben Erfolg hatte der von der preuß. Infanterie unter des Königs eignem Befehle begonnene und von der Reiterei unterstützte Angriff auf das feindliche Fußvolk, sodaß die ganze, den Preußen so sehr überlegene Armee sich in der größten Verwirrung bei Freiburg über die Unstrut flüchtete und Tags darauf nur noch Nachzügler von den verfolgenden Siegern angetroffen wurden. Diese hatten an Toden und Verwundeten 23 Offiziere und 518 M. verloren, während die Gegner 1000 Tode und über 2000 Verwundete hatten und 5000 Gefangene, 67 Geschütze und das meiste Gepäck ein, büßten. Eine pyramidenförmige Denksäule dieses Sieges ließen die Bauern von Reichartswerben, und ein zweites Denkmal 1792 Prinz Louis von Preußen und die Göcking'schen Husarenoffiziere errichten, welches aber Napoleon nach der Schlacht bei Jena wegführen ließ. Nach der Schlacht bei Leipzig ward jedoch vom Bülow'schen Corps ein neues Denkmal bei R. aufgerichtet, das lange Zeit eine sprüchwörtliche schmachvolle Erinnerung für die Franzosen blieb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 748.
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