Dioskuren (Mythologie)

[186] Dioskuren (Mythologie). Kastor und Pollux waren die Zwillingsbrüder der Helena, Kastor ein Sohn des Tyndaros und der Leda, Pollux aber und Helena Kinder des Zeus; zwei innigverbrüderte Heroen, Theilnehmer am Zug der Argonauten (s. d.), am Kampfe des Herkules gegen die Amazonen, an der Jagd des kalydonischen Ebers, wie beim Raube der Töchter des Leukippos, Phöbe und Hilaira, wo aber Kastor, der sterblichgeborene Tyndaride, seinen Tod fand. Pollux war darüber untröstlich, und Zeus rief seinen Sohn in den Olymp; aber Pollux flehte, seine Unsterblichkeit mit dem Bruder theilen zu dürfen, und Zeus gewährte. Fortan waren die Brüder wechselsweise im Olymp und im Reiche der Schatten. Beide werden als Jünglinge abgebildet, neben einander reitend, über den Häuptern, mit spartischen Hüten bedeckt, zwei Sterne, durch welche das ihnen geweihte Zwillingsgestirn angedeutet wird. Dieses Sternenpaar führt die Namen Kastor Und Pollux, und da das Gestirn täglich auf- und untergeht, so ist der Theil der Mythe, welcher von dem wechselvollen Aufenthalt der Brüder im Olymp und in der Schattenwelt handelt, eine astronomische Allegorie. Diese Sternbrüder und Brüdersterne sind Sinnbilder inniger und hoher Freundschaft, zugleich auch Seefahrern günstig und Retter aus[186] Stürmen, daher sie auch in Seestädten hauptsächliche Verehrung fanden. Es gibt noch eine ältere, tiefsinnigere Lehre von den Dioskuren, und man will Dioskurendienst und Dioskurenverehrung unter verschiedenen Namen und unter ganz verschiedenen Völkerschaften nachweisen können und gefunden haben, z. B. auch in der Asalehre, wo Baldur und Hernode diese Zwillingsbrüder sein sollen. Auf der griechischen Insel Samothrake fand ein aus uralten Zeiten abstammender Mysteriendienst Statt, der die Lehre von besondern Gottheiten, den Kabiren, in sich faßte. Diese Kabiren werden für identisch mit den Dioskuren gehalten.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 186-187.
Lizenz:
Faksimiles:
186 | 187
Kategorien: