Congo (Kongo)

[468] Congo (Kongo) oder Kongo, ein bedeutendes Negerreich auf der Westküste von Afrika, den Portugiesen, welche dasselbe kolonisirten, gehörig Es erstreckt sich von dem Vorgebirge Lopez Gonsalva, nahe unterhalb des Aequators, bis zum Cap Negro in einer Länge von 250 Meilen, und ist vom atlantischen Ocean, vom Kaffernlande, östlich und nördlich aber von Oberguinea und vom Innern Afrika's begränzt, oder auch nicht begränzt, indem man nicht recht weiß, bis wohin man Congo ausdehnen soll. Da es ganz in der Tropenregion liegt, so würde das Klima dieses merkwürdigen Landes sehr heiß sein, allein die steten Seewinde, die Nähe des Meeres überhaupt, die Feuchtigkeit der Atmosphäre, und daher rührende häufige Regen, endlich die Höhe der Berge, und die kurze Dauer des Tages – dort wie in allen Tropenländern nur 12 Stunden während, – mildern die zu große Hitze. Es gibt dort zwei trockene und zwei nasse Jahreszeiten, die letzteren bei den Sonnenwenden, dagegen die ersteren bei dem jedesmaligen Durchgang durch den Aequator, daher finden auch vollständig zwei Ernten Statt. Der Boden ist überhaupt äußerst fruchtbar; zu dem Zuckerrohre, den herrlichsten Palmen, Pisang, Cassien, Tamarinden, Manglebäumen, zu den Yams, Manchlok und Pataten, brachten die Europäer Citronen, Feigen, Pomeranzen, mehltragende Gräser, wie Mais und Reis, Gartengewächse etc, so daß ein Reichthum von nützlichen und Arzneipflanzen zu finden ist, der in Erstaunen setzt. In gleich großer Menge ist das Thierreich ausgebreitet, und es finden sich dort die größten, merkwürdigsten Geschöpfe, der Elephant, das Rhinoceros, das ungeheure Flußpferd (der Hippopetamus), die riesige Giraffe, unter allen Thieren da jenige, welches die größte Höhe erreicht (bis 21 Fuß) – sind dort zu Hause. Neben ihnen wohnen Büffel- und Antilopenherden, Affen und äthiopische Schweine, Zebra's und Hunderte vcn andern großen und kleinen Thieren, aber auch beinahe alle Raubthiere, welche die Luft, das Land und das Meer aufzuweisen hat; denn so reich wie der[468] feste Boden bevölkert ist, sind auch die andern Elemente bedacht. Die Neger jenes Reichs bilden nicht einen zusammenhängenden Staat, sondern sind zertheilt in viele kleine Nationen, welche jedoch alle mehr oder weniger eine gleiche Abkunft, einen gemeinsamen Stamm verrathen, denn sie sind kleiner, minder schwarz (mehr olivenbraun), haben nicht so dichtes, sondern ein länger gekräuseltes, röthliches Haar, wodurch sie sich auch von den Kaffern und den Negern in Guinea unterscheiden, haben minder aufgeworfene Lippen, überhaupt eine angenehmere Gesichtsbildung. Ein großer Theil des Volkes ist von den Portugiesen zum Christenthume bekehrt worden. Im Innern des Landes wohnen in bedeutender Anzahl die Schaggas, aus der Mitte von Afrika kommend, sich als Eroberer rings umher verbreitend und furchtbar machend. Sie gehören noch jetzt zu den wildesten Völkern, sind kriegerisch, und waren lange Zeit die besten Sklavenlieferanten, indem sie bloß Krieg führten, um Neger anderer Stämme zu fangen, und den Engländern zu verkaufen. Sie schlachten ihre eigenen Kinder, um sie zu essen, und sind große Freunde von dieser Kost, fangen deßhalb auch fremde Kinder ein, welche sie zu diesem Endzwecke mästen. – Man trifft dort die orientalische Sitte der Vielweiberei. Des Reiches eine Hälfte wird von einem Könige, die andere von einer Königin regiert. In beiden Theilen werden Menschenopfer angestellt. Im Uebrigen leben die armen Frauen dort in einem traurigen, höchst untergeordneten Verhältniß, sind die eigentlichen Sklavinnen ihrer Männer, und müssen für alle Bedürfnisse des gebietenden oder schlafenden Herrn sorgen. Untreue der Frauen wird hart gestraft und die Eifersucht der Männer bedient sich eines Zauberers, Mumbo Jumbo, als Hüter derselben.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 468-469.
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