Wochenbett

[746] Wochenbett, Kindbett heißt die Zeit nach erfolgter Niederkunft, während der die von der eingetretenen Schwangerschaft herbeigeführt gewesenen Veränderungen im Körper der nunmehrigen Wöchnerin wieder so viel als möglich nach der Geburt (s.d.) durch Rückkehr des frühern Zustandes ausgeglichen werden und die zur naturgemäßen Ernährung des Kindes bestimmte Milchabsonderung in den Brüsten eintritt. Die letztere macht sich zuweilen schon in den letzten Tagen der Schwangerschaft bemerklich, erfolgt aber vollständig erst nach der Geburt und nimmt bis zum dritten bis fünften Tage zu, wo sie dann unter sonst günstigen Verhältnissen gleichmäßig anhält. Tritt die Milchabsonderung ungewöhnlich rasch und reichlich ein, so verursacht die schnelle Ausdehnung der Milchgefäße in der Brust Fieberbewegungen (sogenanntes Milchfieber). Die nicht immer eintretenden Nachwehen befördern die Zurückführung der Gebärmutter in ihren frühern Zustand, d.h. ihre Zusammenziehung, welche nebst ihrer Heilung von der durch Ablösung des Mutterkuchens erfolgten Verletzung, sowie der Ablenkung des bisher nach ihr gerichteten Bildungstriebes, welcher nun zur Milchbildung nöthig ist, theils wieder gleichmäßig dem übrigen Körper zugewendet werden muß, im Verlauf des Wochen, bettes erfolgen soll. Die Natur begünstigt das durch den Wochenfluß (Lochienfluß), durch welchen erst 3–4 Tage lang Blut, dann etwa eine Woche Blutwasser, endlich 14 Tage und länger schleimige Stoffe abgeführt werden, sowie durch den bald nach der Entbindung sich einstellenden Schweiß, welcher zum guten Verlauf eines Wochenbettes nothwendig und in den ersten fünf Tagen am stärksten ist. Er muß mäßig befördert werden, die Wöchnerin muß sich ruhig, soviel möglich von Sorgen für häusliche Angelegenheiten, Besuchen, Sprechen befreit, im Bett halten und vor Erkältung hüten. Das Zimmer muß gleichmäßig aber nicht zu warm gehalten, mäßig verdunkelt, jedenfalls vor grellem Licht geschützt sein. Ist nach dem dritten bis vierten Tage noch keine Stuhlausleerung erfolgt, so muß sie befördert werden. In den ersten Tagen sind der Wöchnerin nur reizlose, wenig nahrhafte Getränke und Speisen zuträglich, nach dem sechsten bis achten kann sie zu ihrer gewohnten Lebensweise zurückkehren, unter Beobachtung etwa nöthiger diätetischer Vorschriften, welche auch davon abhängen, ob sie stillt oder nicht, und es wird allemal gut sein, wenn sie das Bett nicht vor dem achten bis neunten Tage verläßt. Alle Wäsche muß ganz trocken und ausgewärmt sein, bevor die Wöchnerin sie in Gebrauch nimmt. Dieses Verhalten einer Wöchnerin bei naturgemäßem Verlaufe des Wochenbettes, welches in diesem Falle auch keineswegs wie ein Krankheitszustand zu betrachten ist, erleidet natürlich Abänderungen und erfodert ärztlichen Rath, wenn die Geburt unregelmäßig erfolgt, Verletzungen, Blutflüsse, Erkältung und in Folge davon etwa Fieber (s. Kindbettfieber) eingetreten sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 746.
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