[434] Luise von Lothringen, Tochter des Grafen Vaudemont von Lothringen, wurde im Jahr 1554 in Nomeny geb., von einer Gräfin Solms mit mütterlicher Sorgfalt erzogen, und 1575 mit Heinrich III., König von Frankreich, vermählt, den ihre Reize anzogen, aber nicht lange fesselten, da ihre ernste Gemüthsstimmung, ihre Kälte und der Eifer, sich den strengsten Religionsübungen hinzugeben, ihn von ihr entfernten. Sie war schön und geistreich, und ward vor ihrer Vermählung leidenschaftlich von einem wackern Ritter, Franz von Brienne aus dem Hause Luxemburg, geliebt, ohne jedoch dessen Gefühle zu erwiedern, denn der Graf von Salm war der Gegenstand ihrer ersten und wohl auch einzigen Liebe. Nach ihrer Vermählung beobachtete sie zwar die unerschütterlichste Treue gegen ihren Gemahl, indeß blieb das Andenken des Grafen[434] ihr stets theuer, und der Schmerz, daß die Convenienz sie verhindert hatte, sich mit ihm zu verbinden, versenkte sie in einen Tiefsinn, der zuletzt in Melancholie ausartete. Heinrich, von Natur leichtsinnig und unbeständig in seinen Neigungen, wurde dadurch um so eher gleichgiltig gegen seine Gemahlin, von derer im Anfang seiner Ehe gesagt hatte: »Als König stehe ich höher als alle Andere, aber »ich kann auch behaupten, daß ich die vollkommenste Frau des Königreichs besitze.« Mit den Jahren nahmen ihre strengen Bußübungen und ihre Scheu vor allem Weltlichen nur zu; sie kleidete sich in die gröbsten Stoffe, beschäftigte sich fast ausschließend nur mit Gebet und zog sich nach dem Tode des Königs nach Moulins zurück, wo sie auch den 20. Januar 1601 starb.
A.