[206] Andes (Geographie), das größte, erhabenste Gebirge der Erde, welches in der Regel nur von der Landenge von Panama an gerechnet wird, und hier an 1000 deutsche Meilen lang ist, allein eigentlich durch die Landenge selbst, durch das Reich von Mexiko und neu Mexiko, durch Oregan bis zu den Roki muntains, den Felsenbergen hoch im Norden fortgesetzt werden muß, mit denen es eine ununterbrochene Kette von 2000 Meilen bildet. Die Spitzen des Himalaja sind zwar höher als der Chimborazzo, doch außer diesem gibt es keine höhern Berge auf der Erde. Der letztere hat 20,100 Fuß, der Cotopaxi 17,700, der Antisana 17,900 etc. Von diesen Kolossen ist das herrliche Quito, selbst auf einer Höhe von 9000 Fuß liegend, umgeben. Und so ragen durch ganz Südamerika laufend, wie Edelsteine in einer kostbaren Perlenkette, an funfzig Riesenberge aus der Gebirgsreihe, welche überall die 14 bis 15,000 Fuß hoch gelegene Schneegränze erreichen, hervor, ein bezauberndes, nie und nirgends mehr gesehenes Schauspiel bietend. Die Andes sind die Quellen aller Ströme von Amerika. Von dem Hauptstrome, der sich nahe an dem stillen Weltmeer hinzieht, gehen drei Aeste ziemlich parallel aus, welche Neuspanien und Brasilien durchstreichen, das große Dreieck in drei unermessene Flußgebiete theilen und die ungeheuren Steppen einschließen, welche vor der Regenzeit beinahe der Wüste Sahara gleichen und nach dem Regen aus dem fruchtbaren Boden Grasfluren nicht, sondern Graswälder aufschießen sehen, die üppig wuchernd Roß und Reiter verbergen. Die Riesen der Schöpfung gehören ganz der Urgebirgsformation an, verbergen daher in ihrem Schoß keine Versteinerungen, dagegen sind ihre ungeheuren Spalten oft 4000 Fuß tief die zu den romantischen Schönheiten der Andes gehören zu Erzgängen umgewandelt, und enthalten die edelsten Metalle in größter Fülle, köstliche Steine aller Art; denn sowohl die Diamanten von Brasilien, wenn gleich im Flußsande[206] gefunden als die Platina und die Goldmassen in Mexiko verdanken ihr Entstehen den mächtigen, Jahrtausende alten Werkstätten der Natur. Dem Reisenden entlocken ihre Fülle von malerischen Ansichten wie von malerischen Gewächsen, ihre überaus mannichfaltige Vegetation, ihre prachtvollen Felsen und Schneekuppen, ihre krystallhellen, majestätisch großen Wasserfälle, ihre bunte Thierwelt die höchste Bewunderung.
V.
Brockhaus-1809: Die Geographie
Brockhaus-1837: Cordilleras de los Andes · Geographie
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