Gennah (Mythologie)

[382] Gennah (Mythologie). Das Paradies der Moslemin; nach ihren Glaubenslehren also geschildert: Wenn unter Donner und Erdbeben der Tag des Gerichts naht, und die Berge der Erde zu Staub zersplittern,[382] dann werden die Frommen eingehen in die wonnigen Gärten der Herrlichkeit. Sie werden sitzen auf seidnen Polstern, bedient von Jünglingen, die ewige Jugend schmückt, mit Bechern voll Weines, die sich von selbst füllen, voll Weines, der nie berauscht. Liebreizende, jungfräuliche Mädchen, Houri's genannt, schön und herrlich anzuschauen, mit schwarzen Augen, die den Perlen gleichen, die noch in der Muschel liegen, werden mit ihnen kosen und lustwandeln unter duftenden Lotosbäumen, in schattenreichen Wäldern. Luft und Genuß erwartet dort die Seligen; ihre vorangegangenen Lieben finden sie wieder. Flüsse von Wein, Milch und Honig durchströmen das Paradies. Die höchste Seligkeit genießen aber in diesen himmlischen Gefilden nach dem Tode die Gläubigen, die Heiligen und Märtyrer, nämlich das göttliche Wohlgefallen, das nie getrübte Anschauen Gottes, den sie ewig rühmen und preisen, ganz durchdrungen von seiner Herrlichkeit, von dem Glanze seiner Majestät. Engel grüßen sie dort mit Friedensgrüßen, und das höchste denkbare Glück ist das, durch andere Freuden nicht gestörte Schauen Gottes von Angesicht zum Angesicht. Alle die Vorstellungen der Muhamedaner von einem andern Leben, von Lohn und Strafe in demselben zeugen von einer ausschweifenden, aber großartigen Phantasie, die oft höchst poetisch ist.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 382-383.
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