[27] Salpēter, salpetersaures Kali ist ein in der Natur reichlich vorhandenes Salz, das sich namentlich überall bildet, wo thierische Substanzen verwesen. Auf Ceylon, in Nordamerika am Flusse Crooked, in Brasilien, in Afrika u.s.w. finden sich viele Höhlen, in denen sich fortwährend Salpeter erzeugt, und auch mehre Pflanzen, als Boretsch, Taback, Runkelrüben u.s.w., enthalten Salpeter. In Ungarn gewinnt man viel Salpeter, indem man auf sanfte Abhänge, wo sandiger Boden ist, von den Dörfern alle Arten von Flüssigkeiten leitet, die sich dann in den Boden ziehen. Von diesen sogenannten Kehrplätzen wird jährlich sechsmal die obere Schicht hinweggenommen und ausgelaugt. Im Allgemeinen gewinnt man ihn in den Salpeterhütten oder Salpeterplantagen aus Acker- und Düngererde, in welcher sich verwesende thierische Stoffe befinden, aus ausgelaugtem Kalkäscher von Seifensiedern, Kalk- und Lehmschutt aus alten Gebäuden u.s.w. Der rohe Salpeter, welcher zuerst gewonnen wird, krystallisirt in kleinen spießigen Krystallen und hat eine braune Farbe. Er enthält noch eine Menge fremdartiger Salze und muß gereinigt oder raffinirt werden. Dann krystallisirt er in sechsseitigen Säulen mit vier schmalen und zwei breiten Flächen. Er hat einen kühlen, bitterlich scharfen Geschmack, ist geruchlos, luftbeständig, schmilzt von der Rothglühhitze zu einer ölartigen, dicken Flüssigkeit, welche zu einer im Bruche grobstrahligen Masse erkaltet, die man sonst Prunellensalz nannte. Er löst sich im Wasser, und zwar in warmem in größern Quantitäten als in kaltem, auf, ist fast noch einmal so schwer als Wasser, besteht aus Kali und Salpetersäure und verpufft auf glühenden Kohlen. Man benutzt ihn zur Bereitung des Schießpulvers, der Salpeter- und Schwefelsäure, zur Glasfabrikation, zum Einpökeln des Fleisches, als Schmelzmittel, als Reinigungsmittel der edlen Metalle, als Arzneimittel u.s.w. – Die Salpetersäure ist eine scharfe Säure, welche natürlich nur in chemischen Verbindungen vorkommt. Man gewinnt sie aus dem Salpeter, in welchem sie mit Kali verbunden ist, durch Destillation mit Schwefelsäure, sowie aus salpetersaurem Natron. Die concentrirte Salpetersäure, gewöhnlich rauchende genannt, hat eine röthlichgelbe Farbe und stößt rothe Dämpfe aus. Sie hat im verdünnten Zustande einen rein sauern Geschmack und färbt organische Stoffe bleibend gelb. Mit Ausnahme des Goldes und Platins löst die Salpetersäure die meisten Metalle auf unter Aufbrausen und Entwickelung von rothgelben Dämpfen. Das Scheidewasser ist mit Wasser verdünnte [27] weiße Salpetersäure und das Goldscheidewasser, Königswasser (lat. aqua regis) ist Salpetersäure mit einem Drittel Salzsäure gemischt, und löst Gold und Platin. Stickstoff und Sauerstoff, zwei Stoffe, die für sich nur in gasförmiger Gestalt vorkommen, bilden die Bestandtheile der Salpetersäure. Man benutzt diese in der Färberei, in der Hutfabrikation, zum Färben des Holzes, in der Kupferstechkunst und in der Goldarbeiterei.