Verona

[593] Verona, Hauptstadt einer Delegation des lombardisch-venetian. Königreichs, liegt in einer fruchtbaren Ebene an beiden Ufern der Etsch, über welche vier steinerne Brücken führen, von denen eine von 448 F. Länge nur drei Bogen hat, und zählt 58,000 Einw. Die Stadt ist befestigt, hat viel enge und krumme Gassen, und der am linken Flußufer gelegene Theil wird Veronetta genannt. Von mehren öffentlichen Plätzen ist die Piazza Bra oder de' Signori durch das prächtige ehemalige Rathhaus, welches eine werthvolle öffentliche Gemäldesammlung enthält, und die Bildsäulen der hier im Alterthume geborenen vier berühmten Männer, Catull, Cornelius Nepos, Plinius des Ältern und Vitruv, sowie durch den alten fürstl. Palast ausgezeichnet. Die breiteste Straße ist der Corso und enthält mehre ausgezeichnete Gebäude, ist aber auch nicht gerade, was sich nur von der Straße des neuen Thores rühmen läßt. Die Kathedrale und zahlreichen übrigen Kirchen enthalten viele Merkwürdigkeiten; die des heiligen Zeno soll aus dem 9. Jahrh. herrühren und von einem darin befindlichen großen Porphyrgefäß wird erzählt, daß es der Teufel auf des Heiligen Befehl aus Istrien habe hierher bringen müssen. In Sta.-Maria Antica befinden sich die Grabmale der Familie della Scala (s.d.), in einer andern wird der angebliche Sarg von Romeo und Julie gezeigt; die meisten enthalten ferner schöne Gemälde, da V. einst der Hauptsitz der lombard. Malerschule war und Paul Veronese's Geburtsort ist. Der ital. Senat, das Militair- und Generalcommando, der höchste Gerichtshof des Königreichs, sowie die obersten Behörden der Provinz haben ihren Sitz in V., wo sich auch mehre höhere Bildungsanstalten für Künste und Wissenschaften, wichtige Bibliotheken, Antiken- und Kunstsammlungen und ein besonders durch Fischversteinerungen vom benachbarten Bolcaberge ausgezeichnetes Naturaliencabinet des Grafen Gazzola befinden. Die Seidenmanufactur, Leinen- und Wollenweberei und mehre andere Gewerbe werden schwunghaft betrieben und auch der Handel ist lebhaft. Da V. zu den ältesten Städten Italiens gehört, fehlt es daselbst und in den Umgebungen nicht an Alterthümern, unter [593] welchen das angeblich vom Kaiser Diocletian aus Marmor aufgeführte und von allen aus dem Alterthume übrigen Gebäuden der Art am besten erhaltene röm. Amphitheater besonders merkwürdig ist. Es hat eine Höhe von 56 F., ist länglichrund, 464 F. lang und 367 F. breit, und im Art. Amphitheater (s.d.) schon abgebildet. Das Innere bietet 46 ringsherum laufende Reihen Sitze von rothem Marmor mit 32 Ausgängen auf den untern und ebenso vielen auf den obern Arcaden. Die Gründung V.'s wird den Etruskern, den Rhätiern und selbst den Galliern zugeschrieben. Später war es röm. Colonie und in seiner Nähe wurden seit dem 3. Jahrh. sowol in Bürgerkriegen als gegen äußere Feinde mehre große Schlachten geliefert. Heruler, Gothen, Longobarden herrschten hier, von welchen letztern Karl der Große V. an sein Reich brachte. Nach dessen Verfall wechselten seine Gebieter in den stürmischen Zeiten des Mittelalters mehrmals, bis es 1409 an Venedig kam, von dem es erst die franz. Revolutionskriege abrissen, der pariser Friede aber gab es 1814 an Östreich.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 593-594.
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