Karl I.-VI.

[548] Karl I.-VI., sagenhafte Könige von Schweden. Karl VII., von 1160–68, fiel gegen die Norweger. – Karl VIII., König von 1448–70. – Karl IX., jüngster Sohn Gustav Wasas, stürzte 1602 seinen Bruder Sigismund, der zugleich König von Polen wat, regierte kräftig, fast tyrannisch und verschaffte Schweden im Norden große Achtung, st. 1611, der Vater Gustav Adolfs. – Karl X., Gustav, von mütterlicher Seite Enkel des Vorigen, Sohn des Pfalzgrafen Johann Kasimir v. Zweibrücken, geb. 1622, wurde nach Christinens Abdankung 1654 König, ein ungewöhnlich kühner Krieger, der Dänemark u. Polen an den Rand des Abgrundes brachte u. Schweden auf ihre Kosten sowie Rußlands vergrößerte, st. 1660. – Karl XI., Sohn des Vorigen, geb. 1655, übernahm 1672 die Regierung, herrschte strenge und beraubte den Adel nicht nur mancher Vorrechte, sondern auch früher erworbener Staatsgüter, st. 1697. – Karl XII., Sohn des Vorigen, geb. 1682, übernahm nach dem Tode seines Vaters die Regierung u. hatte sogleich mit Peter I. von Rußland, dem Könige von Dänemark und mit August von Sachsen-Polen zu kämpfen, die sich an der Ostsee mit schwed. Provinzen vergrößern wollten. K. XII. landete aber schnell bei Kopenhagen und beschoß die dän. Hauptstadt, wodurch er Dänemark zum Frieden von Travendahl zwang (8. Aug. 1700). Im Spätherbst des gleichen Jahres schlug er mit 800 Schweden die russ. Hauptmacht bei Narwa. das folgende Jahr das sächs. poln. Heer an der Düna, 1703 bei Clissow, so daß er den König August von Polen entthronen u. seinen Freund Stanislaus Lesczinski zum König wählen ließ. Durch Schlesien drang er in Sachsen ein, ließ sein Heer sich fast ein Jahr lang gütlich thun, verstärkte es mit gewaltsam ausgehobenen Sachsen und zog erst ab, als August im Frieden von Altranstädt allen Ansprüchen auf Polen entsagt hatte. Im Jahr 1707 wandte er sich gegen Peter von Rußland, drang gegen Moskau vor, ließ sich aber gegen den Rath seiner Feldherren durch den Kosakenhetman Mazeppa bewegen, südwärts in die Ukraine zu ziehen. Er fand die versprochenen Hilfsmittel nicht, Hunger und Winterkälte rieben einen Theil des Heeres auf, ein aus Livland herbeigezogenes Corps wurde abgeschnitten und größtentheils vernichtet, K. XII. selbst am 8. Juli 1709 [548] bei Pultawa von der russ. Uebermacht geschlagen und zur Flucht in die Türkei genöthigt. Hier blieb er bis 1714, so lange er noch eine Hoffnung hatte, die Türken zum Kriege gegen Rußland zu bewegen. Durch Ungarn und Deutschland kam er verkleidet den 22. Novbr. 1714 nach Stralsund, das er vergebens zu halten suchte. Schweden war damals von Rußland, Dänemark, Sachsen-Polen, Preußen u. Hannover angegriffen, K. XII. wollte seine Gegner durch Unterhandlungen trennen, Peter I. durch Abtretungen u. Zugeständnisse auf seine Seite bringen, fiel aber inmitten seiner großen neuen Entwürfe am 30. Novbr. 1718 in den Laufgräben vor der norweg. Festung Friedrichshall durch einen meuchlerischen Schuß. Das schwedische Volk hing ihm mit bewunderungswürdiger Treue an u. brachte ihm unglaubliche Opfer, auch hat sich in neuester Zeit herausgestellt, daß die Vorwürfe von Tollkühnheit u. Starrsinn ihm mit Unrecht gemacht werden. Voltaires Charles XII. ist unhistorisch; neueste Geschichte K.s XII. vom Schweden Lundblad (deutsch von Jensen, Hamburg 1835–40). – Karl XIII., geb. 1748, war unter seinem Bruder Gustav III. Oberbefehlshaber der Flotte als Herzog v. Südermanland und focht ehrenvoll gegen die Russen; nach Gustavs III. Ermordung Regent bis zur Volljährigkeit Gustavs IV., nach dessen Entthronung König; schloß mit Rußland den verlustvollen aber nothwendigen Frieden von 1809, adoptirte den Prinzen Karl August von Augustenburg, nach dessen schnellem Tode den französ. Marschall Bernadotte, dem er auch die Leitung der Staatsgeschäfte fast gänzlich überließ; st. d. 5. Febr. 1818.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 548-549.
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