[81] Lothringen, frz. Lorraine, Bezirk im N. des deutschen Reichslandes Elsaß-Lothringen, 6223 qkm, (1900) 564.829 E. (67.874 Evangelische, 6891 Israeliten), darunter 9461 Luxemburger und 7342 Franzosen; Mundart zu den fränkischen; 47 Eisenerzbergwerke, Steinkohlenbergbau, Salinen, Eisenhütten und -walzwerke, Porzellan-, Steingut-, chem., Plüsch-, Seidenfabriken. 9 Kreise (Metz, Stadt und Land, Bolchen, Château-Salins, Diedenhofen-Ost und -West, Forbach, Saarburg, Saargemünd), 36 Kantone; Sitz der Behörden Metz; Wappen s. Abb. 503, bei Elsaß. Früher deutsches Herzogtum, auf welches der Name des weit größern Lotharingischen Reichs übergegangen war, dann franz. Landschaft, seit 1871 teils französisch, teils deutsch. Den Namen hat L. von Lothar II., dem Sohne Kaiser Lothars I., der es 855 erhielt. Im Vertrage zu Mersen 870 wurde es zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen geteilt. Otto I. verlieh es 953 seinem Bruder Bruno, Erzbischof von Köln, der das Land 959 in Ober-L. (Mosellanien) und Nieder-L. (Ripuarien) teilte. Nieder-L. (Brabant) fiel 1429 an Burgund. Ober-L. kam 1047 an die Grafen von Elsaß, nach deren Aussterben 1431 an Renatus von Anjou, Titularkönig von Neapel, 1473 an Renatus, Grafen von Vaudemont, der als der Stammvater des neuern lothring. Geschlechts angesehen wird. Sein jüngster Sohn Claudius stiftete in Frankreich die Nebenlinie Guise (s.d.). Während der Minderjährigkeit Karls III. riß Heinrich II. von Frankreich 1552 die Bistümer Metz, Toul und Verdun an sich; 1670 bemächtigte sich Frankreich des ganzen Landes und gab es erst 1697 wieder heraus. Herzog Franz Stephan IV. (s. Franz I., röm.-deutscher Kaiser) trat es 1735 gegen Toskana an Stanislaus, König von Polen, ab, nach dessen Tode (22. Febr. 1766) es an Frankreich fiel. Durch den Frankfurter Frieden kam 1871 Deutsch-L. (der größere Teil des ehemal. Dep. Mosel und der kleinere Teil des Dep. Meurthe) an Deutschland [Karte: Bayern, Baden etc. I]. – Geschichte von Derichsweiler (2 Bde., 1900).